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VT09 - Die tödliche Woge

VT09 - Die tödliche Woge

Titel: VT09 - Die tödliche Woge
Autoren: Dario Vandis
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Grauhäutigen genommen worden.
    Wenige Meter vor ihr wehrten sich einige Gardisten mit letzter Kraft und sandten Pfeil um Pfeil auf die Gruh, die nacheinander über die Palisaden kletterten. Doch das Spannen der Armbrüste brauchte zu viel Zeit. Immer mehr Grauhäutige kletterten über die Leichen ihrer Artgenossen, die sich vor den Palisaden zu Bergen auftürmten und auf diese Weise eine grausige Aufstiegshilfe bildeten.
    Marie selbst schoss, bis sich nur noch ein letzter Bolzen in ihrem Köcher befand. Sie spannte die Armbrust erneut, setzte, den Säbel in der anderen Hand, über die Leiche eines Gruh hinweg und rannte den Wehrgang auf den Palisaden entlang, um den Gardisten zu Hilfe zu kommen, die jetzt von beiden Seiten eingekreist wurden.
    Ein Gruh, dem der linke Arm abgetrennt worden war, wankte frontal auf sie zu. Marie schlug zu, und die Kreatur stürzte über die Brüstung. Doch sofort nahm ein anderer, nicht minder blutgieriger Artgenosse ihren Platz ein. Maries Fußtritt beförderte ihn über die Balustrade.
    Dann war sie mitten zwischen den Ungeheuern. Zwei, drei weitere erwischte sie mit dem Säbel und trennte ihnen die Köpfe ab. Doch die Brüstung war jetzt übersät von Gegnern, ein Durchkommen unmöglich. Marie blieb nichts übrig, als das verlorene Häuflein Gardisten sich selbst zu überlassen.
    Sie sprang vom Wehrgang hinunter und rannte über den Platz. Einzelne Gruh streckten die Klauen nach ihr aus. Marie tauchte darunter weg, suchte nach einer Möglichkeit, sich zu verbarrikadieren, bis die Wolkenstadt auftauchte. Doch nur ein Brunnen mit einer Seilwinde, um den sich vereinzelte Gruh zusammengerottet hatten, befand sich in Reichweite. Zwischen ihnen kämpfte ein Gardist auf verlorenem Posten.
    Marie handelte, ohne lange zu überlegen. Wie eine Rachegöttin warf sie sich zwischen die Gruh. Jeder Schlag ihres Säbels trennte ein Bein, einen Arm oder einen Kopf vom Körper, aber gleichzeitig schienen Dutzende Gliedmaßen nachzusetzen. Marie spürte Hände auf ihrer Haut, scharfe Fingernägel, die sich durch ihre Kleidung bohrten und blutige Striemen zogen. Sie infizieren mich. Kurz blitzte der Gedanke an Doktor Aksela in ihr auf, und sie dachte an den Vortrag, den die Ärztin ihr vor wenigen Stunden gehalten hatte. Sie war immun gegen das Gruhgift – jedenfalls gegen jene neue Variante, die durch Kinga auf sie übertragen worden war. Ob sie auch gegen das normale Gruhgift immun war, würde sich zeigen – sofern sie aus diesem Gemenge noch lebend herauskam.
    Neben ihr ertönte ein qualvolles Gurgeln.
    Der Gardist wurde zu Boden gerissen. Seine Kehle war zerfetzt. Ein breiter Blutstrom quoll in Schüben zwischen den Hautfetzen hervor. Noch ehe der Tod einsetzte, versuchten die Gruh bereits, an das Gehirn des Sterbenden zu gelangen.
    Marie nutzte den kurzzeitigen Freiraum, um sich auf den Brunnen zu schwingen. Eine Gruhklaue erwischte sie am Fuß, sodass sie hart auf die Umrandung schlug und um ein Haar in den Brunnenschacht gestürzt wäre. Der Säbel entglitt ihrer Hand und verschwand in der Menge. Jetzt blieb ihr nur noch die Armbrust – mit einem einzigen verbliebenen Bolzen!
    Knurrende Gestalten drängten sich um den Brunnen, zerrten an Maries Füßen.
    Sie fühlte, wie die Schwäche sie übermannte. Ihr Körper war von Wunden übersät, ihre Kleidung blutdurchtränkt. Jetzt machte sich auch die Blutentnahme im Haus der Heiler bemerkbar.
    Doktor Aksela hatte Recht gehabt. Es war ein Fehler gewesen, in den Kampf zu gehen. Nun würde sie sterben, ohne auch nur einen einzigen Gardisten oder Bürger aus Muhnzipal vor dem Tod gerettet zu haben.
    Einer letzten Eingebung folgend, drehte Marie die Armbrust herum und richtete den letzten Pfeil, der ihr noch geblieben war, auf ihr eigenes Herz. Lieber würde sie sich selbst töten, bevor sie in die Hände dieser Bestien fiel!
    Aber ihr Finger krümmte sich nicht.
    Sie brachte es einfach nicht fertig, abzudrücken!
    Mit einem wütenden Schrei riss sie die Armbrust herum und jagte dem erstbesten Gruh, der an ihren Kleidern hing, den Pfeil aus nächster Nähe in die Stirn. Der Schädel zerplatzte förmlich unter der Wucht des Schusses, und der Gruh ging zu Boden. Sofort waren andere über ihm und nahmen seinen Platz ein.
    Marie taumelte. Alles verschwamm vor ihren Augen. Sie spürte die Klauen, die brennenden Wunden auf ihrer Haut. Die Gruh packten sie und zerrten sie herab. Marie kam auf der Brunnenumrandung zu liegen. Schmerzen. Weitere Wunden.
    Bisse
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