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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Autoren: Theodor Fontane
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die der Ruinen von Palmyra enthielt. Die Abbildung und der poetische Name fesselten meine Aufmerksamkeit dermaßen, daß mich eine wahre Sehnsucht plagte, dereinst mit eigenen Augen die Wunder von Palmyra zu sehen. Mein ganzes Leben hindurch habe ich das Bild nicht aus dem Gedächtnis verloren und stets den Wunsch gehegt, den Jugendtraum wahr zu machen. So nahe dem Ziel, bin ich hocherfreut, die Wirklichkeit mit dem Ideale meiner Kindheit vergleichen zu können«.
    Gegen sieben Uhr war man da und die Reiter stiegen von ihren Pferden, um bei der »Quelle an der Mühle« zu rasten. Leider war es eine stinkende Schwefelquelle und der Aufenthalt in ihrer Nähe nicht bloß unerfreulich, sondern auch ängstlich, weil man nicht wußte, woher Trinkwasser genommen werden solle. Zum Glück zeigte sich es bald, daß Vizekonsul Lütticke mit seiner Versicherung »das Wasser verliere durch Kaltwerden und Stehen sehr bald seinen Schwefelgeruch und sei dann vortrefflich« recht behielt, und ehe die Nacht einbrach, bot der »Platz um die Mühle« das Bild eines bunten und heiteren Lagerlebens. Gegen zehn Uhr hatten wir ein treffliches Souper und um elf suchten wir unsere Zelte und unsere Betten auf, um von Palmyra, Salomo, seiner Tochter Belkis und der tapferen Königin Zenobia zu träumen.
    14. März. In Palmyra. Die Lage hart an der östlichsten Grenze der syrischen Wüste, an der Straße von Damaskus nach den Euphratländern, dazu die hier vorhandenen Wasser und Brunnen, machten Palmyra früh zu einer Karawanen- und Handelsstadt. Der rasch anwachsende Reichtum der Kaufherren ließ ebenso rasch Denkmäler und großartige Anlagen entstehen, die freilich den Charakter schneller Gründungen trugen. Palmyra ist eine Gründerstadt im besten Sinne des Wortes. Ihre Bauherren, schnell emporgekommene Kaufleute mit allen guten und schlechten Eigenschaften derselben (den Hochmut nicht ausgeschlossen) ruhten von ihren Werken in stolzen Familiengräbern aus, die sich in etagenhohen Türmen oder in den Felsenkammern zu beiden Seiten der westlichen Gebirgseinfassungen befinden. – Wieder eine Sturmnacht.
    15. März. Wie schon am Tage zuvor, wird alles besucht, gezeichnet, photographiert; namentlich werden Inschriften abgeschrieben. In der Nacht wieder Sturm.
    16. März. Dieser Tag (16. März) bezeichnet das Datum der nun wieder eingeleiteten Heimkehr des Prinzen nach Berlin. Gegen Mittag Begegnung mit dem Beduinenscheich Satam, der sich dem Prinzen schon in Palmyra vorgestellt hatte. Der Prinz ist Satams Gast. Dann scheidet man. Nachtquartier in der Nähe der »Steinbocks-Quelle« schrecklichen Angedenkens.
    17. März. Bis zum Dorfe Qariatên, wo der Prinz schon am 11. gelagert hatte. Von hier aus wird jetzt abgezweigt, um den weiteren Rückweg über den Anti-Libanon zu machen.
    18. März. Bis zum Dorfe Bridj am Fuße des Anti-Libanon.
    19. März. Über den Anti-Libanon, bis (hinabsteigend) zum Dorfe Ras-Baalbek.
    20. März. Geburtstag des Prinzen. Gratulation um sieben Uhr früh. Die Reisegesellschaft überreichte dem Prinzen eine kleine Zahl auserlesener Münzen (»Antikas«), die man schon in Damaskus als ein passendes Geschenk erstanden hatte und die nun dem Geburtstagskinde die größte Freude machten. Dann Aufbruch vom Dorfe Ras-Baalbek, um, nach zehnstündigen Ritt, die Tempel-Ruinen von Baalbek (Heliopolis) zu erreichen. Nachtquartier im »Hotel Palmyra«, wo man es nach acht im Zeltlager zugebrachten Sturmnächten himmlisch fand. Herrliche Mahlzeit. Die Geburtstagsfeier des Prinzen, am Morgen in Ras-Baalbek begonnen, wird am Abend in Baalbek fortgesetzt. Vorher, in den Spätnachmittagstunden, hatte man noch Zeit gefunden, die wichtigsten Ruinen zu besuchen, namentlich den größeren und kleineren Sonnentempel.
    21. März. Aufbruch von Baalbek nach Poststation Schtora und zwar unter Benutzung der türkischen Post. In Schtora – nach Entlassung der aus Damaskus mitgenommenen türkischen Begleitung – Mittagsmahl und Postwechsel. Dann mit der französischen Post über die Libanon-Straße nach Beirut (nicht nach Damaskus) zurück. Ankunft noch zu guter Stunde. Hôtel d'Orient. Begrüßung. Briefe, Nachrichten aus der Heimat. Wieder eine Sturmnacht. Aber man ist unter Dach und Fach. Auf der Reede liegt die »Nymphe«; schon von den Bergen aus (zur Mittagsstunde) hatte der Prinz das Schiff in aller Deutlichkeit erkannt.
    22. März. Kaisers Geburtstag. Parade an Bord der Glattdeckskorvette »Nymphe« (Kapitän Dietert), die bestimmt ist,
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