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Warum Sex Spass macht

Warum Sex Spass macht

Titel: Warum Sex Spass macht
Autoren: Jared Diamond
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nötig.
    Die Bedeutung der männlichen Sexualsignale steht für die meisten Tierarten (einschließlich des Menschen) außer Frage, denn die Männchen konkurrieren mit Sicherheit um die Weibchen. Gegen die Deutung, daß auch Frauen um die Männer konkurrieren und zu diesem Zweck ihre Körperausstattung hervorgebracht haben, kommen aber von Fachleuten drei Einwände. Erstens heiraten in traditionellen Kulturen mindestens 95 Prozent der Frauen. Dieser Wert scheint darauf hinzuweisen, daß praktisch jede Frau einen Ehemann abbekommt, so daß die Frauen nicht konkurrieren müssen. Eine Biologin drückte es einmal so aus: »Jedes Töpfchen hat sein Deckelchen, und in der Regel gibt es für jede schlecht aussehende Frau auch einen schlecht aussehenden Mann.«
    Aber alle Bemühungen der Frauen, sich bewußt zu verschönern und ihren Körper auch durch chirurgische Eingriffe attraktiver zu machen, strafen eine solche Interpretation Lügen. In Wirklichkeit unterscheiden sich Männer stark in ihren Genen, in den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen, in ihren väterlichen Qualitäten und in ihrer Zuneigung zu ihren Frauen. Zwar kann tatsächlich praktisch jede Frau einen Mann finden, der sie heiratet, aber nur wenigen Frauen gelingt es, sich einen der wenigen Spitzenmänner zu sichern, und um ihn müssen sie heftig konkurrieren. Das weiß jede Frau, nur manchen männlichen Wissenschaftlern ist es offenbar nicht bekannt.
    Ein zweiter Einwand besagt, daß Männer sich in traditionellen Kulturen ihre Frauen nicht aussuchen konnten, weder aufgrund sexueller Signale noch irgendwelcher anderer Eigenschaften. Ehen wurden vielmehr von Angehörigen der Sippe arrangiert: Sie trafen die Wahl, und das häufig mit dem Ziel, politische Bündnisse zu festigen. In Wirklichkeit aber hängt der Preis einer Braut zum Beispiel in den traditionellen Kulturen Neuguineas, wo ich arbeite, stark von der Begehrtheit der jeweiligen Frau ab, wobei ihre Gesundheit und ihre potentiellen Mutterqualitäten wichtige Argumente sind. Das heißt, selbst wenn die Ansichten eines Bräutigams über die Anziehungskraft seiner Braut nicht berücksichtigt werden, berücksichtigen die Verwandten bei der Auswahl ihre eigenen Ansichten durchaus. Außerdem spielt für die Männer der Sex-Appeal einer Frau eine Rolle, wenn sie sich Partnerinnen für außerehelichen Sex suchen, und dieser führt in traditionellen Kulturen (wo die Männer bei der Wahl der Ehefrauen nicht ihren sexuellen Vorlieben folgen können) sicher häufiger zu Kindern als in der modernen Gesellschaft. Auch kommt die Wiederheirat nach einer Scheidung oder dem Tod des Partners in traditionellen Kulturen sehr häufig vor, und bei der Wahl der zweiten Ehefrau haben die Männer mehr Freiheiten.
    Der letzte Einwand lautet: Kulturell beeinflußte Schönheitsideale ändern sich im Laufe der Zeit, und auch einzelne Männer innerhalb eines Kulturkreises haben einen unterschiedlichen Geschmack. Magere Frauen sind vielleicht dieses Jahr out und nächstes Jahr in, und manche Männer bevorzugen zu allen Zeiten magere Frauen. Aber diese Tatsache ist nur eine kleine Einschränkung, die meine Hauptaussage zwar ein wenig komplizierter, aber nicht ungültig macht: An allen Orten und zu allen Zeiten bevorzugen die Männer im Durchschnitt wohlgenährte Frauen mit einem schönen Gesicht.
    Wie wir gesehen haben, entsprechen mehrere Sexualsignale der Menschen – die Muskeln der Männer, die Schönheit des Gesichts und das an bestimmten Stellen konzentrierte Körperfett der Frauen – offenbar dem Prinzip der Ehrlichkeit in der Werbung. Aber wie ich im Zusammenhang mit den Signalen der Tiere bereits erwähnt habe, können einzelne Signale durchaus unterschiedlichen Prinzipien gehorchen. Das gleiche gilt auch für Menschen. Scham- und Achselbehaarung zum Beispiel, die sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen in der Pubertät bildet, ist ein zuverlässiges, aber völlig beliebiges Anzeichen, daß die Geschlechtsreife erreicht ist. Im Gegensatz zu Muskeln, einem schönen Gesicht und Körperfett vermitteln die Haare an diesen Stellen keine weitere Information. Ihr Wachstum erfordert keinen großen Aufwand, und sie leisten weder zum Überleben noch zur Ernährung der Kinder einen unmittelbaren Beitrag. Schlechte Ernährung kann einen hageren Körper und ein entstelltes Gesicht zur Folge haben, aber sie führt kaum einmal dazu, daß die Schamhaare ausfallen. Selbst schwache, häßliche Männer und magere, häßliche Frauen
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