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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß?
Autoren: Jared Diamond
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genetischer Preis für das zweifelhafte Privileg, trotz immer schlechter werdender Zukunftsaussichten ein oder zwei weitere Kinder zur Welt zu bringen. Diese Bedeutung der Erinnerungen alter Frauen für die Gesellschaft ist nach meiner Überzeugung eine der wichtigsten Triebkräfte hinter der Evolution der Wechseljahre.
     
    Natürlich sind Menschen nicht die einzige Spezies, die in Gruppen von genetisch verwandten Individuen zusammenlebt und deren Überleben von erworbenem Wissen abhängt, das kulturell (das heißt nichtgenetisch) von einem zum anderen weitergegeben wird. So erkennen wir inzwischen, daß Wale höchst intelligente Tiere mit einem komplizierten Sozialleben und kulturellen Traditionen sind – ein Beispiel sind die Gesänge der Buckelwale. Das gilt vor allem für die Grindwale, die zweite Säugetierart mit gut belegter weiblicher Menopause. Wie die traditionellen Jäger und Sammler leben auch die Grindwale als »Stämme« (die man hier Herden nennt) mit 50 bis 250 Individuen. Wie sich in genetischen Untersuchungen gezeigt hat, ist jede Grindwalherde eigentlich eine große Familie, in der alle Individuen miteinander verwandt sind, denn weder Männchen noch Weibchen wechseln von einer Herde zur anderen. Ein beträchtlicher Anteil der Weibchen in einer Herde hat die Wechseljahre hinter sich. Die Entbindung ist zwar für ein Grindwalweibchen wahrscheinlich bei weitem nicht so gefährlich wie für eine Frau, aber die Wechseljahre könnten sich bei ihnen entwickelt haben, weil ältere fruchtbare Weibchen dazu tendieren, unter den Belastungen von Milchproduktion und Brutpflege zugrunde zu gehen.
     
    Auch bei manchen anderen Tierarten bleibt noch genauer zu bestimmen, welcher Anteil der Weibchen unter natürlichen Bedingungen das Alter jenseits der Wechseljahre erreicht. Zu diesen Arten gehören Schimpansen, Bonobos, afrikanische und asiatische Elefanten sowie die Schwertwale. Die meisten von ihnen werden durch die Menschen zur Zeit derart dezimiert, daß wir schon heute nicht mehr herausfinden können, ob die Wechseljahre ihrer Weibchen in freier Wildbahn biologisch von Bedeutung sind. Für Schwertwale hat man aber mit dem Sammeln entsprechender Daten begonnen. Diese Spezies und viele andere große, soziale Säugetiere faszinieren uns vor allem deshalb, weil wir uns mit ihnen und ihren Sozialbeziehungen, die unseren eigenen ähneln, identifizieren können. Genau aus diesem Grund würde es mich nicht wundern, wenn sich herausstellt, daß auch für einige dieser Arten weniger mehr ist.
     
     

Ehrlichkeit in der Werbung
Die Evolution der Körpersignale
     
    Freunde von mir – ein Ehepaar, das ich Art und Judy Smith nennen möchte, um die Anonymität zu wahren – hatten in ihrer Beziehung eine schwierige Zeit durchgemacht. Nach einer Reihe außerehelicher Affären hatten sie sich getrennt. Schließlich waren sie wieder zusammengekommen, unter anderem weil ihre Kinder sehr unter der Trennung gelitten hatten. Jetzt gaben sich Art und Judy Mühe, die beschädigte Beziehung wieder zu kitten, und beide versprachen, sich nicht wieder untreu zu werden, aber der Nachgeschmack von Mißtrauen und Bitterkeit blieb.
     
    In dieser Verfassung war Art, als er eines Morgens – er war für ein paar Tage auf Geschäftsreise – zu Hause anrief. Am Telefon meldete sich eine tiefe Männerstimme. Sofort hatte Art einen Kloß im Hals, während er innerlich krampfhaft nach einer Erklärung suchte. (Habe ich die falsche Nummer gewählt? Was macht ein Mann dort?) Ohne recht zu wissen, was er sagen sollte, platzte er heraus: »Ist Mrs. Smith da?« – »Die ist oben im Schlafzimmer und zieht sich gerade an«, erwiderte der Mann nüchtern.
     
    Eine Welle der Wut stieg in Art hoch. Lautlos schrie er in sich hinein: »Sie fängt schon wieder mit ihren Affären an! Jetzt holt sie sich schon nachts einen Kerl in mein Bett! Er nimmt sogar das Telefon ab!« Er malte sich aus, wie er sofort nach Hause fuhr, den Liebhaber seiner Frau umbrachte und Judys Kopf gegen die Wand schlug. Kaum fähig, seinen Ohren zu trauen, stotterte er ins Telefon. »Wer … sind … Sie?«
     
    Die Stimme am anderen Ende räusperte sich, wechselte vom Bariton zum Sopran, und antwortete: »Papa, erkennst du mich nicht?« Es war Arts und Judys vierzehnjähriger Sohn, der sich gerade im Stimmbruch befand. Mit einer Mischung aus Erleichterung, hysterischem Lachen und Schluchzen schnappte Art noch einmal nach Luft.
     
    Arts Bericht über dieses Telefongespräch hat
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