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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß?
Autoren: Jared Diamond
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breiten Geburtskanal vorspiegelt (täuschend deshalb weil ein wirklich breiter Geburtskanal die Gefahr von Geburtsschäden verringert, Hüften mit Fettansatz aber nicht.)
     
    An dieser Stelle muß ich einigen Einwänden zuvorkommen, die sich gegen meine Vermutung richten, der sexuelle Schmuck des weiblichen Körpers sei von Bedeutung für die Evolution. Wie man es auch interpretiert, eines ist klar: Der Körper der Frau hat tatsächlich Merkmale, die als Sexualsignale wirken, und Männer sind an diesen speziellen Körperteilen besonders interessiert. In dieser Hinsicht ähneln Frauen den Weibchen anderer Primatenarten, die in Rudeln mit vielen ausgewachsenen Männchen und Weibchen zusammenleben. Schimpansen, Paviane und Makaken leben wie Menschen in Gruppen, und ihre Weibchen sind (wie auch die Männchen) mit sexuellen Signalen ausgestattet. Weibliche Gibbons und die Weibchen anderer Arten, die alleinlebende Paare bilden, besitzen dagegen nur wenige oder gar keine auffälligen Sexualsignale. Dieser Zusammenhang legt die Vermutung nahe, daß sich bei den Weibchen nur dann Sexualsignale entwickeln, wenn sie heftig mit anderen Weibchen um die Aufmerksamkeit der Männchen konkurrieren – zum Beispiel weil sich im Rudel mehrere Männchen und Weibchen jeden Tag begegnen, so daß in Sachen Attraktivität ein ständiger Evolutionswettbewerb herrscht. Weibchen, die nicht so regelmäßig der Konkurrenz ausgesetzt sind, haben eine derart aufwendige Ausstattung nicht nötig.
     
    Die Bedeutung der männlichen Sexualsignale steht für die meisten Tierarten (einschließlich des Menschen) außer Frage, denn die Männchen konkurrieren mit Sicherheit um die Weibchen. Gegen die Deutung, daß auch Frauen um die Männer konkurrieren und zu diesem Zweck ihre Körperausstattung hervorgebracht haben, kommen aber von Fachleuten drei Einwände. Erstens heiraten in traditionellen Kulturen mindestens 95 Prozent der Frauen. Dieser Wert scheint darauf hinzuweisen, daß praktisch jede Frau einen Ehemann abbekommt, so daß die Frauen nicht konkurrieren müssen. Eine Biologin drückte es einmal so aus: »Jedes Töpfchen hat sein Deckelchen, und in der Regel gibt es für jede schlecht aussehende Frau auch einen schlecht aussehenden Mann.«
     
    Aber alle Bemühungen der Frauen, sich bewußt zu verschönern und ihren Körper auch durch chirurgische Eingriffe attraktiver zu machen, strafen eine solche Interpretation Lügen. In Wirklichkeit unterscheiden sich Männer stark in ihren Genen, in den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen, in ihren väterlichen Qualitäten und in ihrer Zuneigung zu ihren Frauen. Zwar kann tatsächlich praktisch jede Frau einen Mann finden, der sie heiratet, aber nur wenigen Frauen gelingt es, sich einen der wenigen Spitzenmänner zu sichern, und um ihn müssen sie heftig konkurrieren. Das weiß jede Frau, nur manchen männlichen Wissenschaftlern ist es offenbar nicht bekannt.
     
    Ein zweiter Einwand besagt, daß Männer sich in traditionellen Kulturen ihre Frauen nicht aussuchen konnten, weder aufgrund sexueller Signale noch irgendwelcher anderer Eigenschaften. Ehen wurden vielmehr von Angehörigen der Sippe arrangiert: Sie trafen die Wahl, und das häufig mit dem Ziel, politische Bündnisse zu festigen. In Wirklichkeit aber hängt der Preis einer Braut zum Beispiel in den traditionellen Kulturen Neuguineas, wo ich arbeite, stark von der Begehrtheit der jeweiligen Frau ab, wobei ihre Gesundheit und ihre potentiellen Mutterqualitäten wichtige Argumente sind. Das heißt, selbst wenn die Ansichten eines Bräutigams über die Anziehungskraft seiner Braut nicht berücksichtigt werden, berücksichtigen die Verwandten bei der Auswahl ihre eigenen Ansichten durchaus. Außerdem spielt für die Männer der Sex-Appeal einer Frau eine Rolle, wenn sie sich Partnerinnen für außerehelichen Sex suchen, und dieser führt in traditionellen Kulturen (wo die Männer bei der Wahl der Ehefrauen nicht ihren sexuellen Vorlieben folgen können) sicher häufiger zu Kindern als in der modernen Gesellschaft. Auch kommt die Wiederheirat nach einer Scheidung oder dem Tod des Partners in traditionellen Kulturen sehr häufig vor, und bei der Wahl der zweiten Ehefrau haben die Männer mehr Freiheiten.
     
    Der letzte Einwand lautet: Kulturell beeinflußte Schönheitsideale ändern sich im Laufe der Zeit, und auch einzelne Männer innerhalb eines Kulturkreises haben einen unterschiedlichen Geschmack. Magere Frauen sind vielleicht dieses Jahr out
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