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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
Autoren: David Weber
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verteilte seinen letzten Kameraden quer über die Wand, und dem Mann bot sich ein Bild wie aus einem Albtraum. Eine hochgewachsene Gestalt, schlank trotz ihres dicken Fells; wattierte Hosen, ein Hosenbein völlig zerfetzt und dunkelrot gefärbt; das Haar, das wie ein Sonnenaufgang im Schneetreiben wirkte, rahmte ein ovales Gesicht ein, die Augen schienen aus eisiger Jade zu bestehen, und die tödliche Mündung eines Gewehrs, in Hüfthöhe gehalten, schwenkte auf ihn zu ...
    Er schrie auf und betätigte den Abzug, als erneut ein Blitz die Dunkelheit zerriss.
    »Immer noch nichts von Zwo-Eins-Neun?«
    »Nein, Sir.«
    »Dann holen Sie den Shuttle unter Fernsteuerung 'rauf.«
    »Aber, Sir ... Was ist mit Singh und ...?«
    »Scheiß auf Singh!«, fauchte Howell und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die taktische Karte.
    Der blaue Punkt befand sich schon diesseits von Mathison V. Noch eine Stunde, und der Zerstörer wäre in Sensorreichweite, jederzeit bereit für genau das Manöver, das Howell am meisten fürchtete: eine vollständige Kehrtwendung, um die Sensoren aus dem Einflussbereich des künstlichen schwarzen Lochs zu holen, das der Fasset-Antrieb erzeugte. Der andere Captain konnte Sensordaten auffangen, das Schiff erneut wenden lassen und dann das Zentralgestirn umrunden. Anschließend konnte er den Antrieb zwischen sich selbst und Howells Waffen positionieren wie einen undurchdringlichen Schutzschild. Howell konnte ihn dann immer noch erwischen, doch dazu würde er seine eigenen Einheiten weit ausschwärmen lassen müssen - und letztendlich dabei nichts wirklich Lohnenswertes erreichen.
    »Sir, das ist nur ein Zerstörer. Wir könnten ...«
    »Wir könnten gar nichts. Dieser Dreckskerl holt sich hier einen Überblick aus der Vogelperspektive, und wenn der uns nahe genug kommt, um anständig Daten zusammenzutragen, dann wird er uns alle erledigen. Er kann wenden, uns scannen und seine SBF-Drohnen absetzen, und davon hat er drei Stück. Wenn wir die erste davon ausschalten, bevor sie in ihr Wurmloch eintaucht, dann wird er genau wissen, wie wir das geschafft haben. Dann wird er bei den anderen den Code außer Kraft setzen - und hinterher ihn zu erledigen, wird überhaupt nichts bewirken, also schaffen Sie dieses Shuttle hierher!«
    »Jawohl, Sir.«
    Die Frau kauerte sich in den Schnee, beugte sich über ihren Bruder, strich ihm über das blonde Haar. Sein Gesicht war unverletzt, Schneeflocken bedeckten seine gebrochenen, grünen Augen, und sie spürte, wie heißes Blut immer weiter ihren Parka durchnässte. Jetzt rann ihr auch schon Blut über die Lippen, und sie merkte deutlich, wie die Kräfte sie immer weiter verließen.
    Die Rampe des Shuttles wurde eingezogen, dann hob es auf seinem Kontragrav-Kissen ab und stand einen Augenblick reglos in der Luft. Schließlich heulten die Turbinen auf, die Nase des Fliegers hob sich, dann jagte er davon. Die Frau war alleine mit ihrer toten Familie, und endlich kamen doch die Tränen. Es war nicht mehr erforderlich, sich zu konzentrieren, und ihr eigenes Universum verlangsamte sich und passte sich wieder an den Rest der Existenz an, als der ›Ticker‹ sie endlich entließ und die Frau ihren Bruder fest an sich presste - sie versuchte, Schmerzen zu vertreiben, die nicht körperlicher Natur waren.
    Ich bin dir zu Hilfe gekommen, Stevie, dachte sie. Wenigstens bin ich dir zu Hilfe gekommen.
    Aber das war nicht genug gewesen. Es war nie genug! Diese Mistkerle, die hinter diesem Angriff steckten, waren für die Frau unerreichbar, und so gab sie sich ganz dem Hass hin. Er verschmolz sich mit ihrer Verzweiflung, vermischte sich damit, wie Wein und Gift sich vermischen, und sie öffnete ihr Innerstes und trank in tiefen Zügen.
    Ich hab 's versucht, Stevie. Ich hab 's wirklich versucht! Aber ich war nicht da, als du mich gebraucht hast. Sie beugte sich über den Leichnam, der immer noch in ihren Armen lag, wiegte ihn sanft hin und her, während sie immer weiter schluchzte, das Gesicht dem Wind entgegengewandt. Verdammt sollen sie sein! Für alle Zeiten verdammt!
    Sie hob den Kopf und blickte voller Zorn dem Shuttle hinterher, das längst außer Sicht war.
    Ich würde alles geben! Alles für nur noch einen einzigen Schuss! Nur einen einzigen ...
    »Alles, kleines Menschenkind?«
    Sie erstarrte, als dieser fremde Gedanke plötzlich ihr Hirn durchzuckte, denn dieser Gedanke kam nicht von ihr. Er kam nicht von ihr!
    Die Frau schloss die tränennassen Augen, scharlachrotes
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