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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller
Autoren: Elena Sender
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Rachel erkannte den Direktor der RenokPharma und seinen Sohn sofort. Sie erinnerte sich an die Fotos der beiden in der Eingangshalle des Labors. Und wieder hatte sie dieses beunruhigende Déjà-vu-Gefühl, als sie den Junior mit seinen schwarzen, zurückgekämmten Haaren und dem Businessmanngehabe sah. Und plötzlich erinnerte sie sich. Der Vega-Nachtklub . Und sofort wusste sie, wer seit Dezember der Informant von Reed und Renoksen war. Dieser Verrat traf sie wie eine heftige Ohrfeige. Doch sie ließ sich nichts anmerken. »Sehr erfreut, Sie endlich kennenzulernen«, sagte sie ironisch. »Ich würde gerne erfahren, was Sie vorhaben: Sie wollen uns sicher erpressen, oder? Mich bedrohen, bis ich den Bericht, der das Verhalten Ihres Schwagers und Ihr eigenes entlarvt, unter den Tisch fallen lasse, nicht wahr?«
    Hans Renoksen verschränkte die Arme. »Wir wollen Sie nicht bedrohen, sondern Ihnen vielmehr einen Deal vorschlagen.«
    »Einen Deal?«
    Hans Renoksen warf Professor Hansen einen Blick zu, und dieser nickte. »Wir finanzieren einen klinischen Versuch zur Regeneration des Rückenmarks durch Stammzellen. Ihr Sohn hat von Professor Hansen eine erste Injektion bekommen, die seiner Krankenakte zufolge eine ausgezeichnete Wirkung hatte. Er könnte weitere Injektionen bekommen und der erste offizielle Kandidat unserer Studie werden, die soeben vom Gesundheitsministerium genehmigt wurde.« Er reichte ihr ein Papier. »Die Einverständniserklärung ist vorbereitet, Sie müssen sie nur noch unterschreiben, und Ihr Sohn wird ab morgen mit der erfolgversprechendsten Methode des einundzwanzigsten Jahrhunderts behandelt. Haben Sie gesehen, wie positiv bereits eine einzige Injektion gewirkt hat? Stellen Sie sich das Ergebnis nach den fünf Verabreichungen vor, die das Protokoll vorsieht. Sacha wird sicherlich laufen können.«
    »Ich hoffe, das soll ein Scherz sein! Und das Krebsrisiko?«, fragte Rachel verbittert.
    »Wir haben nachweisen können, dass unsere Methode im Gegensatz zu der chinesischen dem Risiko einer Tumorbildung vorbeugt. Die Ergebnisse stehen Ihnen zur Verfügung.«
    Samuel beobachtete die Szene verblüfft, Kirsten abwartend. Rachel war bleich geworden und starrte ungläubig auf die Blätter, die vor ihr lagen. Sie stellte eine Frage, auch wenn sie die Antwort schon vorher wusste.
    »Und im Gegenzug?«
    Die stahlharten Augen von Hans Renoksen nahmen einen sanften Ausdruck an. »Sie sagen die für morgen angekündigte Pressekonferenz ab und ziehen den Bericht › Eiche und Schilfrohr ‹ mit der Begründung zurück, er enthalte nicht ausreichend belegte Fakten. Und Sie vergessen das Attentat. Für immer.« Christian Renoksen stellte ein Netbook auf den Schreibtisch und schaltete es ein. »Es reicht, wenn Sie Ihren Kollegen eine E-Mail schreiben.«
    Rachel, deren Magen sich zusammenkrampfte und deren Kopf zu platzen drohte, schwieg. All ihre Überzeugungen standen auf dem Spiel: Sie sollte darauf verzichten, einen Ganoven, einen Kriminellen zu entlarven, und einem klinischen Versuch, den sie von Haus aus ablehnte, zustimmen. Aber die Tatsachen sprachen für sich. Durch die Behandlung ging es Sacha besser. Durfte sie ihrem Sohn die Chance nehmen, eines Tages ein normales Leben führen zu können?
    »Und wenn ich ablehne?«, fragte sie tonlos.
    »Dann wird Sacha eben eine spätere Gelegenheit abwarten müssen, um sich auf die Liste der freiwilligen Probanden setzen lassen zu können«, erklärte Renoksen Senior. »Das dauert vielleicht drei, fünf oder gar zehn Jahre, die Plätze sind sehr begehrt.«
    Samuel ballte die Fäuste. »Sie arbeiten wirklich mit allen Mitteln.«
    Hans Renoksen bedachte ihn mit einem eisigen Blick. »Wir haben den Herrn Super-Großwildjäger nichts gefragt.«
    Samuel verschlug es die Sprache, Rachel senkte den Blick, und Renoksen zischte: »Ich hasse Jäger Ihres Schlages. Die Biodiversität ist ein Reichtum, der erhalten werden muss, eine Reserve künftiger Moleküle für die Medizin von morgen. Sehen Sie, Frau Karlsen, wir haben mehr Gemeinsamkeiten, als Sie vermuten.«
    Rachels verlorener Blick wanderte von Hans zu Christian Renoksen, dann weiter zu Samuel, Kirsten, dem noch immer schlafenden Sacha und zu Professor Hansen, der angelegentlich seine Schuhspitzen musterte.
    »Professor, sehen Sie mich an. Schämen Sie sich nicht, sich an einer solchen Erpressung zu beteiligen?«, fragte sie.
    »Wenn Sie dem Versuch zustimmen, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, damit Sacha so
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