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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß
Autoren: S Park
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machte.
    »Dich so weit erniedrigt.«
    »Min, ich hatte keine Wahl.«
    »Was ist mit dir passiert? Früher hast du gegen meine Eltern aufbegehrt.«
    »Vielleicht bin ich einfach müde.«
    »Ich habe einen Fehler gemacht, nicht wahr? Indem ich euch beide hergeholt habe.«
    »Was bringt es, das einzusehen, wenn man nichts dagegen tut? Lass uns zu Bett gehen.«
    Soo-Ja blickte auf ihren Koffer, aber sie hatte nicht mehr die Kraft ihn auszupacken und beschloss, in ein paar alten Kleidern zu schlafen, die sie im Schrank gefunden hatte. Sie wusste nicht, wer vor ihr in diesem Zimmer gewohnt hatte, aber der- oder diejenige hatte Spuren hinterlassen: einen Straßenatlas, ein kaputtes Tonbandgerät, ein paar abgetragene Hemden und Hosen. Das Zimmer gehörte zu niemandem; es absorbierte einfach, was seine Bewohner abgelegt hatten.
    »Soo-Ja?«
    »Ja?«
    Sie hörte ihn ein paarmal schlucken, bevor er sprach. »Wenn ich eine andere gefunden hätte – wenn ich ein anderes Mädchen überzeugt hätte, mich zu heiraten, hättest du ein ganz anderes Leben geführt, nicht wahr?«
    Wieder brachte Min das Thema zur Sprache, und dieses Mal konnte sie ihre Gefühle nicht einfach verbergen. Soo-Ja legte die Decke ab und setzte sich neben ihn aufs Bett. Sie spürte, wie die Emotionen in ihr hochstiegen, und bald hatte sie Tränen in den Augen. Nie zuvor hatte er ihr gezeigt, dass er ahnte, was sie durchmachte. Es war nur ein winziges Zeichen, aber es brannte in ihr wie eine Wunde.
    »Red keinen Unsinn«, sagte sie.
    Wie konnte er je Abbitte leisten für die letzten dreizehn Jahre? Wie konnte sie ihm begreiflich machen, dass ihr Lebensweg kein unentrinnbares Schicksal darstellte, sondern frei von ihr gewählt worden war? Dass ihr alles erspart geblieben wäre, wenn sie Yul geheiratet hätte? Es erschien ihr absolut unmöglich, ihm zu erklären, welches Leben sie geführt hätte, wenn sie nicht seine Frau geworden wäre. Das Ausmaß dieses Verlustes war einfach nicht in Worte zu fassen – sie hatte die Frau verloren, die sie niemals sein durfte. Es war besser, keine Entschuldigung zu verlangen.
    Du wirst nie verstehen, was ich aufgegeben habe.
    »Wenn ich mich jetzt schon schlecht fühle, stell dir nur vor, wie es erst in vierzig Jahren sein wird«, sagte Min halb im Scherz.
    »Jetzt ist keine Zeit dafür. Lass uns zu Bett gehen. Dein Vater hat gesagt, wir müssen morgen früh aufstehen.«
    »Ich will doch nur sagen … die Vergangenheit kann ich nicht ändern, aber vielleicht kann ich etwas für die Zukunft tun.«
    »Was willst du machen? Mit deinem Vater reden?«
    Der Min, der ihr jetzt in die Augen schaute, erinnerte sie an den Min, der sie davon abhalten wollte, ihren Vater um Geld zu bitten, an den Min, der sie vor den Machenschaften seines eigenen Vaters beschützen wollte. Dieser Min war immer da, verborgen unter den vielen Schichten seines Selbsterhaltungstriebs, aber nur ganz selten erhaschte sie einen Blick auf den Mann, der er hätte sein können, wenn er andere Eltern gehabt hätte.
    Das Rauschen im Nebenraum verstummte. Min war hinaufgegangen, um sich ein Glas Wasser zu holen, und Soo-Ja saß allein im Zimmer. Nur manchmal hörte sie ein Rumoren im Bad: einen Kamm, der gegen das Waschbecken schlug, einen Wasserhahn, der auf- und zugedreht wurde.
    Soo-Ja fragte sich, ob ihre Tochter wusste, dass sie hier auf sie wartete, und ob sie ihr aus dem Weg gehen wollte. Doch endlich kam Hana aus dem Badezimmer. Sie hatte ein Handtuch wie einen Turban um den Kopf geschlungen und ein weiteres um ihren jugendlichen Körper.
    »Komm her«, sagte Soo-Ja. Sie stand auf und griff nach dem Handtuch, das ihre Tochter um den Kopf trug. Zärtlich rieb sie ihr die Haare trocken und legte ihr die Hände ums Gesicht. »Wie ist die Dusche hier?«
    »Es ist schön, eine eigene zu haben und nicht ins Badehaus gehen zu müssen«, sagte Hana.
    »Du bist immer ganz gerne ins Badehaus gegangen. Du mochtest es, dort in der warmen Wanne zu liegen, bis du Schweißperlen auf der Stirn hattest.«
    »Man ändert sich eben.«
    »Es gefällt dir hier, hm?«
    »Ja.«
    »Vermisst du deine Freunde denn gar nicht?«
    »Ich werde neue finden«, erwiderte Hana.
    »Aber die mögen dich vielleicht nicht so wie deine alten.«
    Hana nahm ihrer Mutter das Handtuch ab, setzte sich aufs Bett und trocknete sich selbst die Haare. Anders als Soo-Ja, die sanft und behutsam vorgegangen war, rubbelte Hana sich wild und ruckartig mit dem Handtuch über den Kopf.
    Soo-Ja setzte sich
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