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Was liest der Hund am Laternenpfahl

Was liest der Hund am Laternenpfahl

Titel: Was liest der Hund am Laternenpfahl
Autoren: Nicole Hoefs , Petra Führmann , Ute-Kristin Schmalfuss , Heinz Grundel
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unterscheiden an der Ampel übrigens hell und dunkel.

    Sind Hunde die wahren
naschkatzen
?
    Am guten Geschmack unserer Hausgenossen kann man in Anbetracht von gelegentlichem Abfall-, ja sogar Fäkalienkonsum berechtigte Zweifel hegen. Dennoch lässt sich auch eine Begeisterung für alles Süße – sofern man dessen habhaft werden kann – von den meisten Hundebesitzern bestätigen. Katzen hingegen, die als Bildspender für die schöne Metapher von der Naschkatze dienen, gelten eigentlich als sehr mäkelige Fresser und sind noch dazu an Süßigkeiten gar nicht interessiert. Das Geheimnis der verschiedenen Vorlieben bei Hund und Katz liegt in der unterschiedlichen Spezialisierung ihrer Geschmacksknospen. Hunde reagieren – ähnlich wie Menschen – auf süß, salzig, bitter und sauer. Die Geschmacksknospen der Stubentiger hingegen sind als die eines ausschließlichen Fleischfressers auch auf Fleisch spezialisiert. Der Hund lebt somit in einer reicheren Welt der Geschmäcker und reagiert im Gegensatz zur Katze nachgewiesenermaßen auf Substanzen wie Furaneol, das in vielen Früchten vorkommt. Dass manalso liebevoll von der Naschkatze und nicht vom Naschhund spricht, hat womöglich einfach mit dem schöneren Klang zu tun oder damit, dass man eher geneigt ist, der vermeintlich unerziehbaren Katze genäschiges Verhalten nachzusehen, was beim Hund weit weniger der Fall ist.
    Was „liest“ der Hund am
laternenpfahl
?
    Im Volksmund wird er auch die „Zeitung des Hundes“ genannt: der Laternenpfahl. Und tatsächlich, beim eigentlich kurz geplanten Ausflug um die Ecke ist man nicht selten gezwungen, an den entsprechenden Stellen so lange stehen zu bleiben, dass die Zeit bequem zur Lektüre des kompletten Feuilletons der FAZ reichen würde. Was der Hund in seiner „Zeitung“ für eine Vielzahl an Informationen erhält, ist dabei nicht weniger beeindruckend. Sein herausragender Geruchssinn ermöglicht es ihm, in den Urinmarkierungen seiner Artgenossen zu lesen wie in einem Buch. Hier erfährt er, wer außer ihm in seinem Wohngebiet noch territoriale Ansprüche erhebt. Er erkennt, ob zuletzt Hündinnen oder Rüden an dieser Stelle unterwegs waren und sogar, ob es deckbereite Weiblichkeit in seiner Nähe gibt. Ebenso kann er am Harngeruch eine tragende von einer laktierenden Hündin unterscheiden. Auch ob ein schon lange bekannter Kumpel von der Spielwiese, ein Neuankömmling im Viertel oder der Gartenzaunkonkurrent hier seine Spuren hinterlassen hat, offenbart der untrügliche Laternenpfahl. Geht man davon aus, dass Hunde an diesen Orten auch ihre Individualgerüche sowie eine Fährte hinterlassen, so kann schnuppernderweise auch festgestellt werden, in welche Richtung sich der Vorgänger vom Laternenpfahl wegbewegt hat. Die im Urin enthaltenen Pheromone sprechen zudem Bände über den emotionalen Zustand des „Pipimachers“: Hatte dieser kurz zuvor ordentlich Ärger mit seinem unverständigen Zweibeiner, verbreiten sich die dabei ausgeschütteten Stresshormone in den Körperflüssigkeiten des Hundes, was ebenfalls Auswirkungen auf den individuellen Urinduft hat.

    Haben Hunde
übersinnliche
Kräfte?
    Was haben sich die Menschen in Vergangenheit und Gegenwart nicht alles einfallen lassen, um einen Blick in die Zukunft werfen zu können. Die Griechen befragten das Orakel von Delphi, die alten Römer lasen aus dem Vogelflug oder aus tierischen Eingeweiden, populär bis in unsere Tage sind Pendelschwingen, Glaskugeln und Tarotkarten. Und dabei scheint es doch, als hätte der Mensch den zuverlässigsten aller Kaffeesatzleser in seiner unmittelbaren Nähe: Canis lupus familiaris , der bevorstehende Naturkatastrophen anzeigt, die Heimkehr von Herrchen oder Frauchen vorhersagt und den Menschen vor Epilepsieanfällen und Unterzuckerung warnt. Doch scheint dies mit mystischer Übersinnlichkeit nicht viel zu tun zu haben. Sicher ist, dass Hunde über Sinneswahrnehmungen verfügen, die über unsere eigenen hinausgehen und von uns Menschen daher sinnlich nicht nachvollzogen werden können. Eine weitere mögliche Erklärung hundlicher Vorahnungen ist ihr herausragendes Hörvermögen. Bei einigen Rassen wie dem Bernhardiner wird sogar vermutet, siekönnten Infraschall , also tiefste Töne wahrnehmen. Auch ein seismischer Sinn wird von manchen Forschern angenommen, was erklären würde, warum es immer wieder Berichte von Hunden gibt, die Stunden oder gar Tage vor Erdbeben, Lawinenabgängen und ähnlichen Ereignissen starke Unruhe
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