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Was Paare stark macht

Was Paare stark macht

Titel: Was Paare stark macht
Autoren: Caroline Braendli
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Komponente spielt eine wichtige Rolle. Doch viele Paare investieren heute weder die Zeit noch die Energie, die es braucht, um echte Intimität aufzubauen (mehr dazu im Kapitel «Investieren in des Projekt ‹Wir›», Seite 26). Wer eine Beziehung zwischen Tür und Angel führt, ist bald gemeinsam einsam, man entfremdet sich, wird unzufrieden, hadert, sieht sich nach anderen Möglichkeiten um – die Auflösung der Partnerschaft erscheint oberflächlich als logischer Schritt. Das muss nicht sein, wie das nachfolgende Beispiel zeigt.
    Tom und Sofia…
    …haben sich für ein Leben zu zweit entschieden und geheiratet. Beide sind beruflich erfolgreich und stark engagiert. Zu Beginn ihrer Ehe läuft alles weiter wie bisher. Sofia und Tom arbeiten in der Stadt und sind den ganzen Tag ausser Haus. Abends haben sie entweder berufliche Verpflichtungen oder sie gehen zum Sporttraining oder mit Freunden in den Ausgang. Sofia realisiert schon bald, dass die Beziehung trotz ihrer grossen Liebe zu Tom zu kurz kommt, und sucht das Gespräch. Tom versteht anfangs nicht, was Sofia meint, wenn sie davon spricht, dass es schön wäre, mehr Zeitfüreinander zu haben. Immerhin sind sie häufig am Wochenende zusammen, und abends kriecht er meist spät noch in ihr Bett und kurz danach haben sie schönen Sex. «Ja, das stimmt schon», meint Sofia, «wir haben es gut miteinander und lieben uns, doch Zeit füreinander nehmen wir uns kaum. Alles andere ist uns wichtiger.» Tom begreift allmählich, worauf Sofia hinaus will, und beide bemühen sich nun darum, Raum für die Beziehung zu schaffen. Sie legen in ihrem vollen Terminkalender verbindliche Zeiten fest, um Gelegenheit für Gespräche und tiefere Begegnungen zu haben. Jetzt erst gesellt sich Commitment zu Leidenschaft und Intimität.
    Untreue passiert nicht nur den andern
    Die Triebkomponente des Commitments ist häufig gekoppelt an die rationale und an die affektive Komponente, doch muss dies nicht zwingend der Fall sein. Ein Paar kann sich sehr nahe sein (hohe Intimität) und auch guten Sex miteinander haben (Leidenschaft) – und dennoch gelingt es einem oder beiden Partnern nicht, sich ausschliesslich auf den anderen einzulassen und treu zu sein.
    Heute sind schätzungsweise 50 Prozent aller Partnerschaften mindestens einmal mit dem Thema Untreue konfrontiert, wobei Männer und Frauen in ähnlichem Ausmass «aktiv» sind. Die Gründe dafür sind vielfältig: Unzufriedenheit in der Partnerschaft oder mit der partnerschaftlichen Sexualität zählt dazu, aber auch persönliche Krisen (Midlife-Krise), das Bedürfnis nach Abwechslung und Aufregung, die Suche nach Selbstbestätigung und Steigerung des Selbstbewusstseins, Rache für mangelnde Aufmerksamkeit oder für einen Seitensprung des Partners – oder schlichte Verliebtheit. Viele Studien zeigen denn auch, dass Treue kein linear an die Beziehungszufriedenheit geknüpftes Verhalten ist, sodass die Vorstellung, nur Männer und Frauen in unbefriedigenden oder sexuell zu wenig erfüllenden Beziehungen seien untreu, revidiert werden muss.
    Auch hier gilt: Untreue entsteht im Kopf und ist eine Frage des Commitments. Man entscheidet sich willentlich (ausser der Seitensprung findet im Rausch statt) dafür, die Exklusivität der Sexualität mit dem Partner zu brechen und andere Erfahrungen zu machen. Entsprechend spielt auch hier das Commitment eine wichtigere Rolle als die Qualität der Beziehung an und für sich.

8.2 Lust auf Neues? Warum es sich lohnt, zu bleiben
    Wie ein Bienchen von Blume zu Blume fliegen – oder doch das ganze Leben mit dem gleichen Partner teilen? Die Wissenschaft liefert einige Belege dafür, dass es sich lohnt, zu bleiben, auch wenn draussen fremder Nektar lockt.
    «War das schon alles?» – Diese Frage stellen sich längst nicht nur Paare, denen man vielleicht jugendliche Abenteuerlust nachsagen könnte. Im Gegenteil, gerade Paare um die 50 sind mit der Entscheidung für oder wider die Fortsetzung der Partnerschaft oft besonders intensiv konfrontiert: Die Kinder sind aus dem Haus, man kann auf einige Höhepunkte und gemeisterte Krisen zurückblicken. Im Beruf hat man sich etabliert, es locken interessante Projekte und man möchte nochmals etwas ganz Neues erleben. Da will die langjährige Beziehung plötzlich nicht mehr so recht in die Aufbruchstimmung passen.
    Die grossen Rivalen: Vertrautheit und Abnutzung
    In langjährigen Beziehungen sind zwei Kräfte am Zug: auf der einen Seite die wachsende Vertrautheit,
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