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Was Paare stark macht

Was Paare stark macht

Titel: Was Paare stark macht
Autoren: Caroline Braendli
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die sich als wohlig-warmes Gefühl von Sicherheit um ein Paar legt, auf der anderen Seite das, was die Psychologie nüchtern als «Verstärkererosion» bezeichnet und was vom Laien bildlich wohl einfach als «Abnutzung» beschrieben wird. Man gewöhnt sich aneinander, die Beziehung wird fade und monoton. Selbst die Schönheit des Partners, sein Sex-Appeal, seine brillante Intelligenz oder Kreativität, seine Finanzkraft oder seine Liebenswürdigkeit büssen im Verlauf der Zeit ihre Wirkung ein. Das Besondere wird selbstverständlich und verliert damit an Wert.
    Es ist ein bisschen wie mit dem Lieblingsessen: Wenn Sie es bei jeder Mahlzeit serviert bekommen, kann es noch so lecker sein –früher oder später wird es Ihnen verleiden. Irgendwann verliert alles seinen Reiz, wenn jegliche Variation fehlt. Das gilt auch für Beziehungen.
    Der Fachbegriff «Verstärkererosion» beschreibt die Tatsache, dass Dinge, die während längerer Zeit praktisch uneingeschränkt zur Verfügung stehen und einem täglich begegnen, automatisch ihren Reiz verlieren.
    So werden Vertrautheit und Abnutzung zu Gegenspielern, weil beides mit zunehmender Beziehungsdauer stärker wird. Bei der Vertrautheit zum Vorteil, bei der Abnutzung zum Leidwesen der Partnerschaft.
    Wer sich echte Nähe wünscht, wird diese nur in einer lange dauernden Partnerschaft finden, denn es braucht viel Zeit, damit grösste Intimität entstehen kann. Es gilt daher, längerdauernde Beziehungen besonders gegen Gewöhnung und Monotonie zu schützen.
    Wer nun glaubt, er könne die Ankunft ultimativer Vertrautheit einfach Däumchen drehend abwarten, liegt falsch. Denn eine lange Beziehungsdauer allein ist kein Garant für Nähe. Beziehungen wachsen vielmehr durch Investitionen, von denen gemeinsam verbrachte Zeit die kostbarste ist (mehr dazu auf Seite 34).
    Risikounternehmen Langzeitbeziehung
    Langeweile und fehlender Nervenkitzel sind oft genannte Klagen, wenn es um Langzeitbeziehungen geht. Zudem handelt es sich bei einer langen Partnerschaft streng genommen um nichts anderes als um ein Risikogeschäft: Jeder Partner kann schliesslich nur für sich allein entscheiden, ob er durch Commitment in die Beziehung investieren will. Ob der Partner mitzieht oder nicht – darüber hat man keine Macht.
    So wird das Commitment zur Aktie. Man investiert, hofft auf Gewinn – in Form von Intimität und Nähe, Vertrautheit und enger emotionaler Verbundenheit, wie man sie mit keinem anderen Menschen hat. Zugleich hat man diesen Zuwachs an Vertrautheit und Nähe nie auf sicher: Immerhin könnte der Partner vom einen Tag auf den anderen aus dem Geschäft aussteigen. Damit ist klar: In einer Langzeitbeziehung muss man das Risiko eingehen, einfach von sich aus zu investieren, ohne dass man darauf zählen kann, dass sich die Investition auch auszahlen wird.
    Das Geschäft ist zwar volatil wie eine Aktienanlage, aber nicht ganz so unberechenbar.Denn man spürt bei ausreichender Aufmerksamkeit und Offenheit, ob der Partner mitzieht, ob man einen wichtigen Stellenwert in seinem Leben einnimmt, ob er der Beziehung Sorge trägt. Wenn man realisiert, dass dem nicht so ist, sollte man dies möglichst früh ansprechen und auf eine Veränderung pochen. Oder aber man erkennt, dass die Beziehung zu wenig verbindlich ist, und entscheidet sich, sie aufzulösen.
    Auch nach jahrzehntelanger Beziehung haben Sie Ihren Partner nie auf sicher. Sie müssen und dürfen stets um ihn werben. Und vor allem können Sie ihn mit jedem Tag noch besser kennenlernen.
    Vorhersehbarkeit hat auch ihr Gutes
    Die Umschreibung «vorhersehbar» dürfte im Wettbewerb der begehrtesten Attribute für Partner wohl keinen Preis erhalten. Schliesslich ist Vorhersehbarkeit so etwas wie die Vorstufe von Langweiligkeit. Und somit, da dürften sich die meisten Leute einig sein, bestimmt nicht etwas, das man sich für seine Beziehung in besonderem Masse wünschen würde.
    Wenn man die Sache weniger oberflächlich betrachtet, versteckt sich allerdings hinter dem schlechten Image der Vorhersehbarkeit eines der wichtigsten sozialen Bedürfnisse des Menschen: nämlich jenes nach Struktur und nach Sicherheit in einer zuverlässigen, beständigen Beziehung.
    Jeder Partnerwechsel bedeutet einen Kontrollverlust und viel Unvorhersehbares. Das kann aufregend sein, wenn man es bewusst sucht, aber belastend, wenn es im falschen Moment passiert, wenn es mit anderen unerwarteten Dingen zusammenfällt oder, ganz einfach, wenn man es nicht gewünscht
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