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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster
Autoren: Jamie McGuire
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Intelligent. Hübsch. Mit einer leisen Art. Ein Geschöpf, dass sich – wenn, dann nur fürs ganze Leben bindet. Unerreichbar, bis sie Grund hat, dir zu vertrauen.
    Während ich an der offenen Tür meiner Wohnung stand und die Asche von meiner Zigarette schnippte, kam mir plötzlich das Mädchen in der blutbespritzten pinkfarbenen Strickjacke bei meinem letzten Kampf in den Sinn. Ohne zu überlegen hatte ich sie Täubchen genannt. Nichts als ein dummer Spitzname, um sie noch verlegener zu machen als sie es ohnehin schon war. Mit den Blutspritzern im Gesicht und den weit aufgerissenen Augen wirkte sie ziemlich harmlos, aber ich sah ihr an, dass das nur an ihrem Outfit lag. Ich schob die Erinnerung an sie beiseite und schaute teilnahmslos ins Wohnzimmer.
    Megan lag träge auf meiner Couch und sah fern. Sie schien sich zu langweilen, und ich fragte mich, was sie immer noch in meiner Wohnung machte. Normalerweise suchte sie sofort ihr Zeug zusammen und ging, nachdem ich sie gevögelt hatte.
    Die Tür knarrte, als ich sie ein Stückchen weiter aufschob.Ich räusperte mich und griff nach meinem Rucksack. »Megan. Ich bin dann weg.«
    Sie setzte sich auf, streckte sich und hängte sich den Riemen ihrer riesengroßen Handtasche über die Schulter. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie überhaupt genug Sachen besaß, um das Ding voll zu machen. Megan erhob sich, schlüpfte in ihre Keilabsatztreter und stöckelte zur Tür hinaus.
    »Schick mir eine SMS, wenn du dich das nächste Mal langweilst«, sagte sie, ohne mich auch nur anzusehen. Dann setzte sie ihre überdimensionale Sonnenbrille auf, ging die Treppe hinunter, völlig ungerührt von meinem Rauswurf. Und genau wegen dieser Gelassenheit war Megan eine meiner wenigen Vielfliegerinnen. Sie heulte mir nichts von verbindlicher Beziehung vor und bekam auch keine Wutanfälle. Sie akzeptierte unser Arrangement so, wie es war, und lebte ansonsten einfach ihr Leben.
    Meine Harley glitzerte in der herbstlichen Morgensonne. Ich wartete, bis Megan vom Parkplatz der Wohnanlage gefahren war, dann lief ich die Stufen hinunter und schloss dabei den Reißverschluss meiner Jacke. Philosophie bei Dr.   Rueser fing in einer halben Stunde an, aber der regte sich nicht auf, wenn man zu spät kam. Und weil das so war, sah ich keinen Grund, mein Leben zu riskieren, um pünktlich dort zu sein.
    »Warte mal!«, rief mir eine Stimme nach.
    Mein Cousin Shepley stand in der Tür zu unserer gemeinsamen Wohnung, mit nacktem Oberkörper und auf einem Bein, während er versuchte, sich eine Socke über den anderen Fuß zu ziehen. »Das wollte ich dich gestern Abend schon fragen. Was hast du eigentlich zu Marek gesagt? Du hast ihm doch irgendwas ins Ohr geflüstert. Danach sah er aus, als habe er seine eigene Zunge verschluckt.«
    »Ich habe mich bei ihm dafür bedankt, dass er vor ein paar Wochenenden mal weggefahren ist, weil seine Mutter sich als eine richtige Wildkatze erwiesen hat.«
    Shepley musterte mich zweifelnd. »Idiot. Das hast du nicht gesagt.«
    »Nein, ich hatte von Cami gehört, dass sie ihn wegen des Besitzes von Alkohol als Minderjähriger in Jones County drangekriegt haben.«
    Er schüttelte den Kopf, dann deutete er in Richtung Couch. »Hast du Megan diesmal übernachten lassen?«
    »Nicht doch, Shep. So gut solltest du mich kennen.«
    »Sie hat also nur auf eine kleine morgendliche Nummer vor dem Unterricht vorbeigeschaut? Eine interessante Methode, um sich für den Tag fit zu machen.«
    »Meinst du, mehr ist da nicht dahinter?«
    »Sentimentale Anwandlungen haben nur andere Leute.« Shepley zuckte mit den Schultern. »Aber das ist Megan. Na ja, wer weiß. Hör mal, ich muss America zum Campus bringen, willst du mitfahren?«
    »Wir sehen uns später«, sagte ich und setzte meine Oakley-Sonnenbrille auf. »Ich kann Mare aber auch mitnehmen, wenn du willst.«
    Shepley verzog das Gesicht. »Äh … nein.«
    Belustigt von seiner Reaktion stieg ich auf meine Harley und ließ den Motor geräuschvoll an. Trotz meiner schlechten Angewohnheit, die Freundinnen seiner Freundinnen anzumachen, gab es selbst für mich eine Grenze, America gehörte zu ihm, und sobald er auch nur Interesse an einem Mädchen zeigte, verschwand es von meinem Radar und kam auch nie mehr in Betracht. Er wusste das. Es machte ihm nur Spaß, mich hochzunehmen.
    Ich traf Adam hinter dem Verbindungshaus von Sig Tau. Er managte den Circle. Nach der nächtlichen Auszahlung beim ersten Kampf hatte ich ihn am nächsten
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