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Wahre Helden

Wahre Helden

Titel: Wahre Helden
Autoren: Paul Terry & Kidby Pratchett
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Ponder. »Du meinst den Quästor, Herr. Er braucht die Pillen, weil er verrückt ist.«
    »Ah«, sagte Lord Vetinari, und jetzt zeigte sich etwas in seinem Gesicht: der Gesichtsausdruck eines Mannes, der auf keinen Fall sagen wollte, was ihm durch den Kopf ging.
    »Was Ponder Stibbons meint, Euer Exzellenz«, sagte der Erzkanzler, »ist dies: Es gibt viele Milliarden von Zukünften, die, äh, in gewisser Weise existieren, verstehst du? Es sind mögliche Formen der Zukunft. Aber die erste, die man betrachtet, wird zur Zukunft. Und vielleicht ist es nicht unbedingt eine, die einem gefällt. Offenbar liegt das alles am Unsicherheitsprinzip.«
    »Ach? Und was hat es damit auf sich?«
    »Ich weiß es nicht genau. Stibbons kennt sich mit diesen Dingen aus.«
    Ein Orang-Utan wankte vorbei, mit ziemlich vielen Büchern unter jedem Arm. Lord Vetinaris Blick fiel auf die Schläuche, die schlangenartig vom Omniskop ausgingen, durch die Tür reichten und über den Rasen hinweg zum - wie hieß es noch? - Forschungstrakt für hochenergetische Magie verliefen.
    Er erinnerte sich an die alte Zeit, als Zauberer hager, nervös und voller Tücke gewesen waren. Solche Zauberer wären nicht bereit gewesen, ein Unsicherheitsprinzip längere Zeit zu dulden. Wenn man nicht sicher ist, hätten sie gesagt, was hat man dann falsch gemacht?
    Das Omniskop flackerte und zeigte eine von Schnee bedeckte Landschaft. In der Ferne ragten Berge auf.
    Der Zauberer namens Ponder Stibbons schien sehr zufrieden zu sein.
    »Hast du nicht gesagt, dass ihr ihn mit diesem Apparat finden könnt?«, wandte sich Lord Vetinari an den Erzkanzler.
    Ponder Stibbons sah auf.
    »Haben wir etwas, das ihm gehört hat?«, fragte er. »Irgendein persönliches Objekt? Wir könnten es in den morphischen Resonator legen und ihn dann mit dem Omniskop verbinden. Dadurch sollte er sich eigentlich anpeilen lassen.«
    »Was ist mit den magischen Kreisen und tropfenden Kerzen passiert?«, fragte Lord Vetinari.
    »Oh, die verwenden wir, wenn wir es nicht eilig haben, Herr«, erwiderte Ponder.
    »Ich fürchte, Cohen der Barbar neigt nicht dazu, irgendwelche Dinge zurückzulassen«, sagte der Patrizier. »Abgesehen von Leichen. Wir wissen nur, dass er nach Cori Celesti unterwegs ist.« »Zum Berg in der Mitte der Welt, Herr? Warum?«
    »Ich hatte gehofft, die Antwort auf diese Frage von dir zu hören, Stibbons. Deshalb bin ich hier.« Erneut wankte der Bibliothekar vorbei, mit einer weiteren Ladung Bücher. Auch das war eine typische Reaktion der Zauberer: Wenn sie mit einer neuen und einzigartigen Situation konfrontiert wurden, gingen sie die Bibliothek durch, um festzustellen, ob sich so etwas schon einmal zugetragen hatte. Lord Vetinari sah darin ein Verhalten, das sich gut zum Überleben eignete: In gefährlichen Zeiten verbrachte man den Tag damit, ganz still in einem Gebäude mit sehr dicken Mauern zu sitzen.
    Erneut blickte er auf den Zettel in seiner Hand. Warum waren die Leute so dumm?
    Ein Satz weckte seine Aufmerksamkeit. »Er meinte, der letzte Held sollte zurückbringen, was der erste Held gestohlen hat.«
    Und natürlich wusste jeder, was der erste Held gestohlen hatte.

D ie Götter spielen mit dem Schicksal der Menschen.

    Es sind ganz offensichtlich keine komplexen Spiele, denn den Göttern fehlt es an Geduld.
    Die Spielregeln erlauben es ausdrücklich zu mogeln. Und Götter geben sich Mühe. Alle Gläubigen zu verlieren bedeutet für einen Gott das Ende. Aber ein Gläubiger, der das Spiel überlebt, gewinnt Ehre und zusätzlichen Glauben. Und es überlebt derjenige, der mit den meisten Gläubigen gewinnt.
    Zu den Gläubigen können natürlich auch andere Götter gehören. Götter glauben an den Glauben.
    In Würdentracht, Heimstatt der Götter auf Cori Celesti, fanden immer viele Spiele statt. Von außen betrachtet sah der göttliche Wohnsitz wie eine große Stadt 2 aus. Nicht alle Götter wohnten dort, denn manche waren an ein bestimmtes Land oder, wie im Fall der Geringen Götter, an einen einzigen Baum gebunden. Aber es war eine gute Adresse, ein Ort, an dem man das metaphysische Äquivalent eines glänzenden Messingschilds aufhängen konnte, vergleichbar mit den kleinen, diskreten Gebäuden in den besseren Vierteln einer großen Stadt, die angeblich hundertfünfzig Anwälte und Steuerberater beherbergen, vermutlich in Regalen.
    Für das vertraute Erscheinungsbild der Stadt gab es einen guten Grund: Die Menschen werden von Göttern beeinflusst, und die Götter von
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