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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller
Autoren: Elena Sender
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Aktionen auf dem Laufenden halten und ihm alles erzählen, was ich über dich wusste.«
    Sie hatte geseufzt. »Ich schäme mich so …« Rachel hatte kein Wort gesagt. Kleinlaut hatte Joanna erklärt: »Trotzdem, ich habe versucht, dich zu warnen. Ich habe dir Nachrichten geschickt.«
    »Nachrichten?«
    »Claus Dalby …«
    »Der Gärtner … das warst du?«
    »Ja. Du kennst doch meine Leidenschaft für Blumen.«
    »Hast du mir etwa auch das Foto von Samuel geschickt? Warum bloß?«
    »Damit du die Sache aufgibst und dich nicht von ihm beeinflussen lässt. Ich hatte Angst, dass durch mein Verschulden Sacha irgendetwas zustoßen könnte.« Joanna hatte zu weinen begonnen. Rachel war aufgestanden und wortlos aus dem Zimmer gegangen. Sie hatte niemandem von dieser Unterredung erzählt.
    Rachel schaltete den Backofen aus, zog ihre marineblaue Cabanjacke über und ging, die Tasse in der Hand, nach draußen. Sie stützte sich mit den Ellenbogen auf das Geländer und blickte, auf der Suche nach Sacha, über den Spielplatz. Plötzlich entdeckte sie einen Mann im schwarzen Mantel, der zielstrebig auf das Gebäude zusteuerte. Um ihn besser sehen zu können, beugte sie sich vor, doch er war schon verschwunden. Sie wartete darauf, dass der Aufzug sich in Bewegung setzte, doch da tauchte der Mann auch schon am Ende des Flurs auf. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie begriff, dass es sich um Samuel handelte, der, eine Tasche über der Schulter, geradewegs auf sie zukam. Rachel richtete sich auf, und schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie seit einem Monat genau diesen Moment herbeigesehnt hatte. Samuel sah aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Sein Gesicht war fahl, er hatte dunkle Schatten unter den Augen und einen Dreitagebart. Doch seine Augen leuchteten. Als sie sich schließlich gegenüberstanden, sahen sie einander schweigend an. Dann tat Samuel noch den letzten Schritt, der sie voneinander trennte, und umarmte sie.
    »Es ist schon so lange her …«, murmelte er, als er sie an sich drückte.
    Rachel schloss die Augen. »Wo hast du bloß gesteckt, verdammt noch mal?«, stieß sie hervor. »Ich dachte schon, ich würde dich nie wiedersehen.«
    »In den USA «, erwiderte Samuel. Er schob sie ein Stück von sich, sah sie prüfend an. »Wie geht es dir? Und Sacha? Wo steckt er eigentlich?«
    Rachel machte eine Kopfbewegung in Richtung Park. »Nachdem er seine fünf Injektionen bekommen hat, macht er mithilfe von Kirsten überraschend schnell Fortschritte. Es ist einfach unglaublich.«
    »Und dir, wie geht es dir?«
    Rachel löste sich sanft von ihm. »Möchtest du einen Tee?« In der Wohnung holte Rachel eine weitere Tasse und füllte sie zur Hälfte. Das heiße Getränk duftete leicht nach Bergamotte.
    »Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet. Wie geht es dir?«, beharrte er.
    Rachel seufzte. »Ich habe wegen meines Sohnes darauf verzichtet, einen der schlimmsten Mistkerle, dem ich je begegnet bin, an den Pranger zu stellen. Ich bedauere es zwar nicht, aber ich habe Schwierigkeiten, die ganze Sache zu verarbeiten und über meine Wut beziehungsweise meine Niedergeschlagenheit hinwegzukommen, die ich, je nach Gemütslage, seitdem empfinde.«
    »Alles, was ich dazu sagen kann, ist«, meinte Samuel, »dass du eine Mutter bist, die sich für die Gesundheit ihres Kindes verantwortlich fühlt. Und ehrlich gesagt, habe ich deine Entscheidung nicht eine Sekunde infrage gestellt.«
    Gerührt sah Rachel ihn an. »Das ist das Netteste, was ich seit Langem gehört habe. Und ich hatte ja noch nicht einmal Gelegenheit, mich für deine Geste zu bedanken. Dass du meinetwegen auf deine Sensationsmeldung verzichtet hast, das war wirklich … heroisch.«
    Nachdem Samuel die Tasse auf dem Couchtisch abgestellt hatte, holte er eine Mappe aus seiner Tasche und öffnete sie. Zwei Blätter kamen zum Vorschein, die er ihr reichte. »Aus meiner Sicht ist da das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ich habe dich nicht angerufen, weil ich erst ganz sicher sein wollte, ehe ich dir davon erzähle. Hier, das werde ich veröffentlichen. Ich möchte gern deine Meinung dazu hören.« Er lächelte verschmitzt. Neugierig ergriff Rachel die beidseitig bedruckten Blätter. In großen Lettern stand über dem Artikel:
    MEIN VATER UND DAS ATTENTAT
    GEGEN GREEN GROWTH
    Und der Untertitel lautete: »Richard Reeds Geständnis«.
    Rachel runzelte die Stirn. »Was ist …«
    »Ich war in Atlanta«, erklärte Samuel. »Nachdem ich Reeds Adresse
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