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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus
Autoren: H. G. Ewers
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und zu Raumanzügen gehörten natürlich auch Handschuhe. Ihre Träger brauchten sich weder vor scharfen Gesteinskanten auf Welten mit giftiger Atmosphäre oder überhaupt keiner Atmosphäre noch vor hocherhitzten Metallen oder dem Vakuum des Weltraums zu fürchten. Nur Stanzen aus molekülverdichtetem Metall oder Laserschneider eigneten sich zur Bearbeitung dieses Materials – und nur ähnlich wirkende Waffen vermochten ihm etwas anzuhaben.
    Aber weder auf die Einwirkung des einen oder des anderen ließ sich bei genauer Prüfung schließen. Die Schweißnähte waren allmählich aufgeplatzt, das bewiesen die ausgefransten Ränder des feingewebten Materials.
    Ich überlegte fieberhaft.
    Eine Druckpumpe mochte derartige Wirkungen erzielen, wenn man mit ihr ein Gas in den hermetisch abgedichteten Handschuh so lange hineinpumpte, bis der Druck im Innern etwa hundert atü betrug.
    Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, wie jemand diese Prozedur bei einem lebenden Menschen durchführen wollte – bei einem lebenden Menschen im vollen Besitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte, denn bei einem Bewußtlosen oder Toten hätte man nur den Magnetsaum des Anzugs zu öffnen brauchen, um ihn zu töten.
    Folglich war der Besitzer des Handschuhs schon tot gewesen. bevor man mit dem Handschuh experimentierte.
    Denn etwas anderes konnte es nicht gewesen sein als ein Experiment. Die Venusier hatten die Druckfestigkeit des Metapolyestrins erprobt!
    Ich war allerdings sicher, daß die Erprobung nicht am Fundort stattgefunden hatte. Niemand bringt eine Laboreinrichtung auf einer Höllenwelt wie der Venus im Freien unter. Allerdings würde auch kaum jemand, dessen Verstand einwandfrei funktionierte, das Testobjekt anschließend achtlos wegwerfen.
    Ich fluchte innerlich, denn über Sprechorgane im irdischen Sinne verfügte mein Venusierkörper nicht; zur Verständigung zwischen diesen Ungeheuern diente eine organische Sende- und Empfangsanlage, die mit einem Laserstrahl und dem entsprechenden Empfänger arbeitete.
    Mein Fund bedeutete, daß ein venusischer Wissenschaftler den Handschuh verloren hatte – wahrscheinlich, während er vom Labor zu seiner Unterkunft kroch oder umgekehrt.
    Das wiederum bedeutete, daß ich mich ganz in der Nähe einer venusischen Stadt befand – oder worin auch immer die Venusier wohnen mochten.
    Ich beruhigte mich jedoch sehr bald wieder. Schließlich gehörte es zu meinen Aufgaben, einen Venusier zu fangen und über ihre gesellschaftlichen Verhaltensweisen auszufragen, damit ich mich anschließend unauffällig unter sie begeben konnte.
    Zuvor jedoch mußte ich MOBY DICK finden und genau untersuchen!
    Hastig kroch ich weiter, während ich angespannt auf das Klicken des Detektorgerätes ›horchte‹, das man in meinen biosynthetischen Körper eingebaut hatte.
    Bis jetzt zeigte das Klicken jedoch nur die Metalltrümmer an, die vom Landungsboot übriggeblieben waren. Zwar hatte Professor Sergius Cato, der Chefwissenschaftler der Expedition, versichert, die Plattform läge nicht weiter als fünfhundert Meter von meinem Landeplatz entfernt, aber auch das Genie Cato war kein Hellseher und konnte nicht wissen, ob MOBY DICK nicht inzwischen an einen anderen Ort transportiert worden war. Die Venusier jedenfalls hätten Grund dazu gehabt, wenn sie mit einer Untersuchung rechneten – und bei allem, was ich über diese Intelligenzen wußte, hatten sie sicher nicht den Fehler begangen, die Menschheit zu unterschätzen.
    Denis Dubois, der Beauftragte der Weltregierung, vertrat die Meinung, die Venusier wollten die Erde für sich erobern, damit ihnen die Mühe der laufenden Umweltanpassung erspart bliebe. Das war ein einleuchtendes Motiv für die Sabotageaktionen der falschen Stationsbesatzung. Mir würde es überlassen bleiben herauszufinden, ob die Venusier über eigene Raumschiffe verfügten, mit denen sie die endgültige Invasion durchführen konnten oder auf welchem Wege sie sich in den Besitz fremder Raumschiffe setzen wollten, die logischerweise nur irdische sein konnten.
    Denn es gab in unserem Sonnensystem nur die Menschen und die Venusier!
    Ich mußte innerlich grinsen.
    Wer sagte uns, daß es wirklich nur zwei intelligente Rassen im Sonnensystem gab?
    Hatten wir es nicht vor einem halben Jahr noch für unmöglich gehalten, daß auf der Venus intelligentes Leben existierte?
    Und konnten wir uns hinsichtlich des Jupiter, des Saturn oder einiger ihrer Monde nicht ebenso geirrt haben?
    Am unsichtbaren
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