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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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dann auch. Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Und jetzt wird er vierzig, und ich habe noch eine Entscheidung getroffen, nur dass die vielleicht die schlimmste meines Lebens sein wird.
    Die Idee habe ich von meiner Freundin Ingrid, einer Schwedin, die wunderschön ist und früher mal gemodelt hat. Vor ungefähr einem Monat saßen wir nach dem Tennis beim Kaffee, als sie sich plötzlich an die Stirn schlug.
    »O Scheißer!«, sagte sie, mit diesem schwedischen Akzent, durch den sie nicht mehr einfach nur schön wirkt, sondern wahnsinnig-ich-kann-es-selbst-kaum-aushalten-obwohl-ich-eine-Frau-bin-atemberaubend. (Ihr Haus ist das EINZIGE , bei dem jeder Dad in Greenwich darauf besteht, dass er seine Kinder nach dem Spielen dort abholt. Aber sie ist auch sehr nett und bodenständig und weitaus weniger biestig als die Ex-Citygirls, reichen Gattinnen und Hausfrauen, die unsere Stadt sonst bevölkern.)
    »Was ist denn?«, fragte ich sie.
    »Ich habe Stefan gesagt, dass ich ihm heute Morgen einen Scheck in den Briefkasten legen würde«, sagte sie. »Und jetzt bin ich das völlig vergessen!« Sie begann in ihrer Tasche herumzuwühlen. »Tut mir leid, Brooke, ich muss jetzt gleich gehen.«
    »Ich komme mit«, sagte ich, und das tat ich auch, teilweise deswegen, weil mir nichts anderes übrigblieb – sie hatte mich hergefahren, ich war darauf angewiesen, dass sie mich wieder heimbrachte –, aber auch, weil Stefan ebenfalls für mich arbeitete und mir aufgefallen war, dass er sehr viel mehr Zeit bei Ingrid als bei mir verbrachte. Generell habe ich feststellen können, dass man Handwerker meist bei der hübschesten Blondine im Viertel findet.
    Und so rasten wir zu Ingrid, und sie war hinreißend außer sich, als sie in ihr sonniges Büro über der Garage eilte und dort auf der Suche nach ihrem Scheckbuch zwei Schubladen durchwühlte. Das ist einer der Gründe, warum ich Ingrid mag – der Handwerker hätte geduldig eine ganze Woche bei ihr in der Auffahrt gestanden, wenn er dadurch noch ein Lächeln von ihr in diesem perfekten Tenniskleidchen ergattert hätte, aber sie gab sich trotzdem super viel Mühe, weil sie die Einzige ist, die das nicht weiß.
    »Bin gleich wieder zurückgekehrt«, sagte sie und lief an mir vorbei aus dem Büro und zur Vordertür hinaus. Ich drehte mich um, um ihr zu folgen, doch in diesem Augenblick sah ich im Augenwinkel eine Bewegung, einen Flecken, der über den Bildschirm auf Ingrids Schreibtisch huschte. Zuerst war ich mir nicht mal sicher, was es war. Dann trat ich einen Schritt näher und sah meine liebe Freundin vollkommen nackt vor mir. Ein Blitz, und sie war wieder verschwunden. Und dann war sie wieder da, und dann wieder weg. Es war eine Fotoserie, Akte, geschmackvoll und schön, die als Diashow auf ihrem Bildschirm liefen. Es war atemberaubend, und nur sie brachte so etwas fertig. Keine andere mir bekannte Frau hätte eine Aktserie von sich als Bildschirmschoner haben können, ohne vollkommen erbärmlich oder zumindest hoffnungslos narzisstisch und bedauernswert zu wirken. Doch bei Ingrid schien es einfach nur richtig, vielleicht weil sie so schön aussah. Und wie ich da so saß, fasste ich den Entschluss, den ich jetzt so ernsthaft in Frage stelle. Meinem geliebten, romantischen, erfolgreichen Ehemann wollte ich zu seinem Geburtstag das schenken, was sich jeder Mann wünscht. Aktfotos von seiner Frau.
    Samantha
    Wer zum Teufel ist die nackte Frau?
    Das war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf ging. Wirklich seltsam ist jedoch, wie lange es dauerte, bis ich irgendetwas empfand. Zuerst war ich einfach nur verwirrt, vollkommen unschuldig, als würde es weiter keinen Unterschied machen, ob ich in einer E-Mail meines Mannes Aktfotos fand oder im Kühlschrank ein Paar Socken. Was um alles in der Welt haben die hier zu suchen? Es dauerte ein paar Minuten, bevor ich mir über die Bedeutung meines Funds klar wurde. Das hier war mit Socken im Kühlschrank nicht zu vergleichen. Das hier war wie Lippenstift auf dem Kragen oder ein fremder BH unter der Bettdecke. Das hier war ein echtes Problem.
    Vielleicht habe ich deswegen so lange gebraucht, weil ich noch keinen Kaffee getrunken hatte. Oder weil ich immer noch so überrascht darüber war, dass ich den Zugang zu seinen E-Mails gefunden hatte. Oder vielleicht lag es einfach daran, dass ich immer noch die Wärme und das Leuchten einer jungen Braut spürte: Ich war erst seit zwei Tagen verheiratet.
    Doch langsam wurde mir die
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