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Wald der Masken

Wald der Masken

Titel: Wald der Masken
Autoren: Horst Hoffmann
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Er trat und schlug nach den grünen Panzern, die den Felsen bedeckten. Zusammen mit Ilfa und Roar gelang es ihm endlich, eine Bresche zu schaffen. Der Kruuk stemmte ihn in die Höhe, ließ das Mädchen folgen und warf sich dann selbst in das Getümmel.
    Mythor stockte der Atem, als er die Riesenechsen hinter den Steinen sah, gerade so, als lenkten sie von dort aus die Angriffe ihrer kleineren Artgenossen. Und noch während er hinsah, begannen sie, der kleinen Gruppe von Menschen ihr Drachenfeuer entgegenzublasen.
*
    Es war wie ein Wunder, daß der erste Ansturm der Echsen noch keinen Toten gefordert hatte. Die Baummenschen bluteten aus vielen Wunden, konnten jedoch noch ihren Mann stehen. Mit den Rücken dicht aneinandergedrängt, hielten die Verteidiger ihre Stellung von den kleineren Kreaturen frei. Sie duckten sich unter den Flammenlohen der Riesen, die ihnen nur deshalb nicht die Haare und ihre Kleidung verbrannten, weil die Giganten noch zu weit weg standen. Mythor zählte vier von ihnen, als er etwas Luft hatte und sich mit dem Arm den Schweiß aus dem Gesicht wischte.
    Eine Beinwunde brannte wie Feuer. Er achtete nicht auf sie. Wieder hinein ins Getümmel, die Echsen nicht den Felsen zurückerobern lassen. Aushalten!
    Aber wie lange noch?
    »Sie kommen!« rief Ilfa.
    Die vier Riesen setzten sich auf sie zu in Bewegung.
    »Deine Pfeile, Ilfa!« schrie Mythor. »Nur damit können wir sie erreichen, bevor sie uns rösten!«
    Schon ließ sie ihre Klinge in der Scheide verschwinden und holte den geschwungenen Bogen vom Rücken. Mit der anderen Hand zog sie einen der zweieinhalb Fuß langen Pfeile aus dem Köcher und spannte ihn ein. Mythor und Roar hielten ihr die kleinen Echsen vom Leib, damit sie ruhig zielen konnte. Die Sehne spannte den Bogen nach hinten. Die dreieckige Eisenspitze des Pfeiles war auf das weit aufgerissene Maul eines Giganten gerichtet.
    Einer der Baummenschen fiel und wurde sofort unter den grünen Leibern begraben. Mythor schauderte, als er den Todesschrei hörte.
    »Schnell, Ilfa!«
    Das Geschoß schnellte von der Sehne und traf. Die Eisenspitze durchschlug den Rachen der Echse. Ilfas blitzschnell nachgefeuerter zweiter Pfeil traf mitten ins Herz.
    »Wir können es schaffen, Ilfa! Noch drei von ihnen!«
    Sie donnerten heran. Die Eingeschlossenen mußten sich hinwerfen und flach auf den viel zu kleinen Stein pressen, als das Feuer heranschlug. Mythor schützte den Kopf mit den Armen. An eine Verteidigung gegen die kleinen Echsen war kaum noch zu denken. Allein Ilfa, hinter Roars Körper geschützt liegend, sprang nach jeder Lohe auf und verschoß einen Pfeil.
    Sie tötete den zweiten Giganten.
    »Wir schaffen es!« triumphierte sie. »Wenn die Riesen nicht mehr da sind, sind die kleineren Biester kopflos!«
    »Achtung!« schrie Cobor.
    Die beiden übrigen Kolosse waren nicht mehr aufzuhalten. Einer von ihnen senkte den mächtigen, kantigen Schädel und schien den Felsen mit seinem Stirnhorn sprengen zu wollen. In vollem Lauf rannte er darauf zu, während der andere stehenblieb und die Verzweifelten mit Feuer eindeckte.
    Er gibt seinem Artgenossen Schutz! durchfuhr es Mythor. Es war der allerletzte Beweis dafür, daß diese Echsen klug und gerissen waren. Mythor wußte nicht, was er ihnen noch entgegenzusetzen hätte. Falls er wenigstens nahe genug an eine der beiden herankäme, um sich auf ihren Rücken schwingen zu können…
    Doch immer noch unterschätzte er Ilfas Geschicklichkeit und Entschlossenheit. Wieder nach einer Flammenlohe, als der anrennende Koloß nur noch Schritte entfernt war, spannte sie ihren Bogen, zielte und entließ einen schweren Pfeil auf ein Bein des Giganten. Das geschah so schnell, daß das Auge den Bewegungen kaum zu folgen vermochte. Mythor konnte sich nicht vorstellen, daß der Pfeil der Panzerhaut etwas anhaben konnte. Dann aber erfüllte ein Gebrüll die Luft, das geradewegs aus der tiefsten aller Höllen zu kommen schien. Der Fels erbebte und neigte sich, als der Echsenkörper dagegen prallte – doch nicht mit dem Stirnhorn, sondern mit dem Nacken.
    Ilfas Geschoß war in die weichere Haut direkt über dem Kniegelenk gefahren, hatte das Monstrum zu Fall gebracht und halb im Drehen gegen den Stein schlagen lassen. Sein Genick war gebrochen.
    Die Hälfte der Baummenschen hatten sich mit Sprüngen in Sicherheit gebracht. Sie landeten zwar mitten zwischen dem Echsengewimmel, aber die kleinen Tiere griffen nicht mehr mit der gleichen Wut wie vorher an. Sie konnten
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