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VT05 - Tag der Vernichtung

VT05 - Tag der Vernichtung

Titel: VT05 - Tag der Vernichtung
Autoren: Jo Zybell
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sahen ihre Chefin an, eine bleicher als die andere. Vera schluckte. »Informiert die Kollegen auf den anderen beiden Einheiten. Und dann kümmert euch wieder um eure Patienten. Ich bereite alles in der Notaufnahme vor.«
    Die Kolleginnen nickten. Eine rauschte aus dem Kontrollraum und lief über den Gang zu den hinteren beiden Einheiten, die andere wandte sich dem Kontrollcomputer zu, überflog die angezeigten Vitalwerte und ging dann mit einem Tablett voller Spritzen in eines der drei Beatmungszimmer.
    Vera van Dam wischte sich die feuchten Hände am blauen Hosenanzug ab und verließ den Kontrollraum. Vera hatte die Verantwortung über eine chirurgische Intensivstation mit neun Betten. Fünf davon waren Beatmungsbetten. Die Notaufnahme lag direkt neben der UV-Schleuse vor dem Eingang.
    Bewusst langsam legte sie Schritt für Schritt vom Kontrollraum zur Notaufnahme zurück. In ihrer Freizeit unterrichtete Vera Tai Chi – sie verstand etwas von Selbstbeherrschung, Energiefluss und Konzentration. Als sie über die Schwelle der Notaufnahme trat, schlug ihr Herz wieder gleichmäßig und ihr Atem strömte tief und ruhig.
    Sie schob den Notfallwagen zwischen die beiden Liegen und zog die üblichen Notfallmedikamente auf. Auch die wichtigsten chirurgischen Instrumente für eine Blutstillung oder für Notfallpunktionen legte sie bereit. Danach bereitete sie drei Infusionen vor und hängte sie an einen Infusionsständer.
    Anschließend schob sie ein Beatmungsgerät an die Liege und kontrollierte Schläuche, Tubi und Intubationsinstrumente.
    Jeder Griff saß, und obwohl Vera schnell arbeitete, wirkte sie keineswegs hektisch, sondern ruhig und sicher. Zum Schluss schaltete sie den Defibrillator ein und bestrich seine beiden Plattenelektroden mit Kontaktgel.
    Als sie fertig war, überblickte sie noch einmal sämtliche Instrumente und Medikamente. Nichts hatte sie vergessen, alles lag griffbereit, was man brauchte, um Schwerverletzte im Schockzustand oder mit Herzkreislaufstillstand zu behandeln.
    Vera leitete die Station seit drei Jahren, sie hatte Routine.
    Sie verließ die Notaufnahme um zurück in den Kontrollraum 1 zu gehen. Sie wollte mit der Zentrale und der Pathologie telefonieren. Die Polizei musste längst im Haus sein. Eine Kollegin stürzte aus dem Kontrollraum, rannte sie fast um und stolperte in die Schleuse. »Was hast du vor?«
    »Abschließen!«, hechelte die junge Schwester. Sie drehte sich nach ihrer Chefin um. »Ein Anruf von Axel aus der Pathologie – dort unten ist die Hölle los!« Axel war einer der Pfleger, die mit den Assistenzärzten in die Pathologie gelaufen waren. »Ich soll die Station abschließen!«
    »Bist du übergeschnappt? Die Station wird selbstverständlich nicht abgeschlossen!«
    In diesem Moment stieß jemand von außen die Milchglastür auf, wankte in die UV-Schleuse und torkelte gegen die Wand: Van de Vetering. Der Chefchirurg presste beide Hände gegen seine linke Halsseite. Sein Kragen und der Brustteil seines weißen Mantels waren blutgetränkt, zwischen seinen blutigen Fingern spritzte das Blut im Rhythmus seines rasenden Herzschlags heraus.
    »Um Gottes willen!«, stöhnte Vera. »Die Halsschlagader!«
    Sie lief zu ihm. »Alles fertig machen für eine Notoperation!«, brüllte sie und kniete neben ihn. »Rufen Sie im OP an!«, befahl sie der jungen Schwester.
    »Abschließen«, stöhnte der Chefarzt. »Schließen Sie die Tür ab…« Die junge Schwester fummelte mit zitternden Händen den Schlüssel ins Schloss. Jemand schob eine Trage herbei.
    Vera legte dem Arzt einen Druckverband an. »Er verblutet uns unter den Händen! In die Notaufnahme, schnell!« Zwei Pfleger hievten den großen Mann auf die Trage und schoben sie durch die Tür zur Notaufnahme. »Ein Arzt in die Notaufnahme!«, brüllte Vera.
    Plötzlich krachte es und Glas splitterte. Vera fuhr herum – die Eingangstür war zerbrochen! Jemand hatte einfach einen Feuerlöscher durch das Milchglas geschleudert. Eine nackte Gestalt stieg durch das von spitzen Glassplittern gerahmte Loch in der Tür. Sie war klein und schmächtig, ihr Brustbein kläffte halb auseinander, ihre Stirn war aufgeschlitzt, die Haut grau-violett.
    »Lupo«, flüsterte Vera. Sie stand wie fest gewachsen, begann am ganzen Körper zu zittern und zwang sich dennoch, ruhig zu atmen. Die junge Schwester stand noch nahe an der Schleuse. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, drehte sich um und rannte los.
    Lupo holte aus und schleuderte ihr einen schweren
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