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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
Autoren: Leif Lasse Andersson
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angelockt hat.
    Also suche ich weitere Flirtbörsen und siehe da: Bei der nächsten klappt der Upload des Fotos und ich beginne sogleich, meinen gesammelten Charme nach dem Gießkannenprinzip über jede halbwegs hübsche Frau zwischen 25 und 35 zu vergießen, die weniger als 50 Kilometer entfernt wohnt. Wirklich praktisch so eine Suchfunktion, ich könnte sogar angeben, ob ich lieber Große oder Kleine, Blonde oder Brünette, Frauen mit Hochschulabschluss oder ohne Kinder vögeln will, doch dafür bin ich vom Wesen her einfach zu demokratisch: Wer geil aussieht und in mein Bett will, der soll bitte schön nicht wegen seiner Haarfarbe diskriminiert werden.
    Mein erstes Date heißt Christiane und ist ein Exmodel, 29 Jahre jung, geschieden, blond, hammergeil aussehend, ein kleiner Sohn, aber das passt schließlich zu meinen beiden. Christiane schreibt mir seit etwa 72 Stunden recht amüsante Mails, ich habe Kondome gekauft, Kinokarten reserviert, danach einen Tisch im piekfeinen Fischereihafenrestaurant Hamburg klargemacht, wo ich sonst nur zu speisen pflege, wenn die Firma die Kosten übernimmt. Vorher werden wir uns in einer netten Bar zum Warm-up treffen.
    Unklar ist mir, wie ich mich präsentieren soll.
    Anzug?
    Legere Markenkleidung, die kenntnisreichen Blicken dennoch verrät, dass sich hier ein Mann von Welt betont lässig gibt?
    Oder Jeans und Turnschuhe?
    Ich hab null Gefühl für die Lage, und das ist ein entschiedener Nachteil dieser höchst seltsamen Kommunikationsform im Internet. Du schreibst einem Foto! Und statt sie zu hören, ihr Parfüm zu riechen und bewundernd zuzusehen, wie sie sich auf die Unterlippe beißt oder die blonden Locken in den Nacken schüttelt, starrst du in befremdlichem Verzücken auf winzige Lichtpunkte deines Bildschirms und bildest dir ein, mit einer Frau zu flirten.
    Ich entscheide mich für Jeans und Lederjacke, Fischereihafenrestaurant ist schon großkotzig genug.
    Fünf vor 20 Uhr, meine erste Internetpuppe kommt gleich, ich habe in der knallvollen Bar gegenüber dem Kino zwei Hocker ergattert und kontrolliere mein Handy. Die Nachricht »Sitze in der U-Bahn, noch zwei Stationen, ich bin so aufgeregt« macht mich darauf aufmerksam, dass auch ich nicht gänzlich gelassen bin. Ich spähe minutenlang zur Tür, entdecke aber nichts, was im Entferntesten so aussieht, als könnte es Christiane heißen und mein blondes Exmodel sein. Sie hat mir sogar Fotos geschickt, auf denen sie vor ein paar Jahren für Unterwäsche warb. Und Jungs, ganz ehrlich, eigentlich ist es beschämend für die Spezies Mann, aber der erste Blick auf ihre in durchsichtige Spitzen verpackten Titten und den wohlgerundeten Arsch war exakt der Moment, als ich mich zum ersten Mal in der virtuellen Welt verliebte.
    Scheiße, ist der Laden voll. Neben mir drängelt sich eine ältere Frau auf den Barhocker, ich beuge mich mit meinem charmantesten Lächeln zu ihr hinüber: »Entschuldigen Sie bitte vielmals, aber ich habe versucht, den Platz frei zu halten, ich erwarte jede Sekunde meine Freundin.« Ich kann ihren Blick nicht recht deuten, aber dann sagt sie: »Freundin?« Ich gucke entschieden verwirrt, während ihr nächster Satz zwar in meine Ohren, aber definitiv nicht bis ins Stammhirn dringt. »Leif, du erkennst mich nicht, oder?«
    Ganz, ganz langsam dämmert mir die äußerst entfernte Ähnlichkeit, – ungefähr so wie die zwischen Mutter und Tochter – zwischen dem tagelang intensiv betrachteten Profilfoto und dieser älteren Frau, und während mein Sprachzentrum auf Automatikbetrieb umstellt und »Aber klar, Christiane, du hast die Haare irgendwie anders, oder?« von sich gibt, beäugt der Rest meines Verstandes das breithüftige Grauen. Zwischen gut erhaltener 50 und früh verwelkter 44 würde ich tippen, never ever 29 Jahre, und um es wenigstens glasklar zu denken, wenn ich es schon nicht laut sagen kann: Die Jahre zwischen diesen entschieden differierenden Angaben muss sie ziemlich gut im Futter gestanden haben.
    Ich bin ein wenig beleidigt, aber weil ich nicht weiß, wie ich mit dieser peinsamen Situation umgehen soll, beschließe ich, die Sache einfach durchzustehen: souverän, höflich, gelassen und distanziert! Vielleicht ist sie ja ganz nett, und möglicherweise hat sie eine jüngere Schwester. Also helfe ich ihr aus dem Mantel, was mir Gelegenheit gibt, sie auf ein Gewicht knapp oberhalb der 90-Kilo-Marke zu taxieren, ordere zwei Gläser Sekt, plaudere mit ihr über die Zustände in Hamburgs
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