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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
Autoren: Granger Ann
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flaches Grab ausgehoben, ihren Mann beerdigt und erwartet, daß der Graben sehr bald mit Beton aufgefüllt werden würde, bis er mit dem umliegenden Land plan war. Neunzig Zentimeter Betonfundament und darunter begraben der Mann. Es würde auch nicht lange dauern, dann würden auf dem Fundament Ziegelmauern hochgezogen und ein Haus dastehen. Niemand hätte jemals geahnt, was für ein grausiges Geheimnis in seinem Fundament verborgen war. Aber all das hatte sich durch Steves Anordnung, noch einmal dreißig Zentimeter tiefer zu graben, verändert. Stirnrunzelnd überlegte Markby. Heute war Montag. Die Bauleute hatten am Freitag bestimmt früher mit der Arbeit aufgehört, um das Wochenende bei ihrer Familie oder in einer Kneipe zu verbringen. Vorher hatten sie den ursprünglichen Graben ausgebaggert. Nehmen wir einmal an, dachte Markby, diese Beerdigung hat Freitag nacht oder sehr früh am Samstagmorgen stattgefunden. Die Totengräber brauchten Licht, um zu arbeiten. Sie? Ja, sie. Die Arbeit kann nicht nur von einem einzelnen erledigt worden sein. Außerdem mußte der Tote hierher transportiert werden … Auf dieser verfluchten neuen Straße waren bestimmt keine Spuren zu sehen, doch vielleicht waren sie an irgendeiner Stelle über offenes Gelände gefahren oder hatten ihre furchtbare Last getragen, und dieser weiche Boden war mit einem Gewirr von Reifen- und Stiefelspuren übersät. Markby fuhr herum, als Steve keuchend näher kam. Der Architekt blieb stehen, als er die Leiche sah, gab ein ersticktes Gurgeln von sich und flüsterte dann:
    »O Gott …«
    »Alle Arbeiten müssen sofort abgebrochen werden«, sagte Markby energisch.
    »Niemand darf das Gelände betreten. Wo ist der Polier? Verdammt, diese idiotische Maschine hat wahrscheinlich die Reifenspuren niedergewalzt, wenn es welche gegeben hat. Wir brauchen Abgüsse von den Reifen deines und aller anderen Wagen, die zur Baustelle gehören. Hast du irgendwo Pfähle und Seile, mit denen wir das Gelände provisorisch absperren können.«
    »J-ja …« Steve versuchte mühsam, sich zusammenzureißen. Patch kam angerannt und flitzte weiter. Steve machte einen Hechtsprung und nahm den kleinen Hund auf die Arme.
    »Ich bringe Patch nur ins Auto. Gott, Alan, wer ist das?«
    »Keine Ahnung. Erkennst du ihn nicht? Sieh ihn dir an, wenn du kannst.« Steve schluckte und schob sich seitlich vor. Er musterte das schlammverschmierte Gesicht und schüttelte den Kopf.
    »Nein – hab den Typ noch nie gesehen. Wo ist seine Kleidung?« Markby schaute sich um. Schlamm, Gräben, Brombeergestrüpp … Wo waren die Sachen des Leichnams? Konnten überall sein.
    »Setz dich mit dem Polier in Verbindung. Er heißt Hersey, nicht wahr? Er soll seine Leute fragen, ob einer von ihnen zufällig Lumpen oder Kleidungsstücke gesehen hat, egal, wie dreckig oder zerrissen. Und sie sollen dafür sorgen, daß niemand mehr die Baustelle betritt.« Wir müssen den Fluß absuchen, dachte er, und auch die umliegenden Wäldchen, Felder und Wiesen. Meilenweit. Laut fragte er:
    »Ist da, wo der Leichnam liegt, die weiche Stelle im Boden, die du zu sehen glaubtest?« Steve blinzelte. Er war sehr blaß. Patch wand sich in seinen Armen.
    »J-ja, mehr oder weniger. Der Lehm sieht nicht so kompakt aus.«
    »Mit anderen Worten gelockert?«
    »Nun – ja … Aber ich dachte nur … Mir ist natürlich nicht im Traum eingefallen, daß jemand da unten gegraben haben könnte – ein – Grab! Weiche Stellen sind in diesem Boden nichts Ungewöhnliches.«
    »Dagegen ist nichts einzuwenden«, sagte Markby.
    »Ich geb dir ja keine Schuld. Gott sei Dank, daß du darauf bestanden hast, tiefer zu graben, denn sonst hätten wir ihn nicht gefunden.«
    »Nein, das hätten wir nicht. Derjenige, der ihn begraben hat, dachte, einen narrensicheren Weg gefunden zu haben, um den Toten loszuwerden, und fast wäre es ihm gelungen.«
    »Hast du ein Telefon im Wagen?« Zwei Tote in sechs Tagen, dachte Markby grimmig. Gewiß, ein Unglück kam selten allein, aber er hoffte, daß das Sprichwort
    »Aller guten oder schlechten Dinge sind drei« diesmal nicht zutraf. Zwei waren vorläufig genug. Wenigstens gab es keinen Zweifel, wie der Coroner über diesen Todesfall urteilen würde. War jemand eines natürlichen Todes gestorben, zog man ihm nicht die Kleider aus und begrub ihn nicht heimlich da, wo er im Beton eingemauert werden würde. Diesmal hatten sie einen handfesten Mordfall, und keine juristische Haarspalterei konnte das beschönigen.
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