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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten
Autoren: Henning Mankell
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vielleicht zu spät.
    Aber als er nach Hause kam und eine Runde mit Jussi gegangen war, fühlte er sich plötzlich rastlos. Manchmal überfiel ihn ein Gefühl der Verlassenheit in seinem zwischen den Äckern wie hingeworfenen Haus. Ich bin wie ein Wrack, dachte er zuweilen. Gestrandet in dem braunen Lehmboden. Meistens verging seine Rastlosigkeit, doch an diesem Abend war sie hartnäckig. Er setzte sich an den Küchentisch, breitete eine alte Zeitung aus und reinigte seine Waffe. Als er damit fertig war, zeigte die Uhr noch nicht einmal acht. Woher der Gedanke kam, war ihm nicht klar. Aber er entschloss sich schnell, zog sich um und fuhr zurück nach Ystad. Im Winter war die Stadt fast menschenleer, besonders an den Abenden in der Woche. Es waren höchstens noch zwei oderdrei Cafeterias oder Restaurants geöffnet. Er parkte den Wagen und ging in ein Restaurant am Marktplatz. Es waren kaum Gäste da. Er setzte sich an einen Ecktisch und bestellte eine Vorspeise und eine Flasche Wein. Während er auf das Essen und den Wein wartete, kippte er ein paar Drinks hinunter. Genau das war seine eigene Wahrnehmung: Er kippte den Schnaps hinunter, um seine Unruhe zu dämpfen. Als das Essen kam und der Kellner sein Weinglas füllte, war er schon betrunken.
    »Leer hier«, sagte Wallander. »Wo sind die Gäste?«
    Der Kellner zuckte die Schultern. »Auf jeden Fall nicht bei uns«, sagte er. »Ich hoffe, es schmeckt Ihnen.«
    Wallander stocherte nur im Essen. Dagegen brauchte er weniger als eine halbe Stunde, um die Flasche Wein zu leeren. Er kramte sein Handy hervor und ging die einprogrammierten Nummern durch. Er hatte Lust, mit jemandem zu reden. Aber mit wem? Er steckte das Handy wieder weg; es musste ja niemand hören, dass er betrunken war. Die Weinflasche war leer, er hatte mehr als genug getrunken. Dennoch bestellte er eine Tasse Kaffee und einen Cognac, als der Kellner kam und sagte, sie wollten schließen. Als er vom Tisch aufstand, schwankte er. Der Kellner betrachtete ihn mit müdem Blick.
    »Taxi«, sagte Wallander.
    Der Kellner rief vom Telefon an der Wand neben dem Bartresen an. Wallander merkte, dass er schwankte. Der Kellner hängte den Hörer ein und nickte.
    Als Wallander ins Freie trat, traf ihn schneidend kalter Wind. Er setzte sich auf die Rückbank des Taxis und war beinahe eingeschlafen, als der Wagen auf seinen Hof einbog. Er ließ seine Kleider auf einen Haufen auf dem Fußboden fallen und schlief ein, sobald er sich hingelegt hatte.
     
    Eine halbe Stunde nachdem Wallander eingeschlafen war, kam ein Mann ins Polizeipräsidium. Er war aufgebracht und verlangte, mit einem der diensthabenden Polizeibeamten zu sprechen. Zufällig war es Martinsson.
    Der Mann berichtete, er sei Kellner. Dann legte er eine Plastiktüte vor Martinsson auf den Tisch. Darin lag eine Pistole vom selben Typ wie die, die Martinsson selbst hatte.
    Der Kellner kannte auch den Namen seines Gastes, denn Wallander war mit den Jahren eine stadtbekannte Person geworden.
    Martinsson nahm eine Anzeige auf und blickte dann lange die Pistole an.
    Wie konnte Wallander seine Dienstwaffe vergessen? Und warum hatte er sie ins Restaurant mitgenommen?
    Martinsson sah zur Uhr. Kurz nach Mitternacht. Eigentlich sollte er Wallander anrufen. Aber er ließ es bleiben.
    Es musste bis zum nächsten Tag warten. Er sah dem, was kommen würde, mit einem unguten Gefühl entgegen.

 
3
     
    Als Wallander am nächsten Tag ins Präsidium kam, lag an der Anmeldung eine Nachricht von Martinsson für ihn. Wallander fluchte in sich hinein. Er hatte einen Kater und fühlte sich mies. Wenn Martinsson sofort mit ihm sprechen wollte, konnte das nur bedeuten, dass etwas geschehen war, was Wallanders Anwesenheit erforderte. Wenn es doch ein paar Tage warten könnte, dachte er. Im Moment wollte er nur die Tür seines Zimmers hinter sich schließen, den Telefonhörer neben das Telefon legen und mit den Füßen auf dem Tisch noch ein bisschen schlafen. Er hängte seine Jacke auf, leerte eine geöffnete Flasche Ramlösa, die auf dem Schreibtisch stand, und ging hinüber zu Martinsson, der in Wallanders ehemaligem Zimmer saß.
    Wallander klopfte an und trat ein. Sowie er Martinsson sah, wusste er, es war etwas Ernstes vorgefallen. Wallander konnte Martinssons Gemütsverfassung an seinem Gesicht ablesen, was wichtig war, weil Martinsson ständig zwischen energischer Forschheit und Niedergeschlagenheit hin und her pendelte.
    Wallander setzte sich. »Was ist los? Du schreibst mir
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