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Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1

Titel: Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1
Autoren: Random House
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Stress bereitet. Seien es die Frauen, die von der vermeintlichen Unfähigkeit der Männer genervt sind. Seien es die Männer, die auch zu Hause unter enormem Druck stehen: Hier wie da können die Erwartungen nicht erfüllt werden. Und dann kollidieren enttäuschte Erwartungen mit hohen Ansprüchen.
    Von den äußeren Belastungen, die die meisten bereits erkannt hatten, kamen wir zur tiefen Verunsicherung, die im Inneren tobt. Und die scheint mit den Geschlechterrollen zusammenzuhängen: „Was ist eigentlich meine Rolle als Frau? Was ist meine Rolle als Mann?“ Wie viel Macho darf er sein? Wie viel Frau darf sie im Job sein? Was heißt das eigentlich heute: Mann zu sein? Oder eben Frau?
    Klare Rollenerwartungen vermindern Komplexität. Und damit Stress. Früher gab es keine Diskussion: Die Mutter brachte die Kinder zur Musikschule. Das war ihre Aufgabe. Der Mann schaffte das Geld heran. Klare Vorstellungen. Die nun ins Rutschen gekommen sind und keine Orientierung mehr bieten.
    Die bisherigen Lehrmeinungen entpuppen sich als Vorurteile: Bessere Organisation kann Burnout nicht verhindern. Auch Stress, Zeitnot und ständige Erreichbarkeit sind nicht die Ursache. Es braucht nicht einmal die Berufstätigkeit, um auszubrennen. Seit ich immer wieder solche Ergebnisse erhalte, verstärkt sich mein Verdacht: Burnout kommt nicht vom Job. Die Arbeit ist nur der Schauplatz, auf dem die Krankheit sichtbar wird. Der Fehler im System scheint tiefer zu liegen, irgendwo in der Beziehung zwischen Mann und Frau, irgendwo im Selbstverständnis von Mann oder Frau. Dort scheint die Energie gebunden zu werden, die fehlt, um den Alltag zu bewältigen.
    Ich vergleiche das gern mit einem Computer: Im Hintergrund läuft ein Programm, das sehr viel Rechenleistung nutzt. Es macht den Rechner langsam und störanfällig, die Pannen häufen sich. Bis der Computer irgendwann abstürzt.
    Ich hatte mir fest vorgenommen, herauszufinden, welches rechenintensive Programm da im Falle des Burnout im Hintergrund läuft. Und ich habe es herausgefunden ...

Kapitel 2
Wer ausbrennt und wer nicht
    Ich wartete auf meine neue Gruppe. Während ich den Raum noch ein wenig herrichtete, trafen nach und nach die ersten Männer ein, grüßten freundlich und suchten sich ihre Plätze. Mir fiel besonders ein etwa 40 Jahre alter Mann auf. Eine auf den ersten Blick vitale Erscheinung, nur bei genauerem Hinsehen erkannte man die Müdigkeit in seinen Augen. Er war sehr gut angezogen – nicht auffällig, aber jemand, der sich auskannte, sah sofort, wie gut sein Sakko geschnitten war und dass das Hemd nicht aus einem Kaufhaus stammte. Mit seiner Ausstrahlung von Autorität, Erfolg und Stil erfüllte er den ganzen Raum. Was hatte der bei mir im Kurs zu suchen?
    In der Vorstellungsrunde erzählte er, dass er ein promovierter Ingenieur sei und in der Photovoltaik-Branche arbeite. Er hatte Führungsverantwortung für eine ganze Abteilung und stellte seinem Unternehmen Tag für Tag Bestleistungen zur Verfügung. Aber auch im privaten Bereich war er hochengagiert. Ehrenamtlich arbeitete er bei der Siedlungsvereinigung, er spielte fast konzertreif Klavier und sorgte liebevoll für seine Familie.
    Die Zuhörer in der Runde konnten dem Mann ebenso wie ich selbst vom ersten Moment an viele positive Fähigkeiten attestieren: ein ausgeprägtes Organisationstalent, gelassene Weitsicht, gut entwickeltes Selbstbewusstsein sowie das Talent, seine Bedürfnisse und Interessen zu formulieren. Er konnte vorhandene Probleme benennen und sein analytischer Verstand verschloss sich keinem Denkansatz.
    Als er von seiner Arbeit berichtete, war es das Übliche: Ärger, Druck, Stress – von allen Seiten zerrte es an ihm. Der lange Anfahrtsweg, die unflexiblen Arbeitszeiten, die endlosen Sitzungen, all das machte ihm zu schaffen. Sein direkter Vorgesetzter fürchtete ihn als Konkurrenten und machte ihm deshalb das Leben schwer. Auch die räumlichen Verhältnisse waren alles andere als optimal. Das Unternehmen wuchs rasant, platzte aus allen Nähten. Obwohl er schon weit oben in der Hierarchie angekommen war, musste er sich seit ein paar Monaten mit vier anderen Managern ein Büro teilen. In dem ständig unruhigen Umfeld konnte er nicht in Ruhe arbeiten, seine nächtlichen Schlafprobleme verschärften die Situation nur noch. Ganz nebenbei erzählte er auch von seiner Familie, den zwei Kindern und dem neuen Haus. „Eigentlich müsste ich mich mehr um meine Familie kümmern“, sagte er.
    Vor einiger
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