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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues
Autoren: Annette Meyers
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den Fingern auf dem Tisch getrommelt. »Sie sind eine nette Frau, deshalb sitze ich hier und rede mit Ihnen, aber wenn ich mich verändere, ist das einzige Atmosphärische, was mich interessiert, die Kohle, kapiert?«
    »Auch wenn es eine schwache Firma ist?«
    »Wer fragt schon nach der Firma? Was schert mich das? Ich bekomme das Geld im voraus, wenn also was passiert, habe ich das Geld.«
    »Aber was ist mit Ihren Kunden?«
    »Sie gehen mit mir, wohin ich auch gehe, weil sie wissen, daß ich Geld für sie mache, und wenn sie nicht mitgehen wollen, sollen sie es bleibenlassen. Ich habe sie so leicht bekommen, dann kann ich auch andere bekommen. Der springende Punkt für mich ist das Geld.«
    »Von wieviel Geld reden Sie?« fragte Wetzon mit ruhiger Stimme.
    »Vierzig, fünfzig Prozent vorab. Ich habe das Angebot bereits.«
    Sie zog die Luft ein, spürte, wie sie bis zum Haaransatz rot wurde. »Das kann man fast nicht glauben. Es ist das Höchste, was ich je gehört habe.«
    »Kennen Sie irgendeine andere Tätigkeit, bei der ein armer Junge aus der Bronx auf legale Art absahnen kann?«
    »Das ist mehr, als unsere sämtlichen Kunden zu bieten bereit sind. Das Geschäft ist tatsächlich so gut, daß ich mich frage, worauf Sie noch warten. Warum haben Sie noch nicht zugegriffen?«
    »Ich warte, daß es mehr wird — wenn ich brutto auf vierhundertfünfzig Mille für die laufenden zwölf Monate komme, springe ich ab. Dann mache ich die Fliege. Ich will einen Scheck in der Tasche über zwei und ein Viertel.«
    Wetzon nickte. Die Vorausabsprachen beruhten auf der Bruttoleistung eines Maklers in den letzten zwölf Monaten. Und auf diesem Tummelplatz der Spekulanten brachte jeder Monat, den Barry auf seinem Platz blieb, ihn seinem Ziel näher. »Wie sind Sie an diese Firma herangekommen?«
    »Man hat mich angerufen. Ich habe Beziehungen.« Er zog ein kleines, flaches, ausländisch aussehendes Etui aus der Innentasche, nahm ein Zigarillo heraus und steckte das Etui wieder weg. »Hören Sie, ich verrate Ihnen die Firma, aber Sie müssen mir versprechen, daß Sie es für sich behalten. Ich kenne den Typ, der die Firma leitet. Ein echt gerissener Typ. Hat seine Schäfchen ins trockene gebracht. An Jake kommt keiner heran. Er ist der beste. Ich kann dort eine Menge Geld machen, abgesehen von der Vorauszahlung. Es ist die Art, wie sie mit den Neuemissionen umgehen. Ich sahne groß ab und steige aus. Ich habe nicht vor, das für den Rest meines Lebens zu tun.«
    »Das nenne ich allerdings gute Beziehungen.« Wetzon wußte, ohne zu fragen, daß Barry über das Wunderkind der Finanzwelt sprach, Jake Donahue, der aus einer glücklichen Heirat und einem forschen Sprung in das kleinere Versicherungsgeschäft ein Vermögen gemacht hatte.
    »Ich will Ihnen was sagen«, fuhr Barry großherzig fort, «Sie sind wirklich nett und haben sich mein Gemecker und Gejammer monatelang angehört, ohne mich zu drängen. Ich weiß das zu schätzen. Wenn Sie also etwas anderes auf den Tisch legen, das in Frage kommt, höre ich zu. Schaden kann es jedenfalls nicht.«
    »Jake Donahue.« Sie wickelte gedankenverloren ihre Serviette um das Rührstäbchen. »Das überrascht mich. Donahue fährt nur auf einer Schiene, oder? Sie geben sich doch nur mit Neuemissionen ab. Ihren Neuemissionen.«
    »Eben, und ich werde in der Lage sein, die Hand auf so viele Anteile, wie ich will, zu legen — zehn Mille, fünfzig Mille — , nicht wie bei Merrill, wo zu viele Mäuler zu stopfen sind und man Stiefel lecken muß, um was zu bekommen. Und bei Jake können wir sie hochtreiben, bevor wir sie verkaufen.«
    »Aber manövrieren Sie sich damit nicht aus dem normalen Geschäft heraus? Was ist, wenn der Markt mit Neuemissionen austrocknet? Das hat es schon gegeben, und inzwischen kaufen Ihre Kunden ihre Aktien, festverzinslichen Wertpapiere und Investmentfonds woanders.«
    »Im Moment macht man mit Neuemissionen das große Geld, und da bin ich richtig. Aber Jake expandiert, steigt bei anderen Sachen ein, und ich werde dabeisein. Ich werde zur Stelle sein.«
    »Barry«, hatte sie gesagt und dabei das Rührstäbchen ausgewickelt, »ich möchte furchtbar gern mit Ihnen zusammenarbeiten. Sie sind wirklich gut, aber wie könnte ich Ihnen raten, bei so einem Geschäft nicht zuzugreifen? Sie wären verrückt, wenn Sie es nicht machen würden. Vielleicht arbeiten wir irgendwann in Zukunft einmal zusammen.«
    »Hören Sie, Wetzon, vielleicht kann ich etwas für Sie tun.« Er hatte
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