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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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aber erschlagen habe ich ihn, weil er sonst mich erschlagen hätte."
    "Hast du ihn getötet, so will ich ihn rächen; steh’ auf und kämpfe mit mir."
    "Ich dachte nicht, dass ein Menschenmann mir Zweikampf bieten dürfte! Nun du danach begehrst, sollst du ihn wahrlich haben."
    Schleunig stand er auf, fasste seine Stange und stapfte dem König entgegen; mit beiden Händen schwang er die Stange empor und schlug nach Dietrich; der unterlief den Riesen, die Stange fuhr über ihn hin, mit dem äussersten Ende in die Erde. Hurtig hieb Dietrich mit Eckesax auf einen Schlag dem Riesen beide Hände ab; da war der Furchtbare sieglos und handlos, fiel um und starb. Das war der letzte Zweikampf, den Dietrich bestanden hat; es fand sich kein Riese noch Kämpe mehr, den er des Kampfes wert hielt.
    Nur eines freute ihn noch; mit Hund und Habicht auf die Jagd reiten und wilde Tiere erjagen, an die sich kein andrer wagte. Auf seinem schnellen Ross Blanka, das ihm Herzog Hadubrand geschenkt hatte, und dem kein andres folgen konnte, ritt er allein auf öden Wegen und durch unwegsame Wälder; denn er fürchtete weder Mensch noch Unhold.
7. Dietrichs Entrückung.
    Einst, nachdem Dietrich ein Bad genommen hatte und auf dem Marmorsitz, rief einer seiner Diener: "Herr, dort läuft ein Hirsch; einen so grossen und schönen hab’ ich nie gesehen."
    Der König sprang auf, hüllte sich in seinen Wollmantel und rief, als er den Hirsch erblickte: "Holt meinen Hengst und meine Hunde!"
    Die Knappen liefen danach, so eilig sie konnten, aber das währte dem König zu lange; da sah er ganz in seiner Nähe einen rabenschwarzen aufgesattelten Hengst stehen.
    Er lief hin, sprang auf und jagte dem Hirsch nach. Indes kamen die Diener zurück und liessen die Hunde los; die wollten aber dem Rappen nicht nachlaufen. Der rannte schneller als ein Vogel fliegt. der behendeste Diener ritt auf Blanka hinterher; – nun folgten auch die Hunde. Dietrich merkte, dass das kein Ross war, was er ritt; er wollte absteigen; doch er konnte sich nicht rühren auf des Hengstes Rücken.
    "Herr," rief der Diener, der immer weiter zurückblieb, "wohin reitest du so schnell? Und wann willst du wiederkommen?"
    "Zu Wotan reit’ ich," – rief Dietrich zurück, – "und ich werde wiederkommen, wann es die Waltenden wollen [Fußnote: Gemeint ist die altheidnische Entrückung und diese ist hier an Stelle des christlich gefärbten Ausdrucks der Aufzeichnung wiedergegeben.] ."
    Bald verschwand der Rappe den Blicken des Dieners, und niemand weiss zu sagen, wohin König Dietrich gekommen ist. Alte Sagen aber gehen um, dass er mit Wotan reitet im "wilden Heere", für und für.
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