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Was nach dem koeniglichen Ball geschah

Was nach dem koeniglichen Ball geschah

Titel: Was nach dem koeniglichen Ball geschah
Autoren: Michelle Celmer
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lassen. Jetzt kam es ihm vor, als würde er Anne ihr Handeln auf ewig verübeln.
    Anne bereitete es Qualen zu sehen, wie sehr Sam litt. Sie hatte gehofft, dass er sich wieder fangen würde, doch seit dem Gespräch mit seinem Vater vor zwei Wochen hatte Sam sich unaufhaltsam vor ihr zurückgezogen. Sie hatte versucht, ihn zu trösten und verständnisvoll zu sein, ihm Raum zu geben, damit er wieder zu sich finden konnte. Und trotzdem erzählte er ihr, dass er immer noch Zeit brauche. Sie war nicht sicher, ob sie noch die Kraft besaß, ihm diese Zeit zu geben.
    Ihm ging es schlecht und ihr ebenfalls. Obwohl sie ihn liebte, hatte sie die Kraft verloren weiterzukämpfen – zumal es sich um einen einseitigen Kampf handelte. Ihn gegen seinen Willen zu zwingen, bei ihr zu bleiben, war nicht richtig. Es war weder fair ihr, ihm oder den Babys gegenüber.
    Normalerweise gab sie nicht so leicht auf, aber sie konnte nicht länger Sams Gebaren à la Jekyll und Hyde ertragen. Sie konnte nicht mehr so weiterleben – ständig auf der Hut sein und auf die nächste Katastrophe warten. Es gab nur einen Weg für sie beide, wieder glücklich zu werden. Sie mussten sich trennen – endgültig.
    Als sie diese Entscheidung getroffen hatte, spürte sie, wie eine große Last von ihr abfiel. Sie fühlte sich befreit. Größere Überwindung kostete es sie, Chris zu gestehen, dass ihre Ehe gescheitert war.
    „Ich hatte schon das Gefühl, dass es zwischen euch nicht gut läuft“, sagte ihr Bruder. „Ich hatte gehofft, dass ihr es wieder in den Griff bekommt.“
    „Das haben wir versucht“, erwiderte Anne. „Geht aber nicht. Uns beiden geht es schlecht dabei.“
    „Du willst also meine Erlaubnis für eure Scheidung?“
    „Ich weiß, dass ich unserer Familie dadurch Schwierigkeiten bereite, und es tut mir leid.“
    Chris seufzte. „Ein kleiner Skandal wird uns schon nicht umbringen.“
    „Du stimmst also zu?“
    „Wenn wir eins gelernt haben, dann doch wohl, dass das Leben kurz ist. Du verdienst es, glücklich zu sein – und das kannst du nicht in einer unglücklichen Ehe. Ich muss sagen, dass ich große Stücke auf Sam halte. Er ist ein verdammt guter Botschafter.“
    „Nach der Scheidung kann er doch wieder zurück in die Politik, richtig?“
    „Da er seinen Titel zurückgibt, kann er wieder jedes politische Amt ausüben.“
    Anne fiel es schwer, nicht ihrer Trauer nachzugeben. Diese Entscheidung war endgültig. Trotzdem hoffte sie insgeheim, dass Sam sich doch noch mal umstimmen lassen würde, wenn die Scheidung in greifbarer Nähe lag. Vielleicht würde er dann verstehen, was er alles aufgab und dass er Anne liebte.
    Sie wartete bis zum Abend, um mit ihm zu sprechen. Er war gerade von der Arbeit gekommen und zog sich in ihrer Suite für das Abendessen um. Anne trat ein und schloss die Tür hinter sich.
    „Wir müssen reden“, sagte sie.
    Ohne sie eines Blickes zu würdigen, erwiderte er: „Es ist gerade kein guter Zeitpunkt.“
    „Dann werde ich reden, und du hörst einfach zu.“
    Er drehte sich mit so einem gequälten Gesichtsausdruck zu ihr um, dass er Anne beinahe leidtat. Daran, dass er sich so schlecht fühlte, trug er ganz allein die Schuld. „Ich bin noch nicht bereit dazu, ich brauche mehr Zeit.“
    „Aber ich kann das nicht mehr.“
    „Was?“
    „Das hier. Wir sind beide unglücklich, und ich glaube, es wäre das Beste, …“ Plötzlich versagte ihr die Stimme. Mach schon Anne, ermutigte sie sich in Gedanken, reiß dich zusammen. Sie straffte die Schultern. „Ich finde, es ist für alle das Beste, wenn wir dem ein Ende machen.“
    Misstrauisch sah er sie an, als würde er einen Trick vermuten. Dann fragte er nach einer Weile: „Ist das die Stelle, wo ich erkenne, dass ich ohne dich nicht leben kann?“
    Offensichtlich nicht. Anne schluckte die aufsteigende Enttäuschung herunter. Das war es also. Es war wirklich zu Ende, ihre Ehe Geschichte. „Nein. Das ist die Stelle, wo ich dich bitte zu gehen und dir zu sagen, dass ich die Scheidung will.“
    Abwartend schwieg er, doch als Anne weiter nichts sagte, stellte er fest: „Dir ist es ernst.“
    Sie nickte.
    „Das soll es gewesen sein? Einfach so?“
    Sie zuckte mit den Schultern und versuchte, so zu tun, als könne ihr das alles nichts anhaben. „Einfach so.“
    „Du gibst einfach so auf?“
    „Zu einer funktionierenden Ehe gehören zwei, Sam. Du hast schon vor langer Zeit aufgegeben. Und ich habe nicht mehr die Kraft zu kämpfen.“
    Als er nicht
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