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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Hotelballsälen auf behelfsmäßigen Bühnen, lächle ausdruckslos und winke.
    Der Scheißkerl.
    Nach meinem Ausscheiden aus dem Friedenscorps habe ich einen Job bei MTV Sports bekommen, den ich einfach toll fand. Ich habe Sendungen über Extremsportler gemacht, Sendungen, für die ich durch die gesamten Staaten reisen konnte, durch die gesamte Welt. Ich habe Motocrossfahrer gefilmt, Fallschirmspringer, Klippenspringer und Skateboarder. Ich bin in Arizona drei Wochen durch die Wüste gezogen, um über einen Typen zu berichten, der nur so zum Spaß jeden Tag sechzig Kilometer barfuß läuft. Ich habe Typen gefilmt, die Berge mit dem Fahrrad erklommen und Krokodile mit bloßen Händen erledigt haben. Und ich habe dabei meist mitgemacht. Ich bin mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen, mit einem Bungeeseil von einem Berg und auf einem Motorrad über einen Volkswagen. Ich bin über glühende Kohlen gegangen, habe Honig aus einem umschwärmten Bienenstock geholt und bin mit einem großen weißen Hai geschwommen. Jetzt kommt es mir so vor, als läge das alles weit zurück, als wäre es in einem anderen Leben geschehen, aber das stimmt nicht. Wenn ich es mir recht überlege, hat der Tauchgang mit dem weißen Hai dieses Jahr stattgefunden, hier auf dieser Insel. Ich bin immer noch diese Frau, ich habe nur kurz Urlaub von mir selbst gemacht.
    Der Scheißkerl.
    Der Himmel war unglaublich blau ohne die geringste Spur von Wolken. Es war einer jener vollkommenen Tage, die man nur auf Hawaii erlebt, diese wunderbare Hitze, die es nur auf diesen Inseln gibt. Ich begann zu schwitzen, meine Beine fanden in einen sehr bequemen Rhythmus, und ich glaube nicht, dass ich mich je so locker oder stark gefühlt habe. Jeder Schritt war befreiend, jeder Atemzug belebend. Ich nahm weder Anstrengung noch Müdigkeit wahr, auch keine Schmerzen, nur das gleichmäßige Schlagen meines Herzens und das Geräusch der Wellen, die sich am Strand brachen.
    Über mir schrien die Möwen, und in der Ferne erklang polynesischer Gesang. Es war die friedvollste, vollkommenste, schönste Zen-Erfahrung meines Lebens. Ich war eins mit dem Himmel, dem Meer und der Erde. Und mit jedem Schritt, mit jedem Herzschlag hörte ich in mir dieselben Worte, wieder und immer wieder.
    Der Scheißkerl.
    Ich habe keine Ahnung, wie lange ich so gelaufen bin; ich wäre ewig so weitergelaufen, wenn mein Körper nicht irgendwann Nahrung gebraucht hätte. Ich spürte, wie er nach Wasser verlangte, nach Essen, und mir fiel wieder ein, dass ich noch nicht gefrühstückt hatte. Das Timing war perfekt, denn in diesem Augenblick näherte ich mich einem traumhaft aussehenden Hotel, und so lief ich einfach hinein, durch die Eingangstür und die Lobby, und entdeckte ein Restaurant draußen am Pool. Ich atmete nicht einmal schwer, als ich um die Karte bat. Ich wollte das gesündeste Essen, das sie im Angebot hatten, das gesündeste Essen, das man sich denken konnte. Am liebsten hätte ich die Erde gegessen.
    »Kann ich bitte frisches Obst bekommen?«, fragte ich einen sehr freundlichen Kellner, der herbeigeeilt kam, um meine Bestellung aufzunehmen, »und Nüsse, wenn Sie haben, und Knuspermüsli, und ganz viel kaltes Wasser.«
    »Soll ich es auf Ihr Zimmer buchen lassen?«, fragte er.
    »Nein. Ich wohne nicht im Hotel.«
    Er fragte, wo ich wohnte, und ich sagte es ihm, und dann fragte ich, wie weit die Hotels voneinander entfernt lagen.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, Miss«, meinte er. »Wenn Sie möchten, kann ich mich nach der genauen Entfernung erkundigen.«
    »Wenn es nicht zu viele Umstände macht.«
    Einen Augenblick später kam er mit dem schönsten Teller zurück, den ich je gesehen habe, einer riesigen Platte, auf der sich reife Grapefruits, Ananas, Beeren und diverse andere leuchtend bunte Köstlichkeiten türmten.
    »Ich habe am Empfang nachgefragt«, sagte er, während ich die Zähne in eine reife Mango grub. »Dort hat man mir gesagt, bis zu Ihrem Hotel sind es rund dreißig Kilometer.«
    Ich hörte auf zu kauen und sah zu ihm auf.
    »Wie bitte?«
    »Dreißig Kilometer«, wiederholte er. »Wie lang waren Sie denn mit dem Wagen unterwegs?«
    »Ich bin nicht gefahren«, erwiderte ich, »sondern gelaufen.«
    »Wow, was für eine Strecke«, sagte er. »Ein schöner Start in den Tag. Lassen Sie sich Ihren Lunch schmecken.«
    Lunch? , dachte ich.
    »Wie spät ist es denn?«
    »Beinahe Mittag, Miss.«
    Ich war drei Stunden gelaufen.
    »Vielen Dank«, sagte ich.
    Ich
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