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Warum tötest du, Zaid?

Warum tötest du, Zaid?

Titel: Warum tötest du, Zaid?
Autoren: PeP eBooks
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Widerstand der afghanischen Freiheitskämpfer machen.
    Ausgerechnet in Moskau auf einem diplomatischen Empfang zur Feier des zehnten Jahrestages des deutsch-sowjetischen Freundschaftsvertrages wurde meine Reise bekannt. Leonid Samjatin, Sprecher des damaligen sowjetischen Generalsekretärs Leonid Breschnew, bekam im Beisein deutscher Diplomaten einen Tobsuchtsanfall. Mit hochrotem Kopf brüllte er, wenn man mich zu fassen bekomme, werde man mich auspeitschen und erschießen lassen.
    Trotzdem war ich noch zweimal, 1984 und 1989, in dem geschundenen Land. a Durch meine Berichte über das Elend der Afghanen konnte ich zusammen mit dem Verein für Afghanistan-Förderung umgerechnet 10 Millionen Euro für afghanische Flüchtlinge, vor allem für Flüchtlingskinder, sammeln. Die Reisen hatten sich gelohnt.
    1989 gelang es mir, eine Sitzung der afghanischen Exilregierung in Urgun, einem kleinen Dorf hoch in den Bergen
auf der afghanischen Seite des Hindukusch, zu initiieren. Mit Jeeps, auf Eseln und zu Fuß mussten wir uns durch zerklüftete Schluchten und reißende Gebirgsbäche zu dem winzigen Dorf durchschlagen.
    Der heutige afghanische Präsident Hamid Karzai erzählte mir Weihnachten 2003 bei einem Privatbesuch in Kabul schmunzelnd, er erinnere sich gut an diese erste Kabinettssitzung der Exilregierung auf afghanischem Boden. Er sei damals schließlich Assistent des Präsidenten dieser Regierung, Sibghatullah Mogaddedi, gewesen.
    Den Irak habe ich vor meiner jüngsten Reise dreimal besucht. Zweimal vor dem Krieg mit meinen Kindern Frédéric und Nathalie und ein Jahr nach dem Krieg mit meinem Freund Belal El-Mogaddedi, einem Neffen des ersten postkommunistischen Präsidenten Afghanistans. Ich habe diese Reisen in meinen Büchern » Wer weint schon um Abdul und Tanaya?« und »Andy und Marwa« beschrieben. Ich fühlte mich verpflichtet, diese Bücher zu schreiben. Man darf nicht gegen den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan protestieren und zur amerikanischen Invasion in Afghanistan und im Irak schweigen.
    Zweimal war ich in den vergangenen beiden Jahren auch im heftig umstrittenen Iran. Ich hoffe, dass ich nie ein Buch über dieses wunderbare Land schreiben muss und dass sich weder die Zündler in Teheran noch die Falken in Washington durchsetzen werden. Aber gerade deshalb möchte ich an dieser Stelle über einige persönliche Eindrücke aus diesem Land berichten.
    Meine erste Iranreise habe ich 2005 mit meiner ältesten, damals dreiundzwanzigjährigen Tochter Valérie unternommen. Mehrfach wurden wir von jungen Iranern angesprochen und lachend gefragt, wie vielen Terroristen wir heute schon begegnet seien. Der pauschale Terrorismusvorwurf der US-Administration, die Einteilung der Welt
in Gut und Böse, ist auch bei der äußerst regierungskritischen und prowestlichen iranischen Jugend ein humoristischer Dauerbrenner.
    Am besten gefiel mir das romantische Isfahan, einst Sitz der großen persischen Herrscherdynastien, eine Stadt prachtvoller Moscheen und Paläste, herrlicher Plätze und Basare. Besonders angetan hatten es mir die Si-o-se-Pol-Brücke, die »33-Bogen-Brücke« über den Fluss Zayanderud, und die großzügigen Grünanlagen am Ufer des Flusses.
    An sonnigen Nachmittagen und an Feiertagen geht es am Ufer des Zayanderud zu wie im Central Park in New York. Tausende von Menschen sitzen in Gruppen fröhlich zusammen, um zu plaudern oder eine Kleinigkeit zu essen. Gelegentlich sieht man sogar junge Pärchen, wenn auch nicht ganz so oft und nicht ganz so freizügig wie im Herzen Manhattans. Mancher kommt auch nur, um ein Nickerchen zu halten. Nicht weit entfernt vom Ufer des Flusses – am malerischen Naksch-e-Jahan-Platz – sind fast die gleichen Pferdekutschen unterwegs wie im Central Park.
    Immer wieder wollten junge und ältere Iraner von uns wissen, woher wir kämen. Wir mussten uns zu ihnen setzen und wurden spätestens nach zehn Minuten für den nächsten Tag zum Abendessen eingeladen. Schade, dass so wenige Amerikaner an die Ufer des Zayanderud reisen und so wenige Iraner in den Central Park! Das gilt vor allem für die Führungseliten beider Länder, die meist schrecklichen Unsinn übereinander reden.
    Unter der »33-Bogen-Brücke« treffen sich nachmittags musikbegeisterte Iraner. Sie nutzen die großartige Akustik der vierhundert Jahre alten steinernen Brückenbogen, um alte iranische Lieder vorzutragen.
    Fasziniert lauschten Valérie und ich an einem herrlichen Frühlingstag den Balladen zweier
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