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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall
Autoren: Henning Mankell
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zufolge gesagt hatte, da hatte sie zurückgeschlagen und gesagt, sie habe nicht die Absicht, sich mit einem Kommunisten zu verheiraten.
    Wallander war verstummt. Eine Fortsetzung der Diskussion war ausgeblieben. Denn daß Mona die Frau war, die er heiraten wollte, davon war er überzeugt. Mona mit den hellbraunen Haaren, der spitzen Nase und dem schmalen Kinn war vielleicht nicht das schönste Mädchen, das er in seinem Leben getroffen hatte, aber dennoch war sie es, die er haben wollte.
    Sie waren sich im vergangenen Jahr begegnet. Davor war Wallander über ein Jahr mit einem Mädchen namens Helena zusammengewesen, das bei einer Spedition in der Stadt arbeitete. Plötzlich, eines Tages, hatte sie ihm einfach eröffnet, daß es vorbei sei mit ihnen, da sie einen anderen gefunden habe. Wallander war zuerst sprachlos gewesen. Danach hatte er ein ganzes Wochenende in seiner Wohnung gesessen und geheult. Er war außer sich gewesen vor Eifersucht und war, nachdem es ihm gelungen war, seine Tränen zu trocknen, zum Hauptbahnhof hinuntergefahren und hatte in der Kneipe dort viel zuviel getrunken. Dann war er |17| wieder nach Hause gefahren und hatte weitergeheult. Wenn er jetzt an der Bahnhofskneipe vorbeikam, schauderte es ihn. Er würde nie wieder einen Fuß da hineinsetzen.
    Es waren ein paar schwere Monate gefolgt, in denen Wallander versucht hatte, Helena dazu zu bewegen, zu ihm zurückzukommen. Aber sie hatte ihn knallhart abgewiesen und war am Schluß über seine Hartnäckigkeit so verärgert gewesen, daß sie ihm gedroht hatte, ihn bei der Polizei anzuzeigen. Da hatte Wallander sich zurückgezogen. Und sonderbarerweise war es ihm nicht einmal schwergefallen. Sollte Helena ihren neuen Kerl doch in Frieden behalten. Das war an einem Freitag gewesen.
    Am gleichen Abend fuhr er über den Öresund, und auf der Rückreise von Kopenhagen landete er neben einem Mädchen, das Mona hieß und strickte.
    In Gedanken verloren spazierte Wallander durch die Stadt. Er fragte sich, was Mona und ihre Freundin gerade machten. Anschließend kreisten seine Gedanken um die Ereignisse der vergangenen Woche. Die Demonstrationen, die ausgeartet waren. Fragte sich, ob es seine eigenen Vorgesetzten waren, die es nicht geschafft hatten, die Situation korrekt zu beurteilen. Wallander hatte einer improvisierten Einsatztruppe angehört, die sich im Hintergrund in Reserve halten sollte. Man hatte sie erst herbeigerufen, als die Krawalle bereits in vollem Gange gewesen waren. Was wiederum nur dazu geführt hatte, daß sich die Situation noch weiter zuspitzte.
    Der einzige, mit dem Wallander wirklich versucht hatte, über Politik zu diskutieren, war sein Vater. Er war sechzig Jahre alt und hatte vor kurzem beschlossen, nach Österlen zu ziehen. Sein Vater war ein launischer Mann, und Wallander wußte nie, woran er mit ihm war. Vor allem, seit er einmal so wütend geworden war, daß er fast die Verwandtschaft mit seinem Sohn aufgekündigt hätte. Das war vor ein paar Jahren gewesen, als Wallander nach Hause gekommen war und ihm mitgeteilt hatte, daß er Polizist werden wollte. Der Vater hatte in seinem Atelier gesessen, das nach Ölfarben und Kaffee roch. Er hatte Wallander einen Pinsel an den Kopf geworfen und ihn aufgefordert, zu verschwinden und nie wieder zurückzukehren. Einen Polizisten würde er in der Familie nicht |18| dulden. Es war zu einem heftigen Streit gekommen, aber Wallander hatte sich behauptet. Er wollte Polizist werden, und auch noch so viele ihm an den Kopf geworfene Pinsel würden nichts daran ändern. Plötzlich hatte der Streit aufgehört. Sein Vater hatte sich in ein feindliches Schweigen zurückgezogen und sich wieder vor seine Staffelei gesetzt. Dann hatte er damit begonnen, mit Hilfe einer Schablone einen Auerhahn zu zeichnen. Er malte immer das gleiche Motiv: eine Waldlandschaft, die dadurch variiert wurde, daß er manchmal einen Auerhahn hineinmalte.
    Wallander runzelte die Stirn, als er an seinen Vater dachte. Zu einer richtigen Versöhnung war es nie gekommen. Aber jetzt sprachen sie wenigstens wieder miteinander. Wallander hatte sich oft gefragt, wie seine Mutter, die gestorben war, als er in der Polizeiausbildung war, ihren Mann hatte ertragen können. Seine Schwester Kristina war klug genug gewesen, von zu Hause auszuziehen, sobald sie konnte. Sie lebte jetzt in Stockholm.
    Es war zehn Uhr geworden. Nur ein schwacher Wind wehte durch Malmös Straßen. Wallander ging in ein Café neben dem Kaufhaus NK.   Er
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