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Wald

Wald

Titel: Wald
Autoren: Mike Waechter
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sagt Svetopluk und applaudiert müde, den Schlegel noch immer in der rechten Hand haltend.
    »Fast könnte man meinen, Narr, Er wolle Uns mit seinem Gedicht belehren, anstatt uns zu belustigen.«
    Der Narr hüpft von dem Tisch herab und verbeugt sich grinsend vor seinem Herrn. Svetopluk winkt ihn ab.
    »Ja, ja. Schon gut. Aber nun Spaß beiseite. Lasst Uns einen Moment des stillen Gedenkens für die Verstorbenen einlegen.«
    Kaum haben sich alle Köpfe im Saal geneigt, als Svetopluk verkündet, »Genug jetzt. Lasst uns weiterfeiern.«
    Er hebt mit der linken Hand einen Becher Honigwein empor, in der Rechten das Hähnchen. Die Krieger tun es ihm gleich und stoßen auf ihr eigenes Wohl an. Envin wartet einen Moment, bis alle Krieger um ihn herum wieder in ihre Feier vertieft sind, steht auf und stellt sich in der Nähe der Eingangstüre in eine dunkle Ecke, von der aus er die Komtess, wie auch Svetopluk. beobachten kann. Den Fürsten jetzt in ein Gespräch zu verwickeln, während er isst, wäre kaum der richtige Zeitpunkt. Soll er sich noch einmal zu Llyle hinüber wagen?
     
    Der Narr hat sich unterdessen neben den schlemmenden Sidus gesetzt und äfft jede seiner Bewegungen nach.
    »Nun, Narr, es scheint Ihn zu inspirieren, neben einem echten Kriegshelden zu sitzen, dass Er mir so sehr nacheifert.«
    »Iwo, hochtrabender Ritter. Ein Held seid Ihr für mich nicht. Inspiriert habt Ihr mich nur, da Ihr Euch beim Essen bewegt wie ein besoffener Pfau beim Schlachtfest. Man ist doch noch lange kein echter Held, nur weil man ein paar Dutzend Soldaten die Bäuche aufgeschlitzt hat.«
    »So!« Sidus lacht ihn mit weit aufgerissen Mund an und blickt in die Runde seiner Krieger. »Wie wird man dann Seiner Meinung nach zum Helden? Erkläre Er es uns! Ich bitte darum.«
    »Oh, nehmt es mir nicht böse, mein hellstrahlender Edelmann. Aber hat Euch denn niemand jemals die großen Geschichten, jahrhundertealt, erzählt? Von den Bezwingern von Seemonstern und den Beschützern der Jungfrauen und von den heiligen Drachentötern?«
    »Natürlich! Wer kennt die Geschichten denn nicht!«
    Sidus lacht und die Meute um ihn herum tut es ihm gleich.
    »So«, setzt der Narr hinter, »sind die Drachentöter denn nicht Eure Vorbilder?«
    Sidus wird nachdenklich.
    »Wovon redet Er? Selbstverständlich!«
    »Nun«, der Narr beugt sich vor, »wenn das Euer Maßstab ist, wie kommt es dann, dass Ihr noch nichts unternommen habt? Zumindest keine Taten, die sich mit denen der echten Helden vergleichen ließen. Ich meine, woher sollen Eure Männer denn wissen, dass Ihr sie vor jedem Unheil bewahren könnt, wenn Ihr noch nie einem Monster gegenüberstandet und ihm den Kopf abgeschlagen habt?«
    Sidus sieht sich einen kurzen Moment schweigend um, dann lacht er laut los.
    »Pah! Er will doch nicht etwa behaupten, es gäbe etwas, vor dem ich Angst hätte? Mache Er sich nicht noch lächerlicher, als er schon ist!«
    »Aber, aber, es war mir noch nie so ernst wie jetzt. Denke der holde Krieger nur einmal an den Drachen, der in den Wäldern im Norden haust, wie soll sich ein neuer tapferer Krieger finden lassen, der gegen das Untier in die Schlacht zieht, wenn nicht einmal Ihr als Heerführer je mit einer Schlange kämpftet?«
    »Ja, ja, schon gut, ich sage Ihm etwas, selbstverständlich weiß ich, dass Er nur versucht, mich aufzuziehen, trotzdem werde ich einen Weg finden, meinen Mut unter Beweis zu stellen. Niemand soll jemals Grund haben, an meiner Ehre zu zweifeln. Und eben, als Er seinen Unsinn von sich gab, da ist mir eine wundervolle Idee gekommen. Wartet nur ab.«
    Sidus schlägt mit der Faust auf den Tisch und steht auf.
    »Hört gut zu, was ich sogleich verkünden werde.«
    Wie einfach das doch war, denkt sich der Narr. Es hat nicht viel gebraucht, um dem Ritter den Bauch zu pinseln – selbst für Sidus’ Verhältnisse.
     
    Envin steht noch immer am selben Fleck. Den Blick auf die Komtess gerichtet. Mittlerweile hat sich die Festgesellschaft etwas aufgelockert, einige Personen laufen umher, manche tanzen um die Musiker herum, die nun in der Mitte des Saales stehen. Envin läuft los. Diesmal wird er nicht mehr im Mittelpunkt stehen, wenn er bei Llyle steht.

    »Na, Envin,« ruft Sidus, als er seinem Bruder in der Nähe vom Tisch der Komtess über den Weg läuft. »Du willst mir doch nicht etwa die Verlobte ausspannen, während ich meinen nächsten Feldzug plane?«
    Sidus lacht. Envin bleibt erschrocken stehen.
    »Nein, äh --- wovon redest Du,
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