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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Alten, der im Dunkel der Halle gewartet hatte, an seine Seite.
    "Willkommen, Hildebrand, du tapferster Held und treuester Mann!" riefen alle zugleich dem Graubart entgegen.
    "So nehmt nun eure Waffen und eure besten Gefolgen und lasst uns reiten, unserm Herrn und König entgegen," sprach Hadubrand und gab das Zeichen, auseinander zu gehen.
    Alle eilten, sich zu rüsten. Am Morgen ritten Hildebrand und Hadubrand mit siebenhundert Mann aus Bern und in den Wald zu König Dietrich. Sie stiegen von den Rossen, knieten vor dem König und huldigten ihm. Der dankte für ihre Treue und küsste Hadubrand; dann ward sein Hengst vorgeführt und er ritt mit ihnen nach Bern. Als der Torwart den Zug kommen sah, stiess er ins Horn und alles Volk der Stadt zog hinaus mit fliegenden Bannern und mit klingendem Spiel, König Dietrich entgegen. Hildebrand mit dem Banner ritt ihm zur rechten, Hadubrand an der andern Seite. Am Tor angekommen, legte Hadubrand seine Hand in die des Königs und reichte ihm einen goldenen Fingerring.
    "Mächtiger König Dietrich," sprach er, "seit Ermenrich mich über Bern und Amalungenland setzte, habe ich das Reich vor Sibich gehütet; nimm diesen Ring, und mit ihm Bern, ganz Amalungenreich und mich selbst und alle meine Mannen als deine Gefolgen."
    Nun boten die Mächtigsten und Vornehmsten dem König und der Königin Geschenke; etliche Höfe und Rosse, andre Schwerter, Brünnen und allerlei Heergerät, wieder andre Gold und Silber und kostbare Kleider. Der König dankte allen und ritt ein an ihrer Spitze in seinen Hof und seine Halle. Hildebrand und Hadubrand führten ihn und Frau Herrad auf den Hochsitz und da kamen Vornehme und Edle, leisteten den Treueid und gaben sich in des Berners Dienst. Zehntausend Gäste sassen an diesem Tag an seinem Tisch. Dietrich schickte Boten über sein ganzes Reich und liess alle Freien nach Bern entbieten. Und sie kamen gezogen Tag auf Tag, übergaben dem König Burgen und Herrschaften und stellten sich zu seinem Dienst.
5. Dietrichs Sieg.
    So sammelte sich in wenigen Tagen ein grosses Heer in Bern und der König zog an der Spitze desselben nach Raben. Hier berief er ein Ting, liess sich von den versammelten Ravennaten huldigen und Streitkräfte stellen. Mit siebentausend Kriegern brach er auf und rückte gegen Süden nach Romaburg, von wo Sibich ihm mit einem Heer entgegenkam; bald stiessen sie aufeinander und eine harte Schlacht begann.
    Mitten im Kämpfen traf eine frische Schar von siebentausend Römern auf dem Walfeld ein und fiel den Amalungen in den Rücken. Da wandte sich Dietrich gegen diese und Hadubrand mit seiner Schar gegen Sibich. Voll stolzen Heldenmutes ritt Dietrich in den Feind, Hildebrand trug ihm das Löwenbanner voran; Männer wie Rosse fielen vor ihnen, nichts konnte ihnen standhalten. Hadubrand sprengte indessen in kampffreudigem Ungestüm gegen Sibich; mit dem ersten Schlag hieb er dem Bannerträger die Hand ab und das Banner entzwei. Nun rannte Sibich ihn an zu grimmem Zweikampf; lange hielt einer dem andern stand; zuletzt sank Sibich tot aus dem Sattel.
    Als er fiel, erhoben die Amalungen brausenden Siegesruf, die führerlosen Römer streckten die Waffen. Sie waren nicht sehr betrübt über Sibichs Verlust; das ganze Heer ergab sich in Dietrichs Gewalt. Der König ritt über das Walfeld zu Hadubrand und dankte ihm für seine tapfere Tat. Dann zog er mit den vereinten Heeren nach Romaburg. Wohin er kam, da wurden ihm Burgen und Städte ausgeliefert. In Romaburg ritt er geradewegs in die Königshalle; als er den Hochsitz Ermenrichs bestiegen hatte, setzte Hildebrand ihm die Krone aufs Haupt, und alle Untertanen Ermenrichs huldigten ihm als ihrem König; die einen aus Liebe, die andern aus Furcht.
    König Dietrich führte nun gar wunderbare Friedenswerke aus; er legte in Romaburg ein Bad an und liess sein Bildnis von Metall anfertigen; wie er, auf Falkas Rücken, in der Linken den Schild trägt, in der Rechten den Königsspeer schwingt. Und die Bild ward in Romaburg auf die Mauer gestellt. Ein andres Erzbild von sich liess er zu Bern fertigen; dort stand er auf einem Mauerturm, das Schwert Eckesax gegen die Steinbrücke der Etsch schwingend.
    Bis über die fernsten Reiche drang der Ruhm seiner Macht und milden Weisheit.
    Herzog Hadubrand empfing Bern und ein weites Land von ihm zu Lehen. Meister Hildebrand wich nicht von des Königs Seite. Aber es kam die Zeit, da ergriff den Alten ein Siechtum, schnell und heftig. Der König sass an seinem Lager,
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