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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Autoren: Theodor Fontane
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den Prinzen über Rhodus, Athen und Neapel nach Livorno zu führen. »Nach der Parade nahm der Prinz Abschied von Allen, die ihn bis an Bord der ›Nymphe‹ begleitet hatten: von Oberst Achmed Bey und Major Ismael Bey, den beiden Adjutanten des Sultans (beiden liefen die Tränen über die Wangen), vom deutschen Konsul und den sonst noch anwesenden deutschen und türkischen Beamten. Vom Ufer aus winkten die Diakonissinnen mit ihren jungen Pflegebefohlenen dem scheidenden Prinzen und dreieinviertel Uhr stach die ›Nymphe‹ in See.«
     
VIII. Von Beirut nach Livorno
    23. März. (Karfreitag.) Stürmische Fahrt. Trotzdem Gottesdienst auf dem Deck. »Er wurde durch das Gesangbuchlied ›O Haupt voll Blut und Wunden‹ eingeleitet, übte im Angesicht der entfesselten Elemente eine erschütternde Wirkung auf mich aus und ich schäme mich auch heute nicht der Tränen, die mir in den Augen standen.«
    24. März. Stürmische Fahrt. Von der Reisgesellschaft nur der Prinz und Hauptmann von Kalckstein bei Tisch.
    25. März. (Ostersonntag.) Stürmische Fahrt. Kapitänleutnant Hildebrandt, erster Offizier auf der »Nymphe«, erzählt dem Prinzen von seiner Nordpolexpedition von 1868 bis 1870. »Er hatte volle neun Monate mit dreizehn Gefährten auf einer Eisscholle und sieben Wochen auf offenen Booten zugebracht, dabei in steter Gesellschaft eines wahnsinnig gewordenen Gelehrten, Dr. Buchholz, den er wie ein Kind überwachen mußte. Nach maßlosen Leiden erreichte man Grönland und schließlich die Heimat.«
    26. März. Stürmische Fahrt. Um drei Uhr Ankunft in Rhodus. Zweistündiger Besuch in der Stadt. Um sechs Uhr wieder in See. Das Wetter bessert sich.
    27. März. Um neun Uhr früh zwischen Naxos und Paros; um sieben Uhr abends im Hafen von Piräus.
    28. März. Alles früh auf Deck. Umblick. Um achteinhalb Uhr mit der Eisenbahn nach Athen. Erste Fahrt durch die Stadt. Um zwölf im Hôtel de la Grande Bretagne. König Georg I. und sein Bruder, der Kronprinz von Dänemark, begrüßen den Prinzen. Der Prinz zum Frühstück im Schloß. Nach dem Frühstück: Schliemann-Museum, Mykenä-Museum, Tanagra-Museum. Spazierfahrt in der Umgegend von Athen. Um siebeneinhalb der Prinz und seine Begleiter zum Diner im Schloß. Großfürst Konstantin. Dieser sprach mit Brugsch über die Zukunft des Orients und die Aufgaben Rußlands, als des einzigen Vermittlers zwischen dem fernsten Osten und den europäischen Völkern. Vor allem hob der Großfürst hervor, daß Rußland die Aufgabe habe, »die Horden Chinas von Europa fern zu halten«.
    29. März. Fahrt nach Eleusis. Um zwei Uhr wieder im Hôtel de la Grande Bretagne. Viereinhalb Uhr Abschied von Athen. Fünfeinhalb wieder an Bord der »Nymphe«. Der französische Admiral erscheint an Bord, um den Prinzen zu begrüßen. Um sechs Uhr Fortsetzung der Reise.
    30. März. Fahrt. Sturm.
    31. März. Etwas besseres Wetter.
    1. April. Auf hoher See.
    2. April. Um vier Uhr früh der Ätna in Sicht.
    3. April. Um sechs Uhr früh Neapel in Sicht. Um acht Uhr vor Anker. Botschafter von Keudell und die Generale von Cranach und von Alvensleben begrüßen den Prinzen. Besuch der Stadt (Aquarium); Besuch der nächsten Umgebung. Pompeji.
    4. April. Vesuv. Sorrent. Amalfi. Rückkehr nach Neapel.
    5. April. Fortsetzung der Reise. Nachmittags in Nähe von Ostia-Rom.
    6. April. In der Frühe zwischen Elba und dem Festland. Um Mittag im Hafen von Livorno.
     
IX. Von Livorno bis Dreilinden
    7. April. Von Livorno nach Pisa. Von Pisa (durch die Tunnel) nach Genua. Ankunft drei Uhr Nachmittag.
    8. zum 9. April. Von Mailand bis Ala.
    9. April. Über den Brenner.
    10. April. Abfahrt von München.
    11. April. Ankunft in Großbeeren. Von da nach Dreilinden.
     
    *
    Kurze Zeit danach war Diner in Dreilinden, zu dem in erster Reihe die Teilnehmer an der Orientreise geladen waren. Als man sich von der Tafel erhoben hatte, führte der Prinz seine Gäste in den neu angebauten, geschmackvollen Billardsaal. Ein reich bemaltes altägyptisches Totenbild lag auf dem grünen Tisch. Es war die Mumie der Ammonssängerin, die Tudrus, der thebanische Konsularagent, in nächtlicher Stunde (vgl. S. 362) von Luxor aus auf das Deck der Dahabieh geschmuggelt hatte. Die bunte Kartonhülle wurde geöffnet, die Mumienbinden gelöst und der braune, wohlerhaltene Körper einer Jungfrau, die in der Blüte ihres Daseins das Zeitliche verlassen hatte, enthüllte sich vor den Blicken der Anwesenden. Kein Amulett, kein Schmuckgegenstand, keine
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