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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Autoren: Cordwainer Smith
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überaus wichtig für uns, herauszufinden, was ihm zugestoßen ist und warum.« Er richtete seinen unheilvollen Blick auf Cherpas. »Du wirst nicht dagegen protestieren, Genossin. Dein Verstand ist das Eigentum des russischen Staates. Die Arbeiter haben dir dein Leben und deine Ausbildung bezahlt. Du kannst das alles nicht aus persönlichen Gründen verschleudern. Wenn es etwas herauszufinden gibt, dann wird die Genossin Gausgofer es für uns beide herausfinden.«
    Die ganze Gruppe begab sich wieder in das Labor. Die ängstlichen Techniker wurden aus den Baracken herbeigeholt. Die Lampen wurden eingeschaltet und die Fenster geschlossen. Der Maiwind war kalt.
    Man sterilisierte die Nadel.
    Das elektronische Netzwerk wurde vorgewärmt.
    Gausgofers Gesicht verriet nur Ungeduld und Triumph, als sie sich in den Empfängersessel setzte. Sie lächelte Gauck zu, als eine Hilfskraft den Schaum und das Rasiermesser brachte, um einen Teil ihres Schädels kahlzurasieren.
    Gauck lächelte nicht zurück. Seine schwarzen Augen starrten sie an. Er sagte nichts. Er tat nichts. Er beobachtete.
    Karper ging auf und ab und verfolgte mit gelegentlichen Blicken die hastig, aber ordnungsgemäß durchgeführten Vorbereitungen für das Experiment.
    Anastasia Cherpas setzte sich ein paar Meter von der Gruppe entfernt auf einen Labortisch. Sie betrachtete Gausgofers Hinterkopf, während sich die Nadel senkte. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. Einige von den anderen glaubten, sie weinen zu hören, aber niemand schenkte ihr sonderlich viel Aufmerksamkeit. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, Gausgofer zu beobachten.
    Gausgofer errötete. Schweiß rann ihr über die welken Wangen. Ihre Finger klammerten sich fest um die Sessellehnen.
    Plötzlich schrie sie ihnen zu: »Diese goldene Gestalt auf den goldenen Stufen.«
    Sie sprang auf und zog den Apparat hinter sich her.
    Niemand hatte etwas Derartiges erwartet. Der Sessel stürzte um. Der Nadelhalter hob sich vom Boden und schwang zur Seite. Die Nadel drehte sich, verbog sich wie eine Sense in Gausgofers Gehirn. Weder Rogow noch Cherpas hatten den Sessel für derartige Belastungen eingerichtet. Sie wussten nicht, dass sie dabei waren, sich in das Jahr 13.581 einzuschalten.
    Gausgofer lag umringt von den aufgeregten Männern auf dem Boden.
    Karper war geistesgegenwärtig genug, sich nach Cherpas umzusehen.
    Diese erhob sich von dem Labortisch und ging auf ihn zu. Ein dünner Blutfaden rann von ihrem Wangenknochen. Ein weiterer Blutfaden floss aus einer Wunde, die anderthalb Zentimeter unter ihrem linken Ohr lag.
    Mit schrecklicher Gelassenheit, das Gesicht so weiß wie frisch gefallener Schnee, lächelte sie ihn an. »Ich habe gelauscht.«
    »Was?«, fragte Karper.
    »Ich habe gelauscht, gelauscht«, wiederholte Anastasia Cherpas. »Ich habe herausgefunden, wohin mein Mann gegangen ist. Zu keinem Ort in dieser Welt. Jenseits der Grenzen unserer Wissenschaft steckt etwas Hypnotisierendes. Wir haben ein großes Gewehr entwickelt, aber das Gewehr hat auf uns geschossen, bevor wir gelernt haben, es richtig zu benutzen. Vielleicht glaubst du, dass du meine Ansicht ändern kannst, Genosse Stellvertretender Minister, aber das wird dir nicht gelingen. Ich weiß, was geschehen ist. Mein Mann wird nie zurückkommen. Und ohne ihn werde ich nicht weitermachen. Das Projekt Teleskop ist beendet. Du könntest versuchen, jemand anderen mit der Fertigstellung zu beauftragen, aber das wirst du nicht tun.«
    Karper starrte sie an und wandte sich dann ab.
    Gauck stellte sich ihm in den Weg.
    »Was willst du?«, schnappte Karper.
    »Ich will dir sagen«, erklärte Gauck sehr sanft, »ich will dir sagen, Genosse Stellvertretender Minister, dass Rogow fort ist, wenn sie sagt, dass er fort ist, und dass sie aufhört, wenn sie sagt, dass sie aufhört, und dass alles genau so sein wird. Ich weiß es.«
    Karper musterte ihn. »Woher willst du das wissen?«
    Gauck blieb vollkommen ruhig. Mit übermenschlicher Sicherheit und absoluter Ruhe erläuterte er Karper: »Genosse, ich diskutierte nicht darüber. Ich kenne diese Menschen, auch wenn ich ihre Wissenschaft nicht verstehe. Rogow ist verloren.«
    Schließlich schenkte Karper ihm Glauben. Der Stellvertretende Minister nahm auf einem Stuhl am Tisch Platz und sah seine Begleiter an. »Ist das möglich?«
    Niemand antwortete.
    »Ich habe gefragt: Ist das möglich?«
    Alle blickten Anastasia Cherpas an, ihr wunderschönes Haar, ihre entschlossenen, blauen Augen und die
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