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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens
Autoren: Maeve Binchy
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und dort ein nettes Möbelstück, ein femininer Touch sozusagen – das wird Wunder bewirken.« Er lächelte nachsichtig.
    Clara musste sich zusammenreißen, um nicht ausfallend zu werden.
    »Natürlich, ja, genau dieselben Maßnahmen würde ich ergreifen, um meine eigene Wohnung zu verschönern. Doch hier liegt die Sache vollkommen anders, denn ich kann nicht von einem Zimmer aus arbeiten, das nur über einen endlos langen Korridor zu erreichen ist. Wenn ich diese ambulante Klinik leiten soll, muss ich näher am Zentrum des Geschehens sitzen.«
    »Aber alle werden wissen, wo Sie zu finden sind. Ihr Name wird an der Tür stehen«, stammelte Frank.
    »Ich habe definitiv nicht die Absicht, mich hier in diese Ecke zu verkriechen«, erwiderte Clara.
    »Dr.Casey, Sie wissen, unsere Mittel sind begrenzt, Sie waren sich im Klaren über die Natur dieser Einrichtung, als Sie die Stelle annahmen.«
    »Wo mein Schreibtisch stehen sollte, war zu dem Zeitpunkt kein Thema, das wurde mit keinem Wort erwähnt. Die Raumfrage sollte später geklärt werden. Und heute ist später.«
    Frank gefiel ihr Tonfall ganz und gar nicht. Sie hörte sich an wie eine Lehrerin.
    »Und das ist der fragliche Raum«, sagte er.
    Sie war kurz versucht, ihn zu bitten, sie Clara zu nennen, doch ihr fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass dieser Mann, wollte sie hier etwas bewirken, ihre Autorität würde anerkennen müssen. Sie kannte diesen Typus.
    »Ich denke nicht, Frank«, entgegnete sie.
    »Können Sie mir vielleicht zeigen, wo man Sie sonst unterbringen könnte? Das Zimmer der Diätassistentin ist noch kleiner als das hier, die Sekretärin hat gerade Platz für sich und die Akten. Der Physiotherapeut muss sich das Zimmer mit einer Unmenge an Gerätschaften teilen, die Krankenschwestern brauchen ihre Station für sich selbst, und das Wartezimmer gehört nun mal vorn an den Eingang. Könnten Sie mir also freundlicherweise verraten, woher wir ein anderes Büro für Sie nehmen sollen, wenn Ihnen dieser absolut passende Raum nicht zusagt?«
    »Ich werde in der Halle sitzen«, erklärte Clara.
    »Die Halle? Welche Halle?«
    »Der große Raum, wenn Sie durch die Glastüren kommen.«
    »Aber, Dr.Casey, das geht doch nicht.«
    »Und warum nicht, Frank?«
    »Sie säßen da wie auf einem Präsentierteller«, stammelte er.
    »Ja und?«
    »Sie hätten keinerlei Privatsphäre, es sähe aus … es wäre einfach nicht richtig. Außerdem wäre da nur Platz für einen Schreibtisch.«
    »Mehr als einen Schreibtisch brauche ich auch nicht.«
    »Nein, Dr.Casey, bei allem Respekt, aber Sie brauchen mehr als einen Schreibtisch. Viel mehr. Zum Beispiel einen Aktenschrank«, beendete Frank lahm seinen Satz.
    »Ich kann doch einen im Zimmer der Sekretärin für mich reservieren.«
    »Und wohin mit den Krankenblättern Ihrer Patienten?«
    »In die Schwesternstation.«
    »Sie werden ab und zu einen ruhigen Ort benötigen, um mit den Patienten zu reden.«
    »Wir können ja diesen Raum hier, der Ihnen so am Herzen liegt, zum Beratungszimmer erklären, und das können wir dann alle benutzen, wenn wir es brauchen. Man könnte das Zimmer in ruhigen, warmen Tönen streichen und neue Vorhänge besorgen; ich suche sie auch aus, wenn Sie wollen. Dazu ein paar Stühle, ein runder Tisch. Okay?«
    Frank wusste, dass die Schlacht verloren war, aber er wagte einen letzten Vorstoß.
    »So etwas hat es hier noch nie gegeben, Dr.Casey, noch nie.«
    »Eine ambulante Herzklinik hat es hier auch noch nie gegeben, Frank, also hat es wenig Sinn, Dinge miteinander zu vergleichen, die es so noch nie gegeben hat. Wir richten diese Tagesklinik von Grund auf neu ein, und wenn ich sie leiten soll, dann werde ich das so machen, wie ich es für richtig halte.«
     
    Clara spürte, dass er ihr von der Tür aus noch immer missbilligend nachsah, als sie zu ihrem Wagen ging. Sie hielt den Kopf hoch und fror das aufgesetzte Lächeln auf ihrem Gesicht ein.
    Sie öffnete die Tür des Autos und setzte sich hinter das Steuer.
    Irgendjemand würde Frank nach der Arbeit heute sicher fragen, wie sie denn so sei. Sie wusste, was er antworten würde. »Eine beschissene Emanze.«
    Auf Nachfrage würde er sie als machthungrig bezeichnen, als eine Frau, die es nicht erwarten könne, es sich auf ihrem Chefsessel bequem zu machen und die Muskeln spielen zu lassen. Wenn er wüsste. Niemand durfte es je erfahren. Niemand würde je wissen, wie
wenig
Clara Casey diesen neuen Job haben wollte. Doch sie hatte zugestimmt, ihn für
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