Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voyager 018 - Seven of Nine

Voyager 018 - Seven of Nine

Titel: Voyager 018 - Seven of Nine
Autoren: Christie Golden
Vom Netzwerk:
die letzte aller Grenzen zu
    erforschen. Sie war so oft mit dem Tod konfrontiert gewesen,
    dass es ihr schwer fiel zu glauben, diesmal wirklich keine
    Chance mehr zu haben.
    Ein Teil von ihr dachte voller Zorn daran, dass Tamaak
    Tausende von Unschuldigen umbringen wollte. Damit
    enttäuschte er Janeway sehr. Sie hatte nicht geglaubt, dass er zu
    so etwas fähig war. Doch hier sah sie den Beweis: eine
    leuchtende Kugel, die zur Bühne fiel, um vor dem Imperator zu
    explodieren.
    Aber es kam nicht zu einer Explosion.
    Die Kugel zerbrach wie Glas. Splitter flogen in alle
    Richtungen, und glühender Dunst stieg auf, bewegte sich so, als
    stecke Leben in ihm. Er wandte sich hin und her, strebte dann in
    Beyteks Richtung. Der sonderbare Nebel drang ihm in Nase,
    Augen und Mund, schien ihn geradezu zu vergewaltigen. In
    Agonie neigte er den Kopf nach hinten, gab jedoch keinen Laut
    von sich.
    Und dann blieb er nicht länger still.
    Beytek öffnete den Mund so weit wie nie zuvor und stieß die
    grässlichsten Laute aus, die Janeway jemals gehört hatte. Sie
    schnitten durch ihre Seele. Ihr eigener Mund klappte auf, zu
    einem lautlosen Schrei der Pein. Sie sank auf die Knie und
    presste die Hände an die Ohren, um sich vor den schrecklichen
    Geräuschen zu schützen.
    Das Kreischen bestand nicht nur aus Stimmen, sondern schien
    aus Geist und Seele zu kommen. Von einem Augenblick zum
    anderen begriff Janeway, was sie hörte: die letzten Gedanken
    und Gefühle von Milliarden Skedanern, als sie das Ende ihrer
    Welt kommen sahen.
    Janeway rollte sich auf der Bühne zusammen, und heiße
    Tränen des Mitgefühls rannen ihr über die Wangen. Sie konnte
    kaum mehr atmen und schluchzte hilflos, war in der Macht von
    Tamaaks Waffe so gefangen wie eine Fliege in einem
    Spinnennetz.
    Um sie herum reagierten die anderen Personen auf ähnliche
    Weise. Janeway hätte nie gedacht, Tuvok einmal weinen zu
    hören.
    Als die Torte geöffnet wurde, begannen die Vögel zu singen –
    war das nicht ein schmackhaftes Mahl, um für einen König zu
    erklingen? Tausende erlebten das von Tamaaks Waffe
    verursachte Chaos, doch nur Seven weinte voller Freude.
    Endlich wusste sie, was es mit dem Kinderreim auf sich hatte.
    Dies war die Bedeutung der vierundzwanzig schwarzen Vögel.
    Die ganze Zeit über hatte sie nicht nur die Präsenz der Waffe
    gespürt, sondern auch von ihrer Wirkung gewusst.
    Die Torte war geöffnet worden, und jetzt sangen die Vögel.
    Sie sangen mit den Stimmen der Unschuldigen, die unsagbares
    Leid hatten ertragen müssen. Und es war ein schmackhaftes
    Mahl für den Imperator, der ganz allein die Verantwortung trug.
    Alle hörten die psychischen und physischen Schreie der
    Sterbenden, selbst jene, die das Geschehen auf Bildschirmen
    beobachteten.
    Aber nur Beytek fühlte die Schmerzen eines ganzen
    sterbenden Volkes.
    Tränen quollen aus Sevens einem organischen Auge und
    rannen ihr über die Wange. Sie hob den Kopf und sah
    vierundzwanzig schwarze Vögel, die in einem engen Kreis
    flogen. Und dann, so schnell hintereinander, dass der Vorgang
    nur wenige Sekunden dauerte, verschwanden jene Personen,
    deren Erinnerungen Seven geteilt hatte.
    Sie schluchzte voller Kummer, als sie nach Tagen in der
    Gesellschaft von Tausenden jähe Einsamkeit spürte. Plötzlich
    war sie wieder allein. Die Vögel flogen immer schneller, bis sie
    vor Sevens tränennassen Augen zu einer neuen Gestalt
    verschmolzen, der Gestalt eines Mädchens.
    Annika Hansen lachte und drehte sich fröhlich um die eigene
    Achse, wodurch ihr weißes Kleid wehte und sich in Schwingen
    zu verwandeln schien. Ihr blonden Locken wogten hin und her.
    Schließlich verharrte sie und sah Seven of Nine an. Sie lächelte,
    zeigte dabei perfekt geformte weiße Zähne, hob die Hände zu
    den Lippen und warf Seven einen Kuss zu.
    Dann verschwand sie.
    24
    Die Stille übte wie etwas Substantielles Druck auf Janeways
    Ohren aus. Ihr Körper schien eine ganze Tonne zu wiegen, als
    sie versuchte, den Kopf zu heben und das Haar aus den Augen
    zu streichen.
    »Beytek«, krächzte sie. Neben ihr standen Tuvok und Neelix
    auf. Sie wirkten ebenfalls erschöpft.
    Beytek befand sich dort, wo Janeway ihn zuletzt gesehen
    hatte. Er rührte sich nicht von der Stelle, blieb so reglos wie eine Statue, die Augen weit aufgerissen. Der Mund war noch immer
    geöffnet, aber jetzt kam kein Laut mehr daraus hervor. Im einen
    Mundwinkel bildete sich ein silbergrauer Speichelfaden. Die
    Augenbeutel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher