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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß
Autoren: S Park
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Trainer auf der Sportanlage.
    Die Studenten, junge Burschen zwischen achtzehn und zweiundzwanzig, ähnelten sich alle in Größe und Statur und hatten sogar die gleiche ernste Miene aufgesetzt. Sie bewegten sich absolut synchron: Sie hüpften, gingen in die Hocke und hoben die Arme in die Luft. Soo-Ja saß ein Stück entfernt auf der Tribüne und schaute ihnen zu. Sie wusste nicht, ob Min sie gesehen hatte – er schien sich vollkommen auf die Übungen zu konzentrieren. Sie fragte sich, ob die Gesetze der Schwerkraft wohl auch für Blicke galten. Würde ein interessierter Blick – egal wie schwer er nun war – vielleicht schneller bei ihm landen als ein gleichgültiger?
    Als die Studenten endlich fertig waren, rannte Min zur Tribüne, auf der Soo-Ja saß, und ließ sich neben sie auf die Bank fallen. Er keuchte noch immer von der Anstrengung und war schweißgebadet. »Ich habe nicht viel Zeit. Ich muss zurück.«
    »Also, du brauchst nicht neben mir zu sitzen. Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich deinetwegen hier bin?«, neckte ihn Soo-Ja. Mach so weiter , dachte sie, und ich nehme einen anderen. Irgendein anderer wird mich nach Seoul bringen .
    »Bist du gekommen, um dich von mir zu verabschieden?«
    »Mich von dir zu verabschieden?«, wiederholte Soo-Ja. Sie fürchtete, ihr Plan wäre zum Scheitern verurteilt, noch bevor er begonnen hatte.
    »Nächste Woche fahre ich nach Seoul, zusammen mit ein paar Jungs aus meinem Kurs. Hast du es noch nicht gehört? Alle reden darüber. Die Studenten dort planen ein paar große Demonstrationen.«
    »Ich habe gehört, dass es Demonstrationen in Masan geben soll.«
    »Überall. In Masan, in Daegu, in Seoul. Ich hoffe, es gibt Kämpfe mit der Polizei. Wenn die Kerle etwas von mir wollen, bin ich bereit«, tönte Min, zog eine unsichtbare Pistole aus der Tasche und richtete sie gegen einen ebenso unsichtbaren Angreifer.
    »Ich hoffe nicht, dass du recht behältst. Hoffentlich kommt es nicht zu Gewaltausbrüchen. Ich finde, Präsident Rhee sollte von sich aus zurücktreten.«
    »Ich verstehe nicht, wieso alle ihn so sehr hassen«, bemerkte Min und steckte die unsichtbare Pistole in das unsichtbare Halfter.
    »Vielleicht, weil er ausländische Hilfsgelder, die für den Wiederaufbau gedacht sind, großzügig unter seinen Leuten verteilt. Oder weil er Menschen ohne Grund ins Gefängnis wirft, besonders, wenn sie etwas gegen ihn haben«, erklärte Soo-Ja.
    »Findest du das wirklich so schlimm? Ich würde es bestimmt genauso machen.«
    »Wie lange wirst du eigentlich in Seoul bleiben?«, fragte Soo-Ja, darauf bedacht, den Neid in ihrer Stimme zu verbergen.
    »Solange dort was los ist.«
    »Ist das denn nicht gefährlich? Meinst du, deine Zauberpistole beschützt dich?«
    »Nein. Aber die Gedanken an dich«, sagte Min kess und schaute sie an, um ihre Reaktion zu beobachten.
    Soo-Ja lächelte über seinen Flirtversuch. »Sei bloß vorsichtig.«
    »Das geht nicht. Ich werde in der ersten Reihe mitmarschieren.«
    Der Wind frischte auf und wehte Soo-Jas Haare durcheinander. Sie hielt sie mit den Händen fest und zog ihren Haarreifen zurecht. »Mach doch keinen Blödsinn. Was, wenn dir was zustößt?«
    »Tja, mein Leben ist doch ohnehin nichts wert«, sagte er kläglich. Er ließ den Kopf sinken und starrte auf den Boden. »Aber wenn du mir ein Rendezvous schenken würdest, hätte ich einen Grund, hierzubleiben … «
    Soo-Ja sah ihn verstohlen an. »Ich werde an dich denken, wenn du weg bist.«
    »Na ja, das ist wenigstens ein Anfang.« Begeistert sprang er auf und tat, als wollte er sie umarmen. »Und wenn ich etwas Tolles zustande bringe, heiratest du mich vielleicht.«
    »Das müsste schon etwas wirklich Tolles sein«, witzelte sie amüsiert, weil er anscheinend nicht merkte, dass sie bloß eine Rolle spielte.
    Du bist eindeutig verliebt in mich. Aber wäre es fair, wenn ich dich heiraten würde? Und dich dazu benutzen würde, mich aus dem Haus meines Vaters und nach Seoul zu bringen? Würdest du, der keinerlei berufliche Chancen hat, zulassen, dass ich als Diplomatin arbeite und das Geld für uns verdiene? Hättest du, der einfach so dahindümpelt, eine andere Wahl, als mir die Entscheidungen zu überlassen?
    Min sah, dass der Trainer wieder auf den Platz kam und die Männer noch einmal um sich sammelte, bevor er sie entließ. »Ich muss zurück. Worüber wolltest du denn reden?«
    »Über gar nichts. Ich wollte dich sehen«, sagte Soo-Ja möglichst überzeugend.
    Als sie die
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