Was liest der Hund am Laternenpfahl

Form eines offiziellen Schreibens, sondern bei einer zufälligen Begegnung und in einem Nebensatz. An der Reaktion kann man sein weiteres Vorgehen strategischausrichten. Reagiert er mit freudiger Begeisterung, immerhin gibt es ja auch unter Nachbarn große Tierfreunde, sollte man ihn keinesfalls vor den Kopf stoßen. Die Ursache vieler Feindschaften und Fehden sind nämlich enttäuschte Liebe und zurückgewiesene Zuneigung, daher ist großes Fingerspitzengefühl gefragt. Hören Sie sich geduldig und mit fragendem Interesse alle gut gemeinten Ratschläge für die richtige Haltung Ihres zukünftigen Hausgenossen an, machen Sie aber keinesfalls irgendwelche Zusagen wie „Natürlich können Sie auch mal mit ihm spazieren gehen“. Verweisen Sie bei entsprechender nachbarschaftlicher Hartnäckigkeit vage in die Zukunft und wechseln unmittelbar im Anschluss daran zu einem anderen Thema, über das der Nachbar gerne spricht. Ist der Hund eingezogen, soll er den Nachbarn mögen lernen, daher sind vor allem in den ersten Tagen kurze Zusammenkünfte von Vorteil, bei denen der Nachbar auch mal ein kleines Leckerchen springen lassen darf. Übertreiben darf man es damit allerdings keinesfalls. Gerade dem Welpen soll sich nicht einprägen, dass ein anderer Haus- oder Straßenbewohner womöglich interessanter ist als man selbst. Ist der Nachbar gar zu großzügig mit der Gabe von Leckerli und ignoriert Ihre sanften Anspielungen darauf, so hat sich der Hinweis auf eine Futterunverträglichkeit in Verbindung mit einer ausführlichen Beschreibung des Erbrochenen von letzter Nacht bewährt. Reagiert der Nachbar auf die Ankündigung von vierbeinigem Nachwuchs verhalten oder negativ, muss eine andere Strategie gewählt werden. Befragen Sie ihn nach eventuellen negativen Erfahrungen mit Hunden, hören auch hier wieder ohne Diskussion und dafür mit Interesse und Mitgefühl zu: Denn nur ein Mensch, der sich in seiner Haltung ernst genommenfühlt, ist auch eventuell bereit, von dieser abzurücken. Erwarten Sie einen Welpen oder Junghund, so empfiehlt es sich, sowohl auf das Kindchenschema als auch auf die natürliche Freundlichkeit junger Tiere zu setzen. Bei der ersten Begegnung mit dem Nachbarn stellen Sie den Neuankömmling vor und werden nicht müde zu betonen: „Der mag Sie! So ist er nicht zu jedem!“ Da der Mensch von Haus aus gemocht werden will, sollte dies ausreichen, das Herz des Nachbarn zu erobern; diese Vorgehensweise funktioniert in der Regel auch mit ausgewachsenen freundlichen Hunden. Bei einem älteren, eventuell problematischeren Tier sollte man regelmäßig auf die verkorkste Kindheit verweisen; hier sind einige kleine Ausschmückungen durchaus erlaubt. Um eine Atmosphäre der Akzeptanz zu schaffen, müssen diese Erzählungen aber im Vorfeld präsentiert werden. Als Legitimation und Entschuldigung für bereits Vorgefallenes leisten sie bei jemandem, der Hunden ablehnend gegenübersteht, keine guten Dienste.

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