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Waren Sie auch bei der Krönung?

Waren Sie auch bei der Krönung?

Titel: Waren Sie auch bei der Krönung?
Autoren: Paul Gallico
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waren.
    Und dann verliefen wir uns natürlich in der Abbey; es ist der schrecklichste Ort, den man je gesehen hat, voll von Gräbern, und wir wanderten dauernd umher und versteckten uns hinter den Grabmälern, wenn wir jemand in Uniform erblickten, der wie eine Amtsperson aussah. Und schließlich entdeckten wir einen Gang, der zu einer Stelle führte, wo es anscheinend noch einige leere Sitzplätze gab, und wir dachten uns, vielleicht würden die Leute, denen diese Plätze gehörten, nicht kommen, und wenn sie kamen, sind wir eben als erste dagewesen. Wissen Sie, es wurde nämlich schon spät, so flitzten wir also hübsch den Gang hinauf und liefen Captain Fizz genau in die Arme. Ich war zu Tode erschrocken.
    Aber wie konnten wir auch ahnen, daß die Plätze, die wir gesehen hatten, die waren, auf denen der König, die Königin, die Pairs und so was sitzen sollten, bis die gekrönt wurden. Natürlich hätten wir nie in die Nähe dieser Plätze gehen sollen, aber plötzlich waren wir da, von Erzbischöfen und so was umringt, und der arme Captain Fizz war puterrot vor Wut, und wir wußten, er war drauf und dran, uns etwas Entsetzliches anzutun; wirklich, ich habe noch nie im Leben einen Mann so rasend gesehen; wir drehten also um und schossen davon, nur rannten wir in der Aufregung in die falsche Richtung; Captain Fizz und eine Menge von Männern, die wie Kammerdiener oder Lakaien aussahen, hinter uns her. Und genau in diesem Augenblick begann die Orgel zu spielen, und eine Menge von Leuten in Kostümen kam den Gang heraufgeschritten, in dem wir uns befanden.
    Zuerst drei Sorten von Herolden, geradewegs aus dem Märchenbuch, und dann mehrere Männer in den prächtigsten Kostümen mit einer Menge Juwelen; und natürlich hätten wir auch die Königin erkannt, wenn ihr nicht sechs Sorten von Butlern die Schleppe getragen hätten. Und all die kleinen Jungen oben auf der Empore schrien aus voller Kehle: «Vivat Regina Elisabeth!» Hinter ihr ging eine Menge von Frauen und Ehrenjungfrauen in weißen Kleidern mit Diademen. Wissen Sie, wir hatten uns genau in den Zug der Königin verlaufen, und direkt hinter uns schäumte Captain Fizz entsetzlich.
    Alle warfen uns grimmige Blicke zu, und der Hauptmann wurde richtig violett, als Swing, die nicht ein bißchen von ihrer Fassung verloren hatte — sie verliert nie die Fassung, das ist, schätze ich, auch eine gute Seite bei der Erziehung zur Debütantin — , zu ihm sagte: «Nun beruhigen Sie sich und erklären Sie uns, was wir tun sollen: wir werden es tun. Wenn Sie uns nicht so gehetzt hätten, wäre das alles nicht passiert.»
    Nun, dem Hauptmann fielen die Augen einfach aus dem Kopf, und der Zug hatte uns praktisch schon erreicht, als er seine Stimme wiederfand und flüsterte: «Ordnen Sie sich ein. Um Gottes willen, ordnen Sie sich ein, oder ich bin ruiniert.»
    Swing griff nach meiner Hand, und ehe ich wußte, wie mir geschah, wanderten wir im Zug mit den Ehrenjungfrauen,: und das alles geschah so rasch, daß niemand wirklich begriff, was sich ereignet hatte. Ich flüsterte Swing zu: «Swing, mir schlottern die Knie so sehr, daß es bestimmt alle hören können.» Und Swing flüsterte zurück: «Halt den Mund und geh weiter. Wir tun einfach, was die andern tun. Es sieht aus, als ob wir einen guten Platz bei der Krönung bekommen.» Und später flüsterte sie: «Dreh dich jetzt nicht um, aber ich glaube, der König geht genau hinter uns.»
    Einen Sitzplatz hatten wir natürlich nicht, weil die Hofdamen und die Ehrenjungfrauen sich nicht setzten, sondern zu beiden Seiten der Königin stehenblieben. Aber selbstverständlich machte es uns nichts aus, eine Weile zu stehen, wissen Sie, wir waren schließlich genau dort, wo die Krönung stattfand, und Queen Mary saß in einer Art Loge, und gleich hinter uns eine Menge Leute, die wirklich königlich aussahen. Irgendwie kam es, daß wir, als alle geordnet worden waren, S fast neben Queen Elizabeth standen, die eine tolle Person zu sein scheint; sie war nicht ein bißchen nervös, und ich überwand meine Furcht auch, nur daß ich Swing zuflüsterte: «Wenn jemand anfängt, die Ehrenjungfrauen zu zählen, sind wir verloren.» Und Swing antwortete: «Niemand wird sie zählen, aber wenn jemand auf unsere Füße blickt, sind wir dran.»
    Natürlich, die englischen Mädchen haben ganz furchtbare Füße, die armen, und die Ehrenjungfrauen, die, wie wir später herausfanden, lauter hohe Adlige waren, schienen wirklich extra große zu haben,
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