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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Autoren: Der Kriegsgott
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erklärte er. »Ich habe Baron Marklios vor Bahzells Vorfahren
gewarnt, als er sich zur Ebene des Windes aufmachte. Als er nicht
hören wollte, habe ich ihn bedrängt, sich wenigstens von ihnen fern
zu halten und sie in Ruhe zu lassen, solange sie ihn in Frieden lie
ßen. Leider hörte er auch in diesem Punkt nicht auf mich. Wie fast
alle Flüchtlinge hasste er die Hradani für das, was sie unter der
Knute der Carnadosaner getan hatten. Es spielte keine Rolle, dass sie
keine Wahl gehabt hatten. Es war einfacher, sie zu hassen, als sie zu
verstehen. Und als seine Kundschafter die Lage der Vorfahren der
Pferdediebe ausgespäht hatten, wartete er bis zum Wintereinbruch,
nachdem die Ernten in den Scheunen verstaut waren. Dann befahl
er, wie Bahzell es beschrieben hat, diese Scheunen niederzubrennen,
damit sie verhungerten.«
Vollkommenes Schweigen herrschte in der Rinne, als er kurz inne
hielt. Die Sothôii standen wie versteinert da.
»Es war eine hässliche Zeit, meine Freunde«, fuhr Wencit bedau
ernd fort. »Für uns alle. Aber ich sage dir eines, Hathan Schildarm:
Die Leiden, die die Hradani durch die Carnadosaner erdulden
mussten, waren die grausamsten überhaupt. Sie wurden versklavt,
von Zaubern getrieben und beherrscht, deren Grauen ihr euch nicht
einmal annährend vorstellen könnt. Sie wurden benutzt, zu ver
sklavten Tieren gebrochen, die sich zwar daran erinnern konnten,
dass sie einmal mehr als Vieh gewesen waren, diese Zauber aber
dennoch nicht abschütteln konnten, von denen sie in ihren brutalen
Fängen gehalten wurden. Als eine Hand voll von ihnen gegen alle
Wahrscheinlichkeit nach Norfressa entkommen konnte, fielen die
anderen Menschenrassen über sie her und schlachteten sie ab wie
Tiere. Sie waren wegen der Untaten, welche die Hradani ihnen un
ter der Knute der Carnadosaner angetan hatten, zu hasserfüllt, um
auf mich zu hören – oder auf Herzog Kormak oder Ernos von Sara
mantha. Wir alle sagten ihnen, dass die Hradani keine Wahl gehabt
hatten.
Deshalb haben sie eure Herden überfallen, Hathan, denn eure ei
genen Vorfahren haben ihnen nichts anderes zu essen übrig gelas
sen. Und sie haben eure Pferde geschlachtet und gegessen, ebenso
wie eure Rinder. Sie haben sogar Pferdefleisch bevorzugt, weil sie
wussten, wie sehr ihr diese Tiere liebtet, und sie haben alles getan,
was sie konnten, alles, um einmal gegen die erbarmungslosen Krie
ger zurückzuschlagen, die versucht hatten, sie und die Ihren wie
Ungeziefer zu vertilgen. Es war dein Volk, das ihnen den Namen
Pferdediebe gegeben hat, Hathan, aber sie hätten keinen anderen
Namen in der Welt lieber geführt. Denn auch Hradani verstanden es
zu hassen, und deine Vorfahren haben ihnen mehr als genug Grün
de für diesen glühenden Hass gegeben.«
Er schwieg, und die Sothôii drehten sich nach und nach von ihm
weg und sahen sich verwirrt an. Es wäre ihnen niemals in den Sinn
gekommen, Wencits Worte anzuzweifeln, auch wenn sie alles ins
Gegenteil verkehrten, was man sie gelehrt hatte. Schließlich war er
Wencit von Rûm, der letzte Weiße Zauberer. Und, wie er gesagt hat
te, im Gegensatz zu ihnen hatte er das, was für sie Geschichten und
Legenden waren, miterlebt.
Bahzell war ebenfalls schockiert, wenn auch aus einem anderen
Grund. Die Hradani und Sothôii wussten seit Jahrhunderten, wie
sehr sich ihre jeweiligen Geschichtsschreibungen voneinander un
terschieden. Keiner von ihnen hätte jedoch vermutet, dass sich diese
Unterschiede so plötzlich erklärten. Oder dass ihnen mit einer derar
tig brutalen Offenheit die Wahrheit gesagt würde, weil es keinem
von ihnen je in den Sinn gekommen war, die einzige Person zu fra
gen, die damals dabei gewesen war. Obwohl die Wahrheit ans Licht
gekommen war, wusste Bahzell nicht, was er damit anfangen sollte.
Sie war fast noch schlimmer als die bitteren Ablehnungen und An
schuldigungen, die sich sein Volk und das der Sothôii so viele end
lose Jahre gegenseitig an den Kopf geworfen hatten. Als wäre der
Beweis, dass die Pferdediebe immer schon Recht gehabt hatten,
plötzlich ohne Gewicht. Auf eine merkwürdige Art und Weise wa
ren der Hass und das Misstrauen zwischen ihnen und den Sothôii
das Einzige, was sie wirklich gemeinsam hatten. Deshalb beraubte
sie der Verlust dieser Grundlage jetzt alle ein wenig der Orientie
rung.
Schließlich rührte sich Tellian. Er schüttelte den Kopf, als wollte er
seine Gedanken klären, und sah Bahzell an.
»Ich weiß nicht …« Er hielt inne und räusperte sich. »Ich werde
eine
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