Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waren Sie auch bei der Krönung?

Waren Sie auch bei der Krönung?

Titel: Waren Sie auch bei der Krönung?
Autoren: Paul Gallico
Vom Netzwerk:
fragte Swing. «Wir tun doch gar nichts. Wir gehen doch nur zur Krönung.»
    Der Mann zischte abermals und wurde purpurrot, ehe er sagte: «Nein, das werden Sie nicht! Was für eine verdammte Dreistigkeit! Ich möchte wetten, Sie sind Amerikanerinnen!»
    Ich sagte: «Gewiß sind wir Amerikanerinnen. Wir sind Debütantinnen aus Chicago. Und wir haben unsere Billetts für die Krönung, und nun möchten wir hineingehen. Ich weiß, wir haben uns ein wenig verspätet, aber darüber brauchen Sie doch nicht so aufgeregt zu sein. Es kommen auch andere zu spät.»
    «Zu spät? Zu spät? Das will ich glauben, daß Sie zu spät kommen. Verdammte Unverschämtheit! So hören Sie doch, Sie müssen sofort hier weg! Diese Billetts gelten überhaupt nicht.»
    Swing flüsterte: «Oh, oh, ich wußte doch, daß an dem Mann etwas faul war.»
    Aber ich wollte nicht Weggehen, ehe die Sache geklärt war, und sagte deshalb: «O doch, sie gelten wohl. Wir haben für jede Karte sechs Pfund gezahlt. Wie können Sie behaupten, sie gelten nicht, wo die die Krone und alles aufgedruckt haben und den Namen des Königs und der Abbey?»
    Nun, diesmal kochte der Mann wirklich. So rasend war er. Und dann nahm er die Billetts, hielt sie uns vor die Nase und sagte: «Kann vielleicht zufällig eine der jungen Damen lesen?» Selbstverständlich erklärten wir ihm, daß wir das könnten, und da sagte er: «Nun, dann wäre ich Ihnen überaus verbunden, wenn Sie mir das hier vorlesen wollten.» Und dabei deutete er mit dem Finger auf die Karte. Ich las also vor: «Krönung Seiner Majestät Georgs...»
    «Ja, weiter», sagte Captain Fizz. «Und was kommt danach?»
    «Nun, ein V — eine Fünf», sagte ich, «Georg der Fünfte. Und was stimmt da nicht?»
    «Oh, ich muß schon sagen», rief der Hauptmann aus, nachdem er wieder entsetzlich gezischt hatte. «Was daran nicht stimmt? Es stimmt alles ganz genau, nur daß dies die Krönung Georgs des Sechsten ist. Dieses Billett galt vor sechsundzwanzig Jahren, aber nicht heute!»
    «Na, und?» sagte Swing. «Seien Sie doch nicht so kleinlich! Was spielt denn das für eine Rolle? Das ist ja fast Georg der Sechste. Und außerdem haben wir sie bezahlt.»
    «Das kann ich nicht ändern», sagte der Hauptmann, furchtbar schäumend. «Sie müssen sofort hier weg, sonst rufe ich einen Polizisten. So hören Sie doch, Sie halten all diese Leute auf... Ih, ich sag's ja — nun ist's passiert!»
    Wissen Sie, er hatte sich nämlich umgedreht, um nachzusehen, wer da wartete. Und natürlich waren das die Leute aus der ungeheuren Limousine unmittelbar hinter uns; der Mann war groß und graumeliert und trug wirklich eine ganz wunderbare Uniform, und kaum sah ihn der arme Captain Fizz, da wurde er schon puterrot, richtete sich auf und erwies ihm die allerstrammste Ehrenbezeigung, und die beiden Wärter an der Tür, die so etwas wie Bootshaken in der Hand trugen, erstarrten, präsentierten ihre Bootshaken, und während so alle salutierten, schlenderten Swing und ich einfach hinein, weil es schließlich nicht unsere Schuld war, daß man die Nummer vom falschen Georg auf unsere Billetts gesetzt hatte, und weil, wie Swing später sagte, so etwas bei König Edward, dessen Name ja eigentlich hätte draufstehen müssen, niemals geschehen wäre; und außerdem hatten wir unsere Karten bezahlt, und nur weil unsere Familien viel Geld haben, brauchen wir es noch lange nicht zum Fenster hinauswerfen.
    Sie sehen also, wie wir in die Abbey hineingekommen sind, und es war wirklich ganz leicht; ich habe nie verstehen können, warum die Leute so ein Theater machten, wie schwierig das sei. Wir waren sogar mit den falschen Billetts drinnen, und ich bin überzeugt, wir hätten es genauso leicht ganz ohne Billetts geschafft.
    Swing meinte, wir sollten uns lieber gleich Sitzplätze suchen, so machten wir uns also auf und sahen uns um. Aber natürlich war die Abbey einfach gerammelt voll — ich meine, ich habe nie so viele Menschen gesehen — , und natürlich war das ein ganz großartiger Anblick, und die meiste Zeit standen wir einfach herum und starrten wie Närrinnen auf all die Roben, den Hermelin und die Juwelen, und jedesmal, wenn wir uns irgendwo setzen wollten, kam ein Mann in einer andern Uniform und trieb uns weiter. Wirklich, ich bin mein Lebtag nicht so gejagt worden. Wir klammerten uns an unsere Billetts, ließen aber keinen mehr als ein kleines Stück davon sehen aus Furcht, man könnte wieder bemerken, daß wir auf der falschen Krönung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher