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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1
Autoren: Random House
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Anbringen des Regals so lange gewartet hat. Aber Rainer erklärte: Er fühlte sich von seiner Frau unter Druck gesetzt. Immer wenn er nach Hause kam und sich entspannen wollte, auf eine interessierte Frage oder eine Zärtlichkeit hoffte, warteten bereits die nächsten Aufgaben auf ihn. So stellte sich bei ihm irgendwann das Gefühl ein, nur ein Dienstleister seiner Frau zu sein.
    Seine Leistungen für die Familie würden nicht richtig geschätzt, beklagte Lukas. Damit stand er nicht allein: Ein anderer Teilnehmer hatte beispielsweise in mühseliger Kleinarbeit das Bad renoviert, dabei eine schicke Badewanne in Schiffsform entwickelt und die Front liebevoll mit farbigen Mosaiksteinchen ausgelegt. Dazu der Kommentar seiner Partnerin: „Warum hast du so lange gebraucht?“ Dass es ihm wichtig war, in seinem eigenen Rhythmus etwas Schönes zu bauen, zählte für seine Frau nicht. Sie sah die Funktion des Bades und wollte es vor allem benutzen können. Nun gut, vielleicht war die Bauzeit von einem guten Jahr dann doch etwas lang gewesen. Aber warum konnten sie nicht offen darüber sprechen?
    Für die meisten Teilnehmer stellten die Seminare zur Burnout-Prävention die erste Gelegenheit dar, sich mit anderen Männern über die Schwierigkeiten in der Beziehung zu ihrer Partnerin auszutauschen. Als sie am Ende der Woche gefragt wurden, ob sie die geschlechtsgetrennte Gruppe für die Zukunft befürworten oder lieber gemischte Arbeitsgruppen vorschlagen würden, hätte die Antwort bei Männern und Frauen nicht einstimmiger ausfallen können. Niemand wollte auf die Trennung verzichten. Das Gefühl „Wie schön, dass wir unter uns sind“ wirkte auf beide Parteien extrem entlastend. Und zwar bei allen Gruppen, mit denen ich gearbeitet habe.
    Was in dieser Konstellation endlich ausgesprochen werden konnte, war die fehlende Anerkennung und Wertschätzung in der Familie. Dass dies tiefe Wunden hinterlässt, steht außer Frage. Aber hat es vielleicht auch etwas mit Burnout zu tun? Und wenn ja, was genau?
Und nun?
    Das erste Seminar zur Burnout-Prävention ist jetzt über sechs Jahre her. Mehr als 1.000 Menschen haben mittlerweile an diesem Angebot teilgenommen. Und bereits zwei Mal wurde die Wirkung der Seminare, die in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse stattfanden, auf die Teilnehmer untersucht. Unmittelbar nach dem Seminar konnte bereits eine signifikante Verbesserung festgestellt werden: Nach den fünf intensiven Tagen stieg die „Selbstwirksamkeitserwartung“ der Teilnehmer stark an. Das heißt: Fast alle fühlten sich weitaus besser in der Lage, etwas an ihrer Situation zu ändern. Wenn bislang das Gefühl der Hilflosigkeit überwogen hatte, so waren sie nun überzeugt, sie können etwas tun.
    Bei einer späteren Evaluation wurde das Programm auf seine Nachhaltigkeit hin überprüft. Befragt wurden nicht nur die Teilnehmer selbst, sondern auch ihre Lebensgefährten. Interessanterweise nahmen auch die Partner noch ein halbes Jahr nach dem Seminar die Veränderung positiv wahr. Ihre Lebensgefährten seien selbstbewusster geworden und verspürten den Drang, ihr Leben zu verändern und aktiv zu gestalten. Auch die Stressresistenz hat sich verbessert: Einige haben sogar ihre Stellen gekündigt und gewechselt. Andere sind auf der Karriereleiter aufgestiegen und trauen sich nun Führungspositionen zu.
    Das Ergebnis der Studie hat mich natürlich gefreut. Aber ich habe mich auch gefragt: Warum haben die Seminare eigentlich so gut funktioniert? Selbst eine Intensivveranstaltung ist in der Regel selten so nachhaltig. Was war das Besondere an diesen Seminaren?
    Konnte es die Einteilung in geschlechtsgetrennte Gruppen sein? Die Frauen waren fünf Tage nur unter Frauen und konnten ihren ganzen Frust frei äußern . Bei den Männern wiederum herrschte regelrecht Ausnahmezustand: Wann hatten sie sonst die Möglichkeit, sich mit anderen Männern über ihre Belastungen auszutauschen? Die Gelegenheiten sind rar, und ihr Engagement hat gezeigt, wie groß der Gesprächsbedarf ist.
    Wie die Studie nachgewiesen hat, ist durch die Seminare die Ich-Stärke gestiegen. Also genau die Kraft, die den Teilnehmern fehlte, um sich abzugrenzen und Nein sagen zu können. Die Tatsache, dass sie unter sich waren, hatte eine enorm befreiende Wirkung auf die Teilnehmer. Es war die Voraussetzung dafür, dass sie sich überhaupt geöffnet haben. Dass sie vom Stress im Job zu dem im Privatleben kommen konnten – zum zweiten Problemfeld, das ebenfalls
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