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Was tun, wenn es brennt?

Was tun, wenn es brennt?

Titel: Was tun, wenn es brennt?
Autoren: Annette Ursula; Schauer Wawrzine
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gewesen.
    Seit 1990 haben sich die Krankschreibungen wegen psychischer Belastung fast verdoppelt. Gleichzeitig werden immer mehr Psychopharmaka und Antidepressiva geschluckt, und das Alter derer, die unter Depressionen und Ängsten leiden, sinkt. Bereits jedes 10. Kind hat Ängste, und jedes 20. Kind leidet an depressiven Verstimmungen, mag man dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert-Koch-Institutes Glauben schenken. Betrachtet man die Gesamtheit der Entwicklung, so stellt sich die Frage, ob in unserer Zeit irgendetwas schiefläuft. Kann diese Entwicklung auf das persönliche Versagen Einzelner zurückgeführt werden? Oder sind es die gesellschaftlichen Werte und Leitlinien, die so viele Menschen, selbst Kinder, in Erschöpfungszustände treiben und unter zu viel Stress leiden lassen?
Burnout – Versuch einer Definition
    Anfang der Siebzigerjahre beobachtete der amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger bei Arbeitnehmern in helfenden Berufen Erschöpfungszustände und verfasste dazu 1975 den erstenwissenschaftlichen Artikel. Inzwischen ist der Zustand der Erschöpfung aber in allen Berufen und Lebensbereichen, in Schule, Studium oder Pflege von Angehörigen zu finden. Das lässt vermuten, dass die Ursachen vielfältig sind.
    Nach dem ICD-10 wird Burnout ausschließlich beschränkt auf einen stressbedingten Zustand der Erschöpfung im Arbeitsleben.
    Die damit einhergehenden Einschränkungen lassen sich in drei Bereiche untergliedern:
Emotionaler Erschöpfungszustand mit dem Gefühl der Überforderung, des Ausgelaugtseins. Dieser Zustand geht einher mit Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Anspannungszuständen. Gleichzeitig gelingt es nicht mehr, in Freizeit und Urlaub zu entspannen. Schlafstörungen, psychosomatische Beschwerden und Infekte treten auf.
Distanzierung und Depersonalisation. Mit der Überforderung und damit verbundenen Frustration beginnt eine Distanzierung zur Arbeit, häufig auch zu Kollegen und Familie. Die Betroffenen fühlen sich wie in Watte gepackt, sind unfähig, an positive Gefühle anzuknüpfen. Oft weicht der ehemaligen Begeisterungsfähigkeit eine Monotonie, die in Gleichgültigkeit mündet.
Verringerte Arbeitsleistung mit Konzentrationsstörungen und mangelnde Merkfähigkeit. Dabei gelingt es nicht mehr, zwischen wichtigen und unwichtigen Erledigungen zu unterscheiden. Der Überblick geht verloren.
    Burnout gilt, vor allem wenn eine genetische Veranlagung vorliegt, als Auslöser und Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression, die wiederum mit Suizidgedanken und Suizid einhergehen kann. Auch Angsterkrankungen, Tinnitus, Suchtmittelabhängigkeit, unkontrollierbare Weinkrämpfe, Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen und Bluthochdruck gelten als Folgeerkrankungen der stressbedingten Erschöpfung.
    Wenn Körper und Geist in den Streik treten, tun sie das von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Das macht eine genaue Beschreibung wie auch Eingrenzung schwierig. Insgesamt werden 160 Symptome im Zusammenhang mit Burnout beschrieben 1) .
    Obwohl es Bestrebungen gibt, Burnout zu klassifizieren und ein genaues Diagnoseschema zu entwickeln, gibt es keine allgemeingültigen Kriterien für das Krankheitsbild. Im ICD-10, dem international geltenden Klassifikationssystem psychischer Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation, hat es keinen Eingang als eigenständiges Krankheitsbild gefunden. Es wird lediglich als Subkategorie mit »Zustand der totalen Erschöpfung« und »Schwierigkeiten mit der Lebensbewältigung« aufgeführt. Bei Erschöpfungssymptomen ist grundsätzlich eine ärztliche Untersuchung anzuraten, um unerkannte Erkrankungen auszuschließen. Nicht jede Erschöpfung ist ein Burnout!
Burnout – ein deutsches Phänomen?
    Obwohl das Thema in den deutschen Medien täglich diskutiert wird, scheinen die Deutschen nicht damit zu rechnen, dass die Erschöpfung auch sie persönlich treffen könnte. Sie erhöhen das Tempo und fordern sich noch mehr, um die in sie gesetzten Erwartungen pflichtbewusst zu erfüllen. Sie sind bereit, noch mehr an Freizeit, kleinen Smalltalks mit den Kollegen und Pausen einzusparen. Selbst in den USA, wo das Phänomen des Burnouts erstmals beobachtet wurde, setzen die Arbeitnehmer nicht so sehr auf Tempo. Familie, Kinder und Freunde genießen höhere Priorität und stehen vor beruflichen Verpflichtungen. Das zeigt sich auch bei unseren europäischen Nachbarn, die deutlich mehr Wert auf ihre Freizeit und geselliges
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