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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht
Autoren: Leipert Sabine
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schon vor zwölf wieder gegangen.
    »Ach, die Party war der absolute Reinfall. Ich kannte keinen.« Dann warf sie mir einen merkwürdigen Blick zu. »Nur Köppi war kurz da. Ich wusste gar nicht, dass ihr euch kennt.«
    Köppi war der Künstlername von Klaus. Und um jedes tiefere Nachbohren ihrerseits zu verhindern, stürzte ich mich auf Tinas Alkohol- und Essensmitbringsel, denn Tina hatte die Angewohnheit, sich den Eintrittspreis in Naturalien zurückzuholen, wenn eine Fete schlecht war. Trotzdem ließ sie nicht locker. »Kann es vielleicht sein, dass Köppi was von dir will?«
    Ich verschluckte mich an einem Sushi-Stückchen und versuchte, das Häppchen mit Champagner hinunterzuspülen, wobei der Schaum den Stau in meiner Speiseröhre nur noch verschlimmerte.
    »Interview«, hustete ich und hoffte, die Frage sei damit beantwortet.
    »Waaaas? Du hast ihn interviewt?«, rief sie entsetzt.
    »Natürlich. Du hattest mir ihn und seine Band doch empfohlen, als Frank mir diesen blöden Artikel über Kölner Nachwuchsbands aufs Auge gedrückt hatte«, spielte ich die Angelegenheit herunter. Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber Tina war an dem besagten Abend schon so betrunken gewesen, dass sie sich hoffentlich nicht mehr an die Einzelheiten erinnern konnte. Eigentlich war der Abend vor vier Wochen so verlaufen, dass ich wutentbrannt in unsere Stammkneipe gestürzt war und den anderen vorgejammert hatte, dass ich von Musik nicht die geringste Ahnung hätte. Als Tina aus Spaß meinte, dass sie den Sänger einer Kölner Hardrock-Cover-Band kenne, der aber mit seinen zweiunddreißig Jahren kaum noch zu den vielversprechenden Nachwuchsmusikern zählte, wurde ich hellhörig. Einen Tag später hatte ich Köppi ausfindig gemacht und konnte ihn ohne Probleme zu einem Interview überreden, nachdem ich nebenbei das Wort Titelstory fallen gelassen hatte. Köppi, oder Klaus, wie er von mir genannt werden wollte, schlug vor, mir eine CD seiner Band vorzuspielen, damit ich mir ein besseres Bild von ihrer Musik machen konnte. Ich hielt das damals für einen guten Einstieg in meine Recherche. Nur leider blieb die Musik an dem Abend nicht das Einzige, wovon ich mir ein besseres Bild machte. Klaus stimmte eine Rockballade an, sah mir dabei tief in die Augen, und zwei bis drei Bier später kamen wir uns bei seinem Versuch, mir ein paar Gitarrengriffe beizubringen, überraschend näher. Während ich noch glaubte, tiefergehende Recherche zu betreiben, hatte Klaus schon den Feierabend eingeläutet und war zum gemütlichen Teil übergegangen. Aber das fiel mir dummerweise erst auf, als seine Lippen bereits meinen Nacken erkundeten und ich keine geeignete Gelegenheit mehr für einen deutlichen Hinweis auf mein rein berufliches Interesse fand. Einige Tage später erfuhr ich von Özlem, dass Klaus Tinas Wunschkandidat Nummer Eins war, was mich in einen tiefen Gewissenskonflikt stürzte. Nicht zuletzt, weil Klaus mir jede Menge Material zukommen ließ, das ich nur noch fein säuberlich zu einem Artikel zusammenfügen musste. Meine ungewöhnlich gründliche Recherche in der Kölner Musikszene war irgendwann allerdings auch Frank nicht mehr entgangen, was ihn leider dazu bewog, mir sowohl beruflich, trotz meines gelungenen Artikels, als auch privat zu kündigen.
    Das alles ging mir durch den Kopf, als Tina ihre Frage noch einmal lauter und etwa drei Oktaven höher wiederholte: »Du hast ihn interviewt?!!«
    »Ja, na und?« Ich versuchte es möglichst unspektakulär klingen zu lassen und stopfte mir ein weiteres Sushi-Häppchen in den Mund. Offenbar traute Tina meiner Interviewtaktik nicht so recht, denn sie schaute mich immer noch argwöhnisch an.
    »Ach, komm schon, Tina, was ist denn dabei?«, nuschelte ich mit vollem Mund.
    »Hast du etwa mit ihm geschlafen?«
    Ich verschluckte mich auch an meinem zweiten Sushi-Stückchen. »Was?«, keuchte ich und schnappte nach Luft.
    »Na, ob du mit ihm in die Kiste gesprungen bist?«
    In meinem Kopf überstürzten sich die Gedanken. Ich konnte ihr unmöglich die Wahrheit erzählen, auf jeden Fall nicht jetzt, wer sollte mir dann morgen helfen, die Möbel hochzuschleppen? Außerdem wusste ich ja damals noch gar nicht, dass sie in Klaus … als ich … Im Übrigen war mir Klaus vollkommen egal, ich hatte schließlich genug Sorgen. Tina sollte jetzt bloß nicht so tun, als sei sie die Unschuld vom Lande.
    Ich arbeitete noch an meiner Verteidigungsstrategie, als Özlem plötzlich weinend um die Ecke kam
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