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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Breidablick Baldurs, Himinbiörg Heimdalls, Volkwang Freyas, Glitnir (silbern, das Dach auf goldenen Säulen ruhend) Forsetis, Noatun Niördrs, Landwidi Widars Halle.
    Ausser den im Himmel, in den Himmelsburgen wohnenden Hauptgöttern, den Asen, deren Zahl auf zwölf angegeben wird und welche wir alsbald einzeln betrachten werden, steht die Gruppe der Wanen, ebenfalls Götter, aber nicht asische; zu ihnen zählen vor allem Freya und deren Bruder Freyr. Die verschiedenen Versuche, die Eigenart der Wanen gegenüber den Asen zu bestimmen, sind wenig befriedigend; am meisten dürfte noch die Vermutung für sich haben, dass die Wanen Götter einer besonderen Gruppe von Völkern waren, aber ebenfalls germanischer; man nimmt an, der suebischen Stämme an der Seeküste (Götter des Wassers, des Handels, der bereichernden Seefahrt?). Der Name wird auf ven- (venustus), schön, zurückgeführt. Der Gegensatz von Asen und Wanen steigerte sich einmal bis zum Krieg; aber im Friedensschluss wurden der "reiche" Wane Njördr mit seinem Sohne Freyr und seiner Tochter Freya den Asen, der Ase Hönir, Odins Bruder, den Wanen gegeben; zunächst wurden sie wohl als Geiseln, später aber als gleichberechtigte Genossen aufgenommen und betrachtet.
    Ausser den Asen und Wanen sind nun (neben den Menschen) Elben (Zwerge) und Riesen als besondere Reiche bildend zu unterscheiden (über diese s. unten Buch II, letztes Kapitel).
    III. Die goldene Zeit und die Unschuld der Götter. Deren Schuldigwerden; Kämpfe mit den Riesen; Verluste und Einbussen. Tragischer Charakter der germanischen Mythologie. Bedeutung der Götterdämmerung.
    Um das Wesen, den Grundcharakter der germanischen Mythologie richtig zu erfassen, müssen wir das Wesen der heidnischen Religionen überhaupt untersuchen [Fußnote: Vgl. Dahn, Das Tragische in der germanischen Mythologie. Bausteine I, Berlin 1879.] .
    Auch die heidnischen Religionen, welche Himmel und Hölle, Luft und Feuer, Wasser und Erde, mit Göttern, Göttinnen und übermenschlichen Wesen jeder Art bevölkern, sind zurückzuführen auf den Religionstrieb (entsprechend dem Sprach-, Kunst-, Sittlichkeits-, Rechts-, Wissens-Trieb) d. h. Drang der sich in ihrer Vereinzelung hilflos und haltlos fühlenden Menschenseele, durch den innigsten Zusammenschluss mit der über allen Einzelnen waltenden göttlichen Macht Hilfe, Hort und Halt zu gewinnen. Dabei müssen auch diese Religionen vermöge ihres innigen Zusammenhanges mit der Sittlichkeit, das Göttliche, im Gegensatz zu den Menschen, als sündlos, d. h. heilig, fassen. Das Menschenherz will sich mit seinem Wünschen und Fürchten, mit seinem Hoffen und seinem Leiden unmittelbar an das mitempfindende Herz seines Gottes wenden. Deshalb muss alle Religion das Göttliche als Persönlichkeit fassen. Da nun aber der Mensch keine andre Erfahrung von Persönlichkeit hat als eben von der menschlichen, so muss er sich die göttliche Persönlichkeit notwendig nach dem Muster der menschlichen vorstellen. Aber freilich, nicht wie die Menschen wirklich sind, mit Not und Tod, mit Siechtum und Alter, mühselig und beladen, den Naturgesetzen, den Schranken von Raum und Zeit unterworfen; – nicht also schildern diese Religionen die "seligen Götter, "die den weiten Himmel bewohnen", sondern gelöst von all dem Schmerz und Jammer, dem Bittern und Hässlichen unsrer menschlichen Endlichkeit; sie malen uns den Himmel und die Götter als die idealisierte Erde, bewohnt von idealisierten Menschen.
    Womit nun "malen", mit welchem Werkzeug idealisieren sie? Mit dem allgemeinen und einzigen Werkzeug menschlichen Idealisierens; mittels des Werkzeugs des Kunsttriebes, der Einbildungskraft. Diese nun ist eine glänzende und liebliche, aber gefährliche Gehilfin. Gefährlich deshalb, weil diese Kraft es verschmäht, bei ihren Bildungen auf die Dauer fremden Gesetzen zu gehorsamen; sie folgt willig nur ihrem eignen Gesetz: dem der Schönheit.
    Früher noch als in der bildenden Kunst befreit sich die Einbildungskraft in der Dichtkunst von den althergebrachten, heiligen Formen und von den Bedürfnissen des strengen religiösen Gefühls; so werden die Götter von Anfang mit einem Leibe ausgerüstet, wie er der Eigenart einer jeden solchen Göttergestalt entspricht; Greis, Mann, Jüngling, Knabe, Frau, Mädchen stehen nebeneinander –; ja, schon die Übertragung des Gegensatzes der Geschlechter, – die Göttinnen neben den Göttern – ist doch eine sehr starke Vermenschlichung des
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