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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß?
Autoren: Jared Diamond
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argumentieren, sagt nichts über gute Gene, Elternqualitäten oder die Fähigkeit zur Nahrungsbeschaffung aus. Aber das Gesicht reagiert von allen Körperteilen am empfindlichsten auf die Wirkungen von Alter, Krankheit und Verletzungen. Insbesondere in traditionellen Kulturen zeigt deshalb ein vernarbtes oder entstelltes Gesicht, daß die betreffende Person anfällig für schwere Infektionskrankheiten ist, nicht selbst für sich sorgen kann oder Würmer als Parasiten mit sich herumschleppt. Ein schönes Gesicht war demnach ein ehrliches Anzeichen für gute Gesundheit, und fälschen konnte man es erst im 20. Jahrhundert, als die Schönheitschirurgen das Facelifting vervollkommneten.
     
    Ein letztes ehrliches Signal ist das Körperfett der Frauen. Milchproduktion und Kinderversorgung sind für eine Mutter große Belastungen, und bei Unterernährung bleibt die Milch meist aus. In traditionellen Kulturen, in denen es weder Babynahrung noch domestiziertes Milchvieh gab, war es für einen Säugling tödlich, wenn die Mutter keine Milch produzierte. Deshalb war das Körperfett einer Frau für den Mann ein ehrliches Signal, daß sie in der Lage war, sein Kind großzuziehen. Natürlich dürften die Männer die richtige Fettmenge bevorzugt haben: Zu wenig war möglicherweise ein Zeichen für fehlende Milch, zuviel konnte zu Gehbehinderungen, geringen Leistungen bei der Nahrungsbeschaffung oder einem frühen Tod durch Diabetes führen.
     
    Der weibliche Körper hat sich in der Evolution so entwickelt, daß sich die Fettreserven in leicht erkennbaren, einfach zu beurteilenden Bereichen sammeln – vielleicht weil gleichmäßig über den Körper verteiltes Fett kaum zu sehen wäre. Die anatomische Lage der Fettpolster ist allerdings in den einzelnen menschlichen Populationen ein wenig unterschiedlich. Alle Frauen neigen zu Fettansammlungen an Brust und Hüften, jedoch mit geographischen Schwankungen. Bei den Frauen vom Volk der San im südlichen Afrika (den sogenannten Buschmännern und Hottentotten) sowie bei den Bewohnerinnen der Andamaneninseln im Golf von Bengalen sammelt sich viel Fett am Gesäß, ein Zustand, den man als Fettsteiß oder Steatopygie bezeichnet. Die Männer sprechen überall meist auf Brüste, Hüften und Gesäß der Frauen an, und das führte in der modernen Gesellschaft zu einer weiteren chirurgischen Methode zur Fälschung von Signalen: der Brustvergrößerung. Natürlich kann man einwenden, daß manche Männer sich weniger für diese Anzeichen des Ernährungszustandes einer Frau interessieren als andere und daß die Beliebtheit dünner oder molliger Mannequins sich von Jahr zu Jahr entsprechend den Modelaunen ändert. Aber allgemein zielt das Interesse der Männer deutlich in eine Richtung.
     
    Angenommen, wir könnten Gott oder Darwin spielen und entscheiden, wo wir am Körper einer Frau das Fett anbringen wollen. Arme und Beine kommen nicht in Frage, denn dort würde es für das Gehen oder den Gebrauch der Hände eine zusätzliche Belastung bedeuten. Es bleiben also noch viele Bereiche des Rumpfes, an denen sich Fett sammeln könnte, ohne die Bewegung zu behindern, und tatsächlich haben sich hier, wie gerade erwähnt, bei den Frauen verschiedener Populationen drei unterschiedliche Signalregionen herausgebildet. Man muß aber fragen, ob der Ort des Signals in der Evolution rein zufällig ausgewählt wurde und warum es keine Gruppen mit anders angeordneten Signalen gibt, beispielsweise mit Fettpolstern am Bauch oder mitten auf dem Rücken. Paarweise angeordnete Fettreserven am Bauch wären für die Fortbewegung kein größeres Hindernis als die tatsächlich vorhandenen beidseitigen Polster an Brüsten und Hinterbacken. Es ist jedoch seltsam, daß sich bei den Frauen aller Populationen die Fettreserven an der Brust entwickelt haben, also an jenem Organ, dessen Milchleistung die Männer vielleicht am ehesten anhand der Fettpolster beurteilen. Manche Fachleute haben deshalb die Vermutung geäußert, große, fettreiche Brüste seien nicht nur ein ehrliches Signal für insgesamt gute Ernährung, sondern auch ein täuschendes Signal für eine große Fähigkeit zur Milchproduktion (täuschend deshalb, weil die Milch in Wirklichkeit nicht im Fett der Brust, sondern in ihren Drüsengeweben gebildet wird).
     
    Entsprechend hat man auch vermutet, die Fettpolster an den Hüften der Frauen auf der ganzen Welt seien sowohl ein ehrliches Signal für gute Gesundheit als auch ein täuschendes Signal, das einen
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