Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt
Autoren: Dario Vandis
Vom Netzwerk:
umherirrten und sich auf Tiere stürzten, weil sie keine menschlichen Opfer mehr fanden…
    Seine wirren Gedankengänge wurden unterbrochen, als der Kriegsminister Wabo Ngaaba die Runde der Gardisten verließ und sich zu ihm gesellte. »Warum sitzt du so abseits? Du bist jetzt ein Teil der Gruppe.«
    Nabuu erwiderte nichts. Glaubte Wabo das etwa wirklich? Nein, er sagte es nur, um ihn aufzuheitern.
    »Du grenzt dich selbst aus«, stellte Wabo fest. »Du solltest den Männern eine Chance geben. Sie werden schon noch erkennen, was für ein tapferer Krieger du bist.«
    »Ich bin kein Krieger. Ich bin nur ein Woormreiter«, sagte Nabuu automatisch.
    »Du hast uns hierher begleitet, mitten in das Herz des Gruhreiches. Das braucht mehr Mut, als ein einfacher Woormreiter hat.«
    Nabuu wusste nicht, ob er sich über das Lob freuen oder darüber ärgern sollte, dass Wabo Ngaaba so geringschätzig über die Woormreiter sprach. »Wohin wird Niemand uns führen?«, erkundigte er sich.
    »Zu den Gruh. Das hat er selbst gesagt.«
    »Und Sie glauben ihm?«
    »Glaubst du ihm denn nicht, Nabuu?«
    Nabuu hob die Achseln. »Er ist offensichtlich scharf auf die Armbrust. Sie werden sie ihm doch nicht wirklich geben, wenn wir auf die Gruh treffen, oder?«
    »Wenn wir auf die Gruh treffen, wird sich alles fügen«, orakelte Wabo.
    Nabuu ließ die Schultern hängen. »Die Gruh sind zu viele. Sie werden uns töten, ohne dass wir etwas erreicht haben.«
    »Du vergisst die Prinzessin.«
    »Die Prinzessin ist bestimmt längst tot.«
    »Da magst du Recht haben, aber es ist unsere Pflicht, alles zu unternehmen, um sie zu retten.«
    »Auch wenn wir dafür sterben müssen?«
    Wabo Ngaaba nickte. »Unser Eid, den wir dem Kaiser geschworen haben, verpflichtet uns dazu.«
    Nabuu begann die Gardisten mit anderen Augen zu sehen. Sie waren zwar arrogant, aber auch sie glaubten an etwas – daran, dass sie das Richtige taten, indem sie ohne zu zögern ihr Leben für die Prinzessin riskierten.
    »Was ist der Kaiser für ein Mensch?«, wollte Nabuu wissen.
    Wabo lächelte in sich hinein. »Er ist klug, und obgleich er so viel weiß wie niemand sonst auf der Welt, ist er immer noch wissbegierig und möchte noch mehr erfahren.«
    »Weiß er, woher die Gruh stammen?«
    »In der Wolkenstadt des Kaisers gibt es viele Ärzte, die dem Geheimnis der Gruh bereits auf der Spur sind.«
    »Was heißt das?«
    »Dass es vielleicht ein Mittel gibt, um die Gruh auszurotten und die Seuche einzudämmen.«
    »Aber diese Ärzte sind nicht hier!«
    Wabo lächelte nachsichtig. »Erzähl mir etwas über die Maelwoorms. Benutzt ihr sie für die Ernte auf den Feldern?«
    »Ja. Sie pflügen durch die Erde und erleichtern uns die Erntearbeit.«
    »Können Sie die Pflanzen zum Wachsen bringen durch ihre Kräfte?«
    »Nein«, sagte Nabuu erstaunt.
    »Können Sie Mais- und Kartoffelsamen voneinander unterscheiden, damit sie auch nicht die falschen Pflanzen aussäen?«
    »Nein.«
    »Dann verstehst du vielleicht, wozu wir die Ärzte in Wimereux-à-l’Hauteur brauchen. Wir hier unten sind nur die Maelwoorms, die durch das Erdreich pflügen. Wir machen unsere Arbeit. Aber das Gelingen unseres Auftrags hängt von ganz anderen Menschen ab.«
    Nabuu runzelte die Stirn. So hatte er die Sache noch gar nicht betrachtet.
    »Aber die Ärzte können uns hier unten nicht helfen«, widersprach er. »Wer einmal zu einem Gruh wurde, ist für immer verloren.«
    Wabo schien zu überlegen, wie viel er Nabuu verraten durfte. »Der Kaiser vermutet, dass die Gruh-Krankheit einen Erreger hat. Etwas, das durch Blut und Speichel übertragen wird. Er gab den Ärzten den Auftrag, diesen Erreger zu finden und ein Gegenmittel herzustellen.«
    Hoffnung glomm in Nabuu auf. Wenn diese Ärzte wirklich so klug waren, wie Wabo sagte, dann war vielleicht doch nicht alles verloren. Der Kaiser musste tatsächlich ein außergewöhnlicher Mann sein.
    Unter den Gardisten wurden Stimmen laut.
    Nabuu blickte auf und sah gerade noch, dass Niemand aufgesprungen war und zu einer Felsspalte lief, die im Zickzack einige Meter zwischen den Gardisten und Wabo und Nabuu an der Wand verlief. Dort sank er auf alle viere nieder und schnüffelte an der Spalte.
    »Was ist los?«, rief Hauptmann Cris spöttisch. »Hast du eine Maus gesehen?«
    Niemand wich von der Felsspalte zurück. »Habe gehört! Kann sie riechen.«
    »Was kannst du riechen?«, fragte Cris unbekümmert.
    »Gruh! Rieche schreckliche Gruh!«
    In der Stille war ein Rascheln
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher