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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller
Autoren: Elena Sender
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Richard deinen Bericht und deine Adresse und Telefonnummer auf seinem Computer hatte, oder?«, fragte er sie leise.
    Der Anblick schnürte ihr die Kehle zu. Ja, nun verstand sie es. Sie konnten ihren Blick nicht von dem Gesicht lösen. Der Mann hatte kurz geschnittene Haare und keinen Bart mehr, aber seine grünen, goldgesprenkelten Augen, das kantige Gesicht …
    »Jesus …«, murmelte sie und strich zärtlich über das Display. »Also, dann ist es wirklich Jesus …«
    »Ja, von Anfang an ist er es gewesen.«
    »Ich konnte es damals einfach nicht glauben.« Rachels Augen füllten sich mit Tränen.
    Mit sanfter Stimme fuhr Samuel fort: »Als er zwei Monate nach dem Unfall aus dem Koma erwacht ist, wagte er nicht, dir zu sagen, in welchem gesundheitlichen Zustand er sich befand. Und noch weniger, dass er in Wahrheit Reeds Sohn ist. Er schämte sich und zog es vor, den anonymen guten Samariter zu spielen. Wenn er es dir gesagt hätte, hättest du ihm ohnehin nicht geglaubt!«
    Nachdenklich sah Rachel noch immer auf das Smartphone. »Ich dachte, er läge im Koma.«
    »Daraus ist er erwacht.«
    »Was wird denn jetzt aus ihm?«
    »Du meinst, wenn die Geschichte bekannt wird? Mach dir keine Sorgen, wir sind schließlich viele, die ihn beschützen und da herausholen wollen.«
    Rachel füllte eine Thermoskanne mit Tee, nahm eine weitere Tasse und eine Dose mit Plätzchen mit. Begleitet von Samuel, stieg sie die Treppe hinab, die zur Grünfläche führte. Die Kinder spielten noch immer laut kreischend auf dem Rasen. Es war sehr schnell Herbst geworden. Samuel setzte sich neben Rachel auf die Bank, während diese zu Kirsten hinüberrief: »Möchtest du einen Tee?«
    Die Physiotherapeutin im schwarzen Jogginganzug und mit einer Mütze auf dem Kopf wandte ihnen den Rücken zu. Sie stand auf dem Pfad, der zum Spielplatz führte. Als sie sich umdrehte, wirkte sie erstaunt, Rachel in Begleitung eines Mannes zu sehen. Sie rief: »Wir kommen gleich!«
    Kirsten tat einen Schritt zur Seite, und zum Vorschein kam Sacha in einer weißen Jacke mit großer Kapuze, die ihm bis zu den Augen reichte. Die Hände auf den Laufwagen gestützt, strahlte er bis über beide Ohren.
    »Mama, sieh nur!«
    Der kleine Junge, der fest auf seinen Beinen stand, schob den Wagen voran und machte zwei Schritte, schob ihn erneut ein Stück vor und machte wieder zwei Schritte … bis er bei seiner Mutter angekommen war. Rachel applaudierte so fest, dass ihr die Hände brannten. Auch Samuel freute sich über dieses Glück.
    »Juchhu! Du bist der Größte!«, rief Rachel. Unglaublich stolz lachte Sacha schallend. Rachel fing ihn auf und bedeckte ihn mit Küssen, während sie ihn auf ihre Knie hob.
    »Kirsten, du erinnerst dich an Samuel, nicht wahr?«, sagte sie. »Sacha, mein Schatz, das ist Samuel, ein befreundeter Journalist.«
    »Ehrlich gesagt, habe ich nicht geglaubt, Sie noch einmal wiederzusehen«, gestand Kirsten ihm. »Was Sie an jenem Abend gemacht haben, war wirklich gut.«
    »Was Sie gemacht haben, war auch gut«, erwiderte Samuel. »Ohne Ihre Hilfe hätten wir Sacha nicht so schnell gefunden.«
    »Lasst uns nicht darüber reden«, unterbrach Rachel die beiden. »Wer von euch möchte denn von meinen Plätzchen?«
    »Ich!«, schrie Sacha. »Mama, hast du gesehen, wie ich gelaufen bin?«
    Rachel schloss ihn in ihre Arme und drückte ihn ganz fest an sich. »Na klar habe ich das gesehen! Was denkst du denn?«
    Kirsten probierte ein Plätzchen. »Bald bist du so gut, mein Kleiner, dass du mit mir am New-York-Marathon teilnehmen kannst!«
    Die beiden Freundinnen lächelten sich zu. Kirsten kümmerte sich nun schon seit geraumer Zeit täglich um Sacha und hatte zu ihrem kleinen Schützling eine starke Bindung entwickelt, die weit über das Berufliche hinausging. Die beiden trainierten unermüdlich, und inzwischen konnte Sacha mit seinem Laufwagen schon zehn Meter an einem Stück zurücklegen. Also, was spielte es da schon für eine Rolle, dachte Rachel, dass sie sich eine neue Arbeit, ein neues Umfeld, neue Freunde suchen musste. Sacha konnte laufen, das war das Einzige, was im Moment zählte. Sie wusste, sie hatte die richtige Entscheidung getroffen. Seit jener schrecklichen Nacht schien es, als wäre auch Kirsten, aus welchem Grund auch immer, eine andere geworden.
    Lächelnd betrachtete Rachel ihre kleine Welt. Ihre Zukunft zeichnete sich ab. Sie drückte Sacha noch ein wenig fester an sich, ehe sie sacht Samuels Hand ergriff. Ihre Finger verflochten
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