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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer
Autoren: Henning Mankell
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dafür, daß sie ein bißchen angetrunken waren. Und sich vornahmen, Geld zu beschaffen. Ohne an die Konsequenzen zu denken.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Ich bin auf jeden Fall sicher, daß es kein Geldbedarf im allgemeinen war.«
    Wallander nickte. »Du kannst recht haben. Etwas in der Richtung habe ich auch schon gedacht. Auf jeden Fall will ich wissen, was es war. Morgen will ich mit Eva Persson sprechen. Den Eltern. Hatte keine von beiden einen Freund?«
    »Eva Persson sagte, sie hätte einen.«
    »Aber die Hökberg nicht?«
    »Nein.«
    »Ich glaube, daß sie lügt. Sie hat einen. Und wir werden ihn ausfindig machen.«
    Martinsson machte eine Notiz. »Wer nimmt das in die Hand? Du oder ich?«
    Wallander zögerte nicht. »Ich. Ich will wissen, was hier in diesem Land vorgeht.«
    »Ich bin nur dankbar, wenn ich drum herumkomme.«
    »Ganz kommst du nicht drum herum. Und Hansson und Ann-Britt ebensowenig. Wir müssen herausfinden, was hinter diesem Überfall steckt. Es war versuchter Mord. Und wenn Lundberg stirbt, war es Mord.«
    Martinsson deutete auf die Papierstapel auf seinem Tisch. »Mir ist schleierhaft, wie ich alles, was hier liegt, schaffen soll. Es sind Ermittlungen dabei, die vor zwei Jahren begonnen wurden. Manchmal hätte ich Lust, dem Reichspolizeichef den ganzen Krempel |47| hinzuschicken und ihn zu fragen, ob er mir erklären kann, wie ich das schaffen soll.«
    »Er wird das als Nörgelei und mit dem Hinweis auf schlechte Planung abtun. Und was die schlechte Planung angeht, muß ich ihm teilweise recht geben.«
    Martinsson nickte.
    »Manchmal hilft es, ein bißchen zu jammern.«
    »Ich weiß«, gab Wallander zurück. »Es geht mir genauso. Es ist lange her, daß wir alles schafften, was wir sollten. Jetzt müssen wir eben das Wichtige aussuchen. Ich werde mit Lisa sprechen.«
    Wallander war fast schon durch die Tür, als Martinsson ihn zurückrief. »Mir ist gestern abend etwas eingefallen. Wie lange hast du kein Schießtraining mehr gemacht?«
    Wallander dachte nach. »Fast zwei Jahre.«
    »Ganz wie bei mir. Hansson trainiert für sich. Er ist ja in einem Sportschützenverein. Wie es mit Ann-Britt ist, weiß ich nicht. Außer daß sie wohl immer noch traumatisiert ist nach der Geschichte von vor einem Jahr. Aber laut Vorschrift soll dieses Training regelmäßig absolviert werden. Während der Dienstzeit.«
    Wallander sah, worauf Martinsson hinauswollte. Mehrere Jahre lang keine Schießübungen zu machen konnte kaum als ›regelmäßig‹ gelten. Außerdem konnte es gefährlich werden, wenn man in eine Notlage geriet.
    »Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht«, sagte Wallander. »Aber es ist natürlich nicht gut.«
    »Ich bezweifle, daß ich eine Wand treffen würde«, meinte Martinsson.
    »Wir haben zu viel zu tun. Wir schaffen nur das Allernotwendigste. Wenn überhaupt.«
    »Sag es Lisa.«
    »Ich glaube, das Problem ist ihr bewußt«, erwiderte Wallander zögernd. »Aber die Frage ist, ob sie etwas daran ändern kann.«
    »Ich bin noch nicht vierzig«, sagte Martinsson. »Aber trotzdem ertappe ich mich dabei, daß ich denke, wie gut es früher war. Daß es auf jeden Fall besser war. Nicht so eine Scheiße wie heute.«
    Wallander fand keine passende Antwort. Martinssons Nörgelei |48| konnte manchmal nerven. Er kehrte in sein Zimmer zurück. Es war halb sechs. Er stellte sich ans Fenster und schaute hinaus in die Dunkelheit. Dachte an Sonja Hökberg und fragte sich, warum die beiden Mädchen so dringend Geld gebraucht hatten. Oder ob etwas anderes dahintersteckte. Dann tauchte das Gesicht von Anette Fredman auf.
    Wallander spürte, daß er nicht mehr weiterarbeiten konnte, obwohl viel Arbeit auf ihn wartete. Er nahm seine Jacke und ging. Der Herbstwind schlug ihm entgegen. Das komische Motorgeräusch war sogleich wieder da, als er den Wagen startete. Er verließ den Parkplatz und sagte sich, daß er unterwegs anhalten und einkaufen mußte. Sein Kühlschrank war so gut wie leer. Genaugenommen stand nur eine Flasche Champagner darin, die er bei einer Wette mit Hansson gewonnen hatte. Warum sie gewettet hatten, wußte er nicht mehr. Er beschloß spontan, einen Blick auf den Bankautomaten zu werfen, vor dem am Vorabend ein Mann gestorben war. Bei der Gelegenheit konnte er in einem der Kaufhäuser in der Nähe einkaufen.
     
    Als er geparkt hatte und zu dem Geldautomaten kam, stand eine Frau mit einem Kinderwagen davor und hob Geld ab. Der Asphalt war hart und uneben. Wallander blickte sich um.
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