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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
Autoren: Leif Lasse Andersson
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euch nicht nur jede Menge Frust ersparen, sondern auch die sonst unvermeidlichen Kollateralschäden an euren Computern und Laptops.
    Bis ich mühsam herausgefunden hatte, dass 60 Prozent aller attraktiven Frauenprofile in diesen Flirtbörsen von irgendwelchen Deppen betrieben werden, die sich entweder eure E-Mail-Adresse, eure Kontodaten oder euren Besuch auf irgendeiner Nuttenseite erhoffen, sind ein paar Tage ins Land gezogen, und mein privater E-Mail-Account hat es auch nicht überlebt. Seit ich ein paar echt niedlich aussehenden Mädels meine elektronische Adresse gab, wird diese Tag für Tag bis zum Anschlag mit Nuttenmails, Viagra-Werbung und dem feinsinnigen Slogan: »Penisverlängerung sofort« vollgespamt, nur ab und zu wird dieser monotone Reigen durch Mails von »Natasha21« oder »Sweetswetlana_19« unterbrochen, an denen wirklich geile Fotos hängen, deren Motive ich mir zum Zwecke der Verehelichung für 2000 US-Dollar nach Deutschland bestellen kann.
    Als ich mir aber eines der Mädels genauer angucken wollte, enterte ein Virus meinen Computer, inzwischen habe ich die Festplatte neu formatiert und nach Hintergrundmaterial über russische Importfrauen gegoogelt. Ich fand den betrüblichen Bericht eines Nachrichtenmagazins, in dem ein Mann über mehrere Monate insgesamt 10 000 Dollar investierte, ohne auch nur eine einzige russische Nutte vor die Flinte zu bekommen. »Schön blöd, der Typ«, denke ich mir, »sogar noch einen Tick dämlicher als ich«, dennoch ist mir klar, dass die Figur, die ich gerade abgebe, auch mit größtem Wohlwollen ebenfalls bloß als jämmerlich zu bezeichnen ist. Aber ich bin eben ein schrecklich neugieriger Typ, und was soll man schon machen, wenn einem die geilsten Elsen halb nackt ins Haus flattern und im Mail-Text obendrein versprechen, dass sie noch viel schönere Fotos im Anhang mitgeschickt haben.
    Inzwischen habe ich meinen gefluteten Mail-Account wie ein sinkendes Schiff aufgegeben und bei einem anderen Provider einen neuen angelegt.
    Mal ganz abgesehen von diesen Anfängerfehlern stelle ich fest: Internetdating ist überraschend harte Arbeit! Bis meine schüchternen Nachrichten an die Damenwelt irgendwann zögernd zur Kenntnis genommen wurden, habe ich mein Profil wohl an die sechs Mal überarbeiten müssen. Inzwischen prangt dort die wirklich bescheiden-ironisch-zurückhaltend-witzig-charmante Selbstbeschreibung eines kultivierten und durchaus erfolgreichen Mannes, mit der ich in Singlewettbewerben vermutlich Preise einheimsen könnte. Wozu bin ich schließlich gelernter Werbefuzzi?
    Eine besondere Herausforderung stellt allerdings das Foto dar: Nachdem ich beim ersten Durchblättern des Kataloges einer großen Flirtbörse nicht weniger als zwei Mädels entdeckt habe, die in der Grafikabteilung meiner Agentur die Bilder bearbeiten, weiß ich, dass ich undercover operieren muss, wenn ich mich nicht zum Gespött meiner Kollegen machen will.
    Erst probiere ich ein Foto mit Sonnenbrille, doch die verdeckt meine Lachfältchen und ich sehe bloß wie ein eingebildetes Arschloch mit Geheimratsecken aus. Fotos von der Seite oder schräg von hinten sind gänzlich ungeeignet, meine viel zu große Wikingernase erkennt man schon aus drei Meter Entfernung, zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass sie aus dieser Perspektive besonders anziehend auf Frauen wirkt. Nach einigen Experimenten vor dem Badezimmerspiegel stehe ich derart verrenkt auf einem Hocker, dass die Kante des Spiegels meinen Kopf knapp oberhalb der Augenbrauen abschneidet und das Fotohandy die Nase und weite Teile des Gesichtes verdeckt. Übrig bleiben recht markante Lachfältchen und, nachdem ich mit Photoshop drübergegangen bin, wirklich strahlende Augen, denen ich zum tiefen Blau des Ostseewassers zwischen von der Sonne beschienenen Schären verholfen habe. Ich denke lange darüber nach, an wen mich das verblüffend attraktive Ergebnis erinnert, komme nicht darauf, hoffe jedoch auf irgendeinen Hollywoodhelden vergangener Tage.
    Das sollte reichen!
    Allerdings habe ich nicht mit dem wachsamen Administrator der Flirtseite gerechnet, der argwöhnt, ich hätte das Foto aus dem Internet geklaut. Er verweigert die Freigabe und schreibt, man müsse schon sich selbst zeigen, wenn man auf diesem Tummelplatz mitspielen wolle. Meine ungehaltene Antwort mit dem Vorschlag, dass er sich lieber um die Spam-Nutten aus Russland kümmern solle, führt dazu, dass mein Profil gelöscht wird, noch bevor es eine einzige reale Frau
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