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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman
Autoren: Catherine Alliott
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leidenschaftliche Nacht hinter sich gehabt.
    »Tee ist fertig, Ladys.« Ralph kam durch den Flur zurück
mit einem Tablett in der Hand. Er trug es ins Wohnzimmer. »Ein Löffelchen oder zwei?«, fragte er mich über seine Schulter hinweg, diesmal wieder mit der altvertrauten Dandy-Stimme.
    »Sie alter Betrüger«, grinste ich.
    Er zuckte munter mit den Schultern. Dann kam er zurück und zupfte an dem Chenille um seine Taille herum. »Tja, also das tut mir wirklich leid. Sorry, dass ich Sie austricksen musste, aber männlich-herbe Raumgestaltung ist hier in London einfach nicht angesagt. Alle verlangen, dass man mit seiner weiblichen Seite Kontakt aufnimmt. Dabei finde ich den Kontakt mit Maggies weiblicher Seite viel reizvoller.« Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich. Zwei Augenpaare strahlten sich auf magische Weise an, während ich wie vom Donner gerührt dastand. Ralph erinnerte sich als erster wieder an mich und wandte sich um.
    »Kommen Sie jetzt rein, oder was? Die Nachbarn amüsieren sich schon prächtig. Guten Tag, Mrs Watson!«, rief er über meine Schulter und winkte durch die offen stehende Tür. »Ja, genau. Sie hat einen neuen Lover.«
    Maggie kicherte.
    »Äh, nein. Ich gehe wieder. Macht ihr zwei … einfach weiter.« Ich drehte mich um und ging wieder nach draußen. Sie nahmen ohnehin kaum von mir Notiz.
    »Ach so, wolltest du eigentlich etwas Bestimmtes von mir?«, fiel es Maggie plötzlich ein. Nachdenklich kniff sie die Augen zusammen und betrachtete mich. »Geht’s dir gut?«
    »Ja, mir geht’s gut, ehrlich. Alles bestens.«
    Ich ging den Weg hinunter, winkte noch einmal fröhlich über die Schulter zurück und schloss das kleine Törchen hinter mir.

    Okay, dachte ich, während ich mich auf den Rückweg machte. Das war’s dann also. Bei ihr lief ich schon mal keine Gefahr, mich zu verplappern. Sie hatte keine Chance, das Thema so lange zu umkreisen, bis sie es mit ihren Adleraugen erkannt hatte und messerscharf nachhaken würde: »Was ist los, Hattie? Wo liegt das Problem?« Dafür war sie viel zu abgelenkt. Und ich war wirklich froh. Froh, dass ich keine Zweifel geäußert hatte über die Richtung, in die sich mein Leben momentan entwickelte. Denn, wenn sie erst einmal draußen waren, diese Zweifel, gab es kein Zurück mehr. Dann waren sie für immer da. Ich würde mich immer an sie erinnern. Ja, Gott sei Dank. Eine Galgenfrist. Und ich freute mich sehr für Maggie, wirklich sehr. Ein Mann, der auf der Suche nach einer starken Frau war. Das war einmal etwas anderes. Tja, Maggie war ganz sicher eine starke Frau. Und ich hatte immer gedacht, sie bräuchte einen Mann wie Henry, der ihr Paroli bieten konnte, keinen empfindsamen, kreativen Typen. Wie Unrecht wir beide gehabt hatten. Ich konnte sie plötzlich vor mir sehen, die beiden, Ralph und Maggie, nicht nur jetzt, sondern auch in kommenden Jahren: Maggie, die ihn bis dahin mit Sicherheit herumkommandierte; Ralph, der große Augen machte und theatralisch herumschlich — »Ja, mein Schatz, ganz wie du willst, mein Schatz«. Und sie zum Lachen brachte. Was letztlich der Sinn der Sache war, oder? Da war er wieder, dieser dumme Kloß in meinem Hals. Viel Glück den beiden, dachte ich, während ich in der Dämmerung davonging.
    »Viel Glück, Maggie«, sagte ich leise in die Dunkelheit hinein.
     
    Nach einer Weile merkte ich, dass ich mich durch ein paar wohlvertraute Straßen hindurch auf dem Weg nach
Hause befand, was ich eigentlich gar nicht vorgehabt hatte. Und ich blieb auch nicht stehen, um Sally oder Alex anzurufen. Ich hatte gerade keine Lust auf Sally. Hatte keine Lust, mit anderen alleinstehenden Frauen in einer Bar herumzusitzen, ein bisschen zu viel zu trinken, um anschließend ärmer und noch ein Stückchen mitgenommener nach Hause zu gehen. Ich wusste nicht, was ich wollte, und falls doch, so gestand ich es mir selbst jedenfalls nicht ein. Also, auf nach Hause.
    Als ich um die Ecke in meine Straße einbog und versuchte, meine Gedanken im Zaum zu halten, sah ich eine Gestalt aus dem schmalen Durchgang neben dem Haus kommen, wo Seffy immer sein Fahrrad abstellte. Vor Schreck blieb ich stehen. Und ging dann weiter. Ach ja, natürlich, es war Christian. Er hatte meine Blumen gegossen, während ich in Sünde auf der anderen Seite der Stadt lebte. Er lächelte und hob die Hand, als er mich bemerkte.
    »Du solltest doch gar nicht sein ’ier!«, rief er.
    »Ich weiß«, sagte ich, als ich ihn erreichte und ihn auf
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