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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere
Autoren: James Jr. Tiptree
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Beachtung aller, ob Mann oder Frau, die in den vorderen Linien der Geschlechterbefreiungskriege kämpfen.
    Dann haben wir da ›Am letzten Nachmittag‹ (1972) – für mich eine Geschichte mit Rissen, die nicht ganz erfolgreich versucht, eine introspektive Erzählung mit Szenen gewaltiger und furchtbarer Energie zu verweben. Doch ist sie, trotz ihrer strukturellen Probleme, ein würdiges Glied in der Reihe, da sie eine von Tiptrees speziellen Begabungen demonstriert: Szenen lang hingezogener, sich langsam steigernder Bewegung zu schaffen; Marsch der Molochs; wie die Fremdwesen in ihren monströsen, geistlosen Massen da an Land kommen, das ist eine Tiptreesche Spezialität: das Gefühl eines sich dahinwälzenden Vorgangs, das die Szene buchstäblich unvergeßlich macht. (Siehe auch Evans Klettertour am Clivorn in ›Und irrend hab ich dies gefunden‹ oder die Erscheinung des außerirdischen Wesens in einer Novelle, die in diesem Buch nicht erscheint, ›A Momentary Taste of Being‹.)
    Und noch so vieles – die komisch-extravagante Geschichte ›All die schönen Ja’s‹, die mit dem NEBULA AWARD ausgezeichnete ›Liebe ist der Plan, der Plan ist Tod‹, die mit dem HUGO GERNSBACK AWARD ausgezeichnete Geschichte ›Das ein- und ausgeschaltete Mädchen‹, die finsterbedrohliche ›Paradiesmilch‹, Oh, ein Festmahl, einwandfrei ein Festmahl! Ein ungewöhnliches Buch, ein ungewöhnlicher Autor.
    Wir haben allen Grund, auf kommende Werke gespannt zu sein. Tiptree hat, soweit ich weiß, noch keinen Roman geschrieben; die lange Erzählung ›A Momentary Taste of Being‹ aus dem Jahre 1975 ist das bisher umfänglichste seiner Werke. Wenn er sich bereit fühlt, wird er einen schreiben, und der wird uns das Staunen lehren. Mit 50 oder 55, oder wie alt er auch immer sein mag, befindet sich Tiptree noch in einem Stadium ständigen Wachsens und Wandels. Im jüngsten seiner Beiträge für Phantasmicom, einem denkwürdigen Essay mit dem Titel ›Going Gently Down‹, meditiert er über das Altern und gibt uns zum Schluß diese Gedanken, die gute Boten seiner künftigen künstlerischen Entwicklung sind:
    »Wenn man an die Sechzig erreicht hat, ist, denke ich mir, das Hirn zu einem Schauplatz unglaublicher Resonanzen geworden. Es ist vollgepackt mit Leben, Geschichte, Vorgängen, Mustern, halbgesichteten Analogien zwischen unzähligen Ebenen… Ein Grund, warum alte Leute langsam antworten, ist der, daß jedes Wort und jede Wahrnehmung tausend Bezüge weckt.
    Wie, wenn man das freisetzen, wenn man das offenlegen könnte? Wenn man Ego und Status fahrenlassen, alles fahren-und fallenlassen und den Kopf in den Wind halten, mit den trüber werdenden Sinnen nach dem spüren könnte, was da draußen ist und wächst. Seine Resonanzen sich vermischen und spielen und verwandelt zurückkehren lassen… auf das Neue lauschen, das sie dir erzählen. Vielleicht kann man einen Weg des Wachsens finden, einen Weg, sich noch einmal zu verändern, im Innern – selbst wenn dein Äußeres sagt: ›Was, was?‹, und deine Zähne verfaulen.
    Aber um das zu schaffen, muß man sich bereit machen, schon Jahre zuvor. Mach dich bereit, alles loszulassen und hinein-, hinaufzugehen in deinen stärksten Turm, zu deinem letzten Fenster. Mach das Gepäck fertig, rüste dich für deine magische, letzte Reise, rüste dein Hirn, mach es bereit. Fürchte keine Wahrheit. Lade dich voll wie ein Flußdampfer für das große letzte Rennen, wenn du den Fluß hinunterfährst, alles unbekümmert ins Kesselfeuer werfend, die Möbel, die Kabine, die ganzen Aufbauten bis runter zur Wasserlinie ins Feuer werfend, nur auf dieses Feuer bedacht, das dich hinbringen wird, wo du nie zuvor warst.
    Vielleicht… geht das.«
     
    Robert Silverberg
     
     
    Ich habe dieses Originalvorwort hier aus historischen Gründen abgedruckt, denn es vermittelt zum einen die nervöse Irritation alter Profis wie Robert Silverberg angesichts der herausfordernden Anonymität und Qualität des Autors, und zum andern zeigt es die wilden Mutmaßungen, zu denen die stilistisch mitreißenden, manchmal etwas poppigen, stets mit originellen Ideen aufwartenden Erzählungen Tiptrees Anlaß gaben.
    Und alle hatten sie sich geirrt. Tiptree war kein Regierungsbeamter im Pentagon, kein aufsehenerregendes Nachwuchstalent – und auch kein Mann. James Tiptree entpuppte sich 1977, als das Geheimnis endlich gelüftet wurde, als nette ältere Lady, 1915 in Chicago geboren; ihr Name war in Wirklichkeit Alice
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